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Medien: Geld oder Liebe

Nina Proll spielt heute im ZDF ein Callgirl, das Politiker aushorcht

Katrin Wagner (Nina Proll) will mal großes Geld machen. Und solange es noch nicht so weit ist, lebt sie schon mal so, als wäre sie reich: Sie hat die Dinge des Lebens, die finanziellen vor allem, nicht wirklich im Griff, und als alles mal wieder aus dem Ruder läuft, der Gerichtsvollzieher einmal mehr vor der Türe steht, da packt sie ihre Sachen und kreuzt erst bei ihrer so ganz anderen, bodenständigen und eine Wäscherei betreibenden Schwester Lisa (Anna von Berg) in Düsseldorf auf.

Und schon tags darauf macht sie sich in einem noblen Restaurant an Klaus Rengart (Peter Lohmeyer) heran, einen in der Branche nicht unbedeutenden PR-Menschen, der etwa das Image des Spitzenkandidaten Rainer Herz (Jophi Ries) täglich poliert. Katrin wird alsbald zu seiner Schachfigur, wird als Edel-Callgirl bei der politischen Garde eingesetzt, sie soll die Herren aushorchen. Und sie wird unersetzlich. Klaus Rengart zeigt sich erkenntlich, er gibt ihr das ersehnte Geld, klimpert mit den Schlüsseln zum Edel-Apartment. Nur: Katrin Wagner hat sich längst in den coolen Rengart verliebt, und er, Rengart, sagt zumindest, er sei es auch.

„Fremde Freundin“ (1999) hieß das Regiedebüt der 36-jährigen norwegischen Regisseurin Anne Hoegh Krohn, die zuvor an der Universität Oslo und an der Berliner Filmhochschule dffb studierte. Und eigentlich könnte „Geld macht sexy“ (heute, ZDF, 20 Uhr 15), der zweit Film Krohns, auch wieder „Fremde Freundin“ heißen, denn wer schon kennt sie, dieses Luxus-Mädchen Katrin Wagner, das nicht einmal sich selbst recht zu kennen scheint, das manches Mal wie ein verlorenes Mädchen wirkt, ein verlorener Engel.

Nina Proll spielt sie. Die 28-Jährige, für ihre Rolle in Barbara Alberts österreichischem Kinofilm „Nordrand“ (1999) unter anderem auf den Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet und zuletzt auch in Costa Gavras’ „Stellvertreter“ zu sehen, versucht dieser flatterhaften Frauenfigur jene Tiefe zu verleihen, die ein Mensch ohne Haus und Heim, ein unbehauster Wanderer wohl nur allzu gut kennt. Meistens sind es Outsider, Menschen, mit denen es die Welt und die Gesellschaft und das Schicksal nicht sonderlich gut meinen, die Nina Proll spielt. Das ist auch in „Geld macht sexy“ wieder so. Nur – einmal davon abgesehen, dass sie ihren Schauspieler-Kollegen Peter Lohmeyer mühelos an die Wand spielt – ist das eigentliche Problem eher im Film selbst zu suchen, der ständig zwischen gewollter Komödie und redlichem Sozialgestus (böse brutale Politiker, gute arme Nachbarsmenschen) hin- und her springt. Nina Proll jedenfalls wollen wir auch in Zukunft öfter sehen.

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