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7.510 Folgen und 30 Jahre später: GZSZ feiert Jubiläum.

© RTL

GZSZ damals und heute: „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ feiert 30-jähriges Jubiläum

Am 11. Mai 1992 lief die Kultserie das erste Mal im Fernsehen. Ein Rückblick auf drei Jahrzehnte GZSZ und eine Vorschau auf die Jubiläumsfolge.

Ein halbnackter junger Mann zwischen fetzigen Partygirlanden in der ersten Szene. Ein LTU-Flugzeug, eine knallgelbe Telefonzelle und tischtennisballgroße Ohrringe in der zweiten Szene. Und dann der historische Satz: „Was ist denn?“. So beginnt sie, die allererste Folge von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“.

Besser bekannt als „GZSZ“ gilt die deutsche Fernsehserie heute als erfolgreichste ihres Genres und erreichte damals schon schnell Kultstatus. Am 11. Mai 1992 flimmerte die Soap das erste Mal über den Bildschirm. Zunächst gedreht in Berlin Tempelhof wurde sie ab 1995 in Potsdam produziert.

Stirnbänder, Gürteltaschen, Lederjacken und ganz viel Jeans. Schaut man sich die ersten Staffeln heute noch einmal an, wirft es einen vor allem modisch sofort zurück in die 90er Jahre. Spätestens wenn in der zweiten Folge im Röhrenfernseher das Familienduell läuft und Werner Schulze-Erdel seinen berühmt-berüchtigten Satz „Wir haben 100 Leute gefragt…“ schmettert, ist der Flashback perfekt.

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GZSZ als Karrieresprungbrett

Die etwas laienhaften Schauspielkünste stellen den Zuschauer jedoch auf eine kleine Probe. Und spätestens, wenn Vera Richter ihren erwachsenen Sohn Heiko zum zwanzigsten Mal „Mausebär“ nennt und ihre Hausfrauentätigkeiten stets im Schulterpolster-Kostüm und mit toupierter Drei-Wetter-Taft-Frisur erledigt, steigt das Aggressionslevel leicht an.

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Trotzdem schauten schon damals etliche Menschen die Serie und brachten dem Privatsender RTL gute Quoten ein. Und das ist bis heute so geblieben. Seit 1992 läuft „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ wochentags um 19:40 Uhr. Eine verlässliche Konstante mit Millionen an Zuschauern.

Wer in den ersten Folgen genau hinhört, erkennt in den Charakteren von Peter Becker und Frank Ulrich die deutschen Synchronstimmen eines jungen Matt Damon oder Ben Affleck. Damals wie heute war und ist GZSZ für viele Schauspieler ein Sprungbrett für spätere Karrieren.

Daily Soap der 90er Jahre

Neben Synchronisierungen für Hollywood-Stars starteten einige erfolgreich als Sänger durch, wie beispielsweise Yvonne Catterfeld, Jeanette Biedermann, Senta-Sofia Delliponti oder Oliver Petzsokat alias Oli P. Andere führten ihre Schauspielkarriere fort oder zogen sich für den Playboy aus. Doch wie konnte die Serie trotz des holprigen Starts zu einem solchen Erfolg mutieren?

GZSZ feiert den 30. Geburtstag am 12.5.22 mit einer Jubiläumsfolge in Spielfilmlänge.
GZSZ feiert den 30. Geburtstag am 12.5.22 mit einer Jubiläumsfolge in Spielfilmlänge.

© RTL

Häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung, Ehebruch, versuchter Suizid: Von der ersten Folge an werden gesellschaftskritische Probleme behandelt. Darin ist sich GZSZ bis heute treu geblieben. Immer wieder tauchen Themen aus dem Alltag auf und werden ins Drehbuch eingebunden – wenn auch in etwas unrealistischer Häufigkeit.

Vor allem filmisch hat sich die Daily Soap über die Jahrzehnte hinweg extrem weiterentwickelt. Während in den frühen 90er-Jahre-Folgen beispielsweise mal der Ton plötzlich leiser wird oder gar der Mikrofonpuschel mit im Bild hängt, ist heute technisch alles nahezu perfekt produziert.

