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Vier für Heidi. Juliana, Christina, Toni und Pia (v.l.n.r.) heißen die Bewerberinnen um den "GNTM"-Titel.

© ProSieben

„GNTM“-Finale 2018: Heidis Business

Und wieder ist Finale von „Germany's Next Topmodel“. Ein „Meedchen“ wird gewinnen – und Model-Mutti Klum gewinnt immer.

Na, das wird die Heidi aber freuen: „Ich kann nicht EIN schlechtes Wort über die Heidi sagen“, erzählt Pia. Und das sollte sie auch besser nicht tun. Denn Pia, 22 Jahre alt, Studentin, ist eine von vier Finalistinnen von „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM). Und wer am Donnerstagabend den Düsseldorfer ISS Dome als Siegerin verlassen wird, entscheidet nur eine: Heidi Klum höchstpersönlich.

„GNTM“ ist ihr Ding, die Männer an ihrer Seite eher Deko. Wirklich mitzuentscheiden haben der Designer Michael Michalsky und Thomas Hayo nichts. Das ist bitter – vor allem für Hayo, den langjährigen Sidekick. Als Klum in einer der Shows vor allem junge Frauen aus dem Team Thomas nach Hause schickte, nahm der Coach das persönlich. Fast sah es so aus, als ob Hayo hinwerfen wollte – aber nur fast. Das traut sich dann doch keiner. Was die schwarz-rote Koalition trotz Frauenquote bis heute nicht hinbekommt, bei „GNTM“ ist das Realität: Der Boss ist weiblich. Ob das die Führungsqualität steigert, ist allerdings zweifelhaft.

Heidi Klum geht es um die Show. Als Weltverbesserin ist sie bislang nicht aufgefallen. Dennoch räumt die Unternehmerin aus Bergisch-Gladbach gesellschaftliche Themen gleich reihenweise ab. Multi-Kulti zum Beispiel. Drei ihrer vier Finalistinnen haben einen Migrationshintergrund. Tonis Familie kommt aus Nigeria, Christinas Vater ist Kasache, der Vater von Julianna US-Amerikaner. Da ist Pia fast schon so was wie die biodeutsche Quotenfrau – aber nicht nur das: Mit ihrer normalen, eben nicht superschlanken Figur ist sie auch der lebende Konter auf Vorwürfe, „GNTM“ schüre den Magerwahn. Zufälle, da kann man sicher sein, gibt es in der Show nicht.

Auch bei der sexuellen Orientierung zeigt sich „GNTM“ liberal. Dass eine Transgender-Kandidatin dabei ist, ist inzwischen schon ein alter Hut. Soraja Karevic flog denn auch gleich am Anfang dieser Staffel raus. Vielleicht weil sie sich keinen Kurzhaarschnitt machen lassen wollte – bei so viel Starrsinn hört der Spaß dann doch auf.

Es geht Richtung Psychoshow

Widerstand ist, das wissen Kandidatinnen wie Zuschauerinnen (männliche Zuschauer sind eher selten), sowieso zwecklos. Im Gegenteil: „GNTM“ entwickelt sich immer mehr zu einer Psychoshow. Kandidatinnen mit Höhenangst müssen sich in luftiger Höhe für ein Fotoshooting abseilen, wasserscheue Frauen müssen tauchen, Fotos in Sexy-Outfit oder mit so gut wie gar keinem Outfit gehören sowieso zum Werkzeugkasten der Sendung. Angst vor Ratten oder Spinnen sollten mögliche Supermodels übrigens auch nicht haben. Das qualifiziert sie dann schon für ihre zweite Karriere – im „Dschungelcamp“ von RTL.

Denn Topmodels bringt die Sendung nur in Ausnahmefällen hervor. Man erinnert sich an Lena Gercke, die Moderatorin, oder Barbara Meier. Am bekanntesten ist immer noch die Chefin selbst, die ihren „Meedchen“ erklärt, wie das Geschäft so abläuft und was die Kunden wünschen. Dazu scheinen vor allem Reizwäsche, Lackstiefel und Bikinis zu zählen – in Zeiten von „MeToo“ eine zwar bekannte, aber dennoch verstörende Ausstaffierung der blutjungen Teilnehmerinnen.

„GNTM“ ist vor allem eine gut geölte Marketingmaschine, mit der Klum und Michalsky Raum für ihre Eigenwerbung und die Werbepartner mehr als ausreichende Gelegenheit bekommen, ihre Klamotten zu zeigen. Dennoch: Die Quote stimmt, vor allem bei der jungen, weiblichen Zielgruppe. Und so ist eines klar: Vor dem Finale ist nach dem Finale. Dann mit Staffel 14.

"Germany's Next Topmodel", ProSieben, Donnerstag, 20 Uhr 15

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