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Heino im Porträt: Erst Musiker im Striplokal, dann deutscher Schlagerstar

Heino wird im nächsten Jahr 70 und hat immer noch kein Bundesverdienstkreuz. Das wurmt nicht nur den Sänger, sondern offenbar auch die Autoren seines ARD-Porträts.

„Ob Deutschland ihm seinen Einsatz für das Vaterland und seine Kultur noch danken wird?“, fragen Hans-Jürgen Börner und Tom Ockers ganz ernsthaft am Ende ihres Films „Der deutsche Heino“, heute im Ersten zu sehen. Dazu zeigen sie Bilder von einem Auftritt in China – Heino als Kulturbotschafter. Zuvor hatten der Star und seine Frau Hannelore auf der Straße Fruchtgummis in Heino-Form an die Chinesen verteilt. Man sieht, beim Thema Volksmusik paaren sich unfreiwilliger Humor und Sendungsbewusstsein.

Das war schon immer so, und wenigstens das macht den Film von Börner und Ockers sehenswert. Angefangen beim ersten Archivschnipsel, bei dem ein weiblicher Heino-Fan aus den sechziger Jahren erklärt: „Wer die Musik nicht hören kann, soll in den Urwald gehen oder in die SPD eintreten.“ Auch all die Parodien, etwa Otto Waalkes’ Heino-Zombies, sind hübsch anzusehen. Und mittlerweile hat Heino selbst einige selbstironische Auftritte vorzuweisen: Er tanzte ungelenk zu seinem erfolgreichen Enzian-Rap und ließ sich in einem Werbespot wie Troubadix an einen Baum fesseln. „Heino bricht die Erwartungen, aber nur wenn es etwas bringt“, kommentieren die Autoren, diesmal mit kritischem Unterton. Das sieht Herbert Feuerstein ähnlich. Er nennt Heino politisch naiv, aber einen Verkaufsstrategen.

Bevor der Düsseldorfer Heinz Georg Kramm zu Heino wurde, war er Bäckerlehrling, Musiker in einem Leverkusener Striplokal und Toilettenpapier-Verkäufer. Erst Produzent Ralf Bendix machte aus ihm den Gegenentwurf zur Beat-Generation. Linke sahen in ihm prompt einen deutschtümelnden Reaktionär, der Nazi-Lieder sang. In der DDR wurden Heino-Fans schikaniert. Gegen solche Ressentiments nehmen ihn die Autoren in Schutz, weil seine Musik doch aus dem Repertoire der nazi-fernen Bündischen Jugend stamme. Aber bisweilen ließ sich der vermeintlich unpolitische Heino durchaus vor den Karren spannen. Etwa als er alle drei Strophen der Nationalhymne aufnahm und ein Deutschland „von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“ besang. Die Schallplatte schenkte er Baden-Württembergs Ministerpräsident Filbinger (CDU), worauf der den schönen Satz sagte: „Danke, Herr Heino!“ Zu all dem haben die Autoren Heinz Georg Kramm nichts entlocken können. Thomas Gehringer

„Der deutsche Heino“, ARD,

23 Uhr 30

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