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Vertretungseinsatz: Susan Link wird für einige Ausgaben den ARD-Talk "hart aber fair" leiten.

© Henning Kaiser/dpa

Update

„Hart aber fair“ mit Susan Link: Plasberg-Vertretung mit guter Einstands-Quote

Bei ihrem ersten Vertretungseinsatz bei „Hart aber fair“ vertraut Susan Link auf ihren Fahrplan. Zu ihrem Glück hat sie die ARD-Börsenexpertin an ihrer Seite.

„Hart aber fair“ gilt als der heiße Stuhl unter den ARD-Talks, mit Themen, die vorzugsweise die Nation polarisieren. Nun muss Moderator Frank Plasberg für einige pausieren, wegen eines „temporären Ausfall des rechten Gleichgewichtsorgans“. Vertreten wird er von seiner WDR-Kollegin Susan Link. Sie gehört zum Team des ARD-„Morgenmagazins“, hat das „Riverboat“ im MDR moderiert und tut dies beim „Kölner Sommer Treff“ des WDR. Doch kann sie in einem politischen Talk so hart aber fair zupacken wie Frank Plasberg?

Die Auswahl ihres ersten Themas lässt nicht genau erkennen, in welche Richtung Susan Link gehen will. „Wer jetzt noch spart, ist selber schuld: Muss uns die Politik vor den Minuszinsen retten?“, so lautet das Thema, über das bereits seit Jahren diskutiert wird. Bereits im Oktober 2016 fragte Frank Plasberg in „Hart aber fair‘“: „Minus-Zinsen: Retten sich die Banken auf Kosten der Kunden?“

Um es vorweg zu sagen: Mit dem Zuschauerinteresse können Susan Link und das Erste zufrieden sein: 2,98 Millionen Zuschauer schalteten im Durchschnitt ein, das entspricht einem Marktanteil von 10,4 Prozent. Beide Werte liegen über den Quoten der letzten Monate, in denen im Durchschnitt 2,43 Millionen Zuschauer (Marktanteil 8,4 Prozent die Diskussionen verfolgten.

„Hart aber fair“: Nachhaken Fehlanzeige

Viel weiter kommt die Diskussion in der Kölner Diskussionsrunde bei „hart aber fair“ Anfang 2020 zunächst nicht. Was sich geändert hat: Immer mehr Kreditinstitute belegen Konten von Neukunden mit Negativzinsen. Das Verbraucherportal Verivox kennt 61, rechnet mit weiteren Instituten. Christian Achilles, der Kommunikationschef beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband, erklärt die Praxis damit, dass sich die Institute vor „vagabundiernden Geldern“ schützen müssen – zum Schutz ihrer Altkunden. „Wir verteidigen die Bastion, so lange es geht“, sagt er. Nachfrage Susan Link? Fehlanzeige.

Dorothea Mohn von der Verbraucherzentrale Bundesverband relativiert das Problem mit den Negativzinsen. Bislang seien nur Kunden mit hohen Einlagen betroffen. Sie rechnet nicht damit, dass kleine Sparer in der Masse betroffen sind, auch langfristig nicht.

Wie Mohn meint auch Sahra Wagenknecht, die Ex-Fraktionschefin der Linken, dass die Gewinnlage der Finanzinstitute so schlecht nicht sei, auch nicht bei den Sparkassen. Wie sonst sei es möglich, dass ein Sparkassenchef auf Kreissparkassenebne eine Million Euro verdiene. Es bestehe dringender politischer Handlungsbedarf, es müsse auch über die vielen Gebühren geredet werden, die versteckten Zinsen. Der Staat soll die Banken zu kostenlosen Girokonten für die elementaren Dinge verpflichten.

Die ARD-Börsenexpertin Anja Kohl rechnet allerdings nicht damit, dass der Zins wiederkommen wird, und zwar für lange Jahre nicht. Das habe eine Tragweite von gesellschaftlicher Dimension, Stichwort Altersversorgung. Allerdings sei es fast schon zynisch und unverschämt, dass die Kunden darunter leiden müssen. Was zur Straßenumfrage am Anfang der Sendung passt, in der eine Mutter sagte: „Unsere Kinder wissen gar nicht mehr, was Zinsen sind“.