Berlin als Dreh- und Angelpunkt

Was sich jedoch nicht geändert hat: Schon damals wird bei ärztlichen Notfällen nicht die 112 gewählt, sondern der befreundete Bruder informiert. Denn zufälligerweise gibt es unter den Darstellern immer einen Arzt. Und dieses Prinzip Zufall hat sich über die Jahre zur Bravour gesteigert.

Ärztliche Notfälle werden grundsätzlich im serieneigenen Jeremias-Krankenhaus behandelt – und zwar immer, es gibt schließlich in Berlin nur dieses eine Krankenhaus. Und zufällig hat auch immer einer der Freunde gerade Dienst. In der U-Bahn ist es zudem völlig normal, jedes Mal jemanden zu treffen, den man kennt. Alles total üblich in einer Stadt wie Berlin.

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Und wenn man dringend eine Wohnung sucht, wird auch zufällig gerade im Kiez etwas frei. Jeder „echte“ Berliner würde sich glücklich schätzen, wenn die Wohnungssuche so schnell und einfach ginge. Doch nicht zuletzt der, wenn auch nicht immer wahrheitsgetreue, Berlinbezug dürfte die Serie für viele so interessant machen.

Professor Dr. Dr. Hans-Joachim Gerner

Vor allem ein Charakter ist mittlerweile zur absoluten Kultfigur geworden, da er als einziger aus der Anfangszeit noch dabei ist. Knapp ein Jahr nach Drehbeginn betritt er die Bühne: Am 03. Februar 1993 läuft die 185. Folge und die erste mit Professor Dr. Dr. Hans-Joachim Gerner, kurz Jo Gerner, einem „der schlitzohrigsten Advokaten überhaupt“, wie Clemens Richter seiner Frau Vera erklärt.

„Das ist eine absolut linke Bazille“, fügt Kumpel Daniel in Folge 186 hinzu. Die Figur Gerner polarisiert von Anfang an – und das nun schon seit 29 Jahren. So ist es nahezu selbstverständlich, dass ausgerechnet er die Hauptrolle in der Jubiläumsfolge spielt.

Schauspieler Wolfgang Bahro spielt seit 1993 die Kultfigur Jo Gerner.
Schauspieler Wolfgang Bahro spielt seit 1993 die Kultfigur Jo Gerner.

© Doris Spiekermann-Klaas / Tagesspiegel

„Ich fand ihn damals zu krass“, sagte Schauspieler Wolfgang Bahro im vergangenen Jahr im Tagesspiegel-Interview selbst über seine Rolle. Mittlerweile sei Jo aber ein ganz netter Zeitgenosse geworden.

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Stirbt Jo Gerner am 12. Mai den Serientod?

Wer sich nun zum Jahrestag am 11. Mai auf eine große Jubiläumsfolge freut, wird erst einmal enttäuscht. Denn an dem Tag läuft lediglich eine Folge zur üblichen Sendezeit. Die Serienmacher feiern ihren 30. Geburtstag aber natürlich trotzdem, nur einen Tag später.

Am 12. Mai kann sich der Zuschauer die volle GZSZ-Dröhnung von 19:40 Uhr bis 22:15 Uhr geben. Jo Gerner ist auf der Flucht vor der korrupten Polizei und seinem Feind Bajan Linostrami. Angeschossen flüchtet er sich in einem geklauten Bestattungswagen (welch Ironie) in ein Parkhaus im Märkischen Viertel Berlins.

Was dann passiert, wird natürlich hier nicht gespoilert. Nur so viel sei verraten: Jo Gerner in Mütze und Kapuzenpulli sowie ein überraschender Kuss mit einer seiner Exfrauen sind es schon allein wert, sich die Jubiläumsfolge anzuschauen. Am kommenden Donnerstag im Free-TV oder jetzt schon auf RTL+.

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