Sparen muss sich weiterhin lohnen, fordert CSU-Generalsekretär Markus Blume. Es sei eine absurde Idee, dass sich derzeit vor allem das Schuldenmachen lohnt, sagt er und fordert einen Ausstieg der EZB aus der Nullzinspolitik. „Wir haben Staaten gerettet, Banken gerettet, nun müssen wir was für den Sparer tun.“

Steilvorlage für den Sparkassen-Mann

Doch wie soll das konkret aussehen? wäre als Nachfrage von Susan Link spätestens hier angebracht. Statt dessen vertraut sie ihrem Fahrplan und dem vorgesehenen Einspieler. Es geht um Prämiensparverträge mit extrem hohen Zinssätzen am Ende der Laufzeit, die von Sparkassen gekündigt werden. Achilles bleibt keine Erklärungen schuldig, warum solche Verträge nicht dauerhaft laufen. Links Frage, ob die Sparkassen in schlechten Zeiten nicht vielleicht durchhalten müssten, wirkt etwas hilflos. Entsprechend fällt Achilles Antwort aus: Nein, so geht das nicht.

Zum Glück hat Link an diesem Abend die ARD-Börsenexpertin an ihrer Seite. Anja Kohl empfiehlt, die Kündigung von Prämiensparverträgen unbedingt rechtlich prüfen zu lassen. Da ist längst nicht alles rechtens.

Dass CSU-Mann Blume in der Runde sitzt, hat auch mit dem Vorschlag seiner Partei zu einer Innovationsanleihe zu tun. Der Staat garantiert dabei zwei Prozent auf Einlagen mit einer Laufzeit von mindestens zehn Jahren, wobei das Geld in Startups investiert werden soll, wie ein Einspieler erklärt. Die Haftung übernimmt der Staat. Für Sahra Wagenknecht ein typischer CSU-Vorschlag, der schnell zum Millionengrab für Steuerzahler werden könne, siehe die Maut.

Einen kontroversen Talk gab es schon vorher nicht, nach dem CSU-Vorschlag stellt nun jeder seine Lösungsrezepte vor. Sahra Wagenknecht spricht sich für eine Wiederbelebung von Bundesschatzbriefen aus, Börsenexpertin Anja Kohl fordert eine staatlich geförderte Beteiligungskultur in Deutschland. Christian Achilles erinnert an alte Instrumente wie die Arbeitnehmersparzulage.

Häuser bauen, Wohnungen kaufen, in Aktien investieren, eventuell noch etwas Gold dazu, darauf laufen die Empfehlungen der Runde bald hinaus – mit Ausnahme der Linken-Politikerin. Wagenknecht warnt vor Wohneigentum als Altersvorsorge, wenn es nicht selbst genutzt sondern nur als Kapitalanlage erworben wird. Auch findet sie es fahrlässig, Kleinanleger in das Casino Aktien zu treiben, siehe Telekom und Deutsche Bank. „Auch wenn man breit streut, kann man enorm verlieren“.

Beim Einwand von CSU-General Blume, die Linke habe ein echtes Problem mit dem Eigentumserwerb und strebe immer noch den Sozialismus an, geht ein Grummeln durchs Studiopublikum. Aber auch Anja Kohl meint, es mache keinen Sinn, Aktien schlecht zu reden. Dazu passt dann auch der Vorschlag der Verbraucherzentralen für das Modell einer Extrarente, bei der die Bürger automatisch zu Aktionären werden.

Abgesehen von dem kurzen Geplänkel zwischen Wagenknecht und Blume bleibt die erste Sendung mit Plasbergs Moderationsvertretung Susan Link eher eine Informationssendung als ein typischer „hart aber fair“-Talk. Doch wenn es dazu beiträgt, dass sich die Zuschauer Gedanken über Alternativen zu Sparbuch und Tagesgeldkonto machen, wurde schon etwas erreicht.

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