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Amazon zeigt nicht nur mit der Serienadaption vom „Herr der Ringe“ die Zähne.

© Prime Video/Ben Rothstein

Freevee ist kostenlos: Amazon startet werbefinanzierten Streamingdienst

Während Netflix eine werbefinanzierte Variante seines Streamingdienstes erst vorbereitet, schafft Amazon mit Freevee Fakten.

Die einen kündigen an, die anderen schaffen Fakten: Während Netflix bisher nur die Rahmendaten für die werbefinanzierte Version des Streamingdienstes mitgeteilt hat – er soll Anfang 2023 in ausgewählten, aber nicht näher benannten Ländern starten – hat die neue Zeitrechnung beim Konkurrenten Amazon bereits begonnen. Seit Mittwoch heißt es dort: „Tolle Filme und Serien. Kostenlos. Freevee – Stream free“.

Seit einiger Zeit ist festzustellen, dass die Abo-Zahlen nicht in den Himmel wachsen werden. Netflix hatte sogar schon einen leichten Rückgang der bezahlten Abonnements verkraften müssen und wurde dafür an der Börse abgestraft.

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Für Amazon stellt sich die Lage etwas anders dar, da der Konzern von Jeff Bezos auf vielen Säulen ruht, zu denen neben dem Streamingdienst für Video und Audio zuvorderst der Versandhandel, aber auch der Cloudservice AWS gehören. Ein leichter Rückgang der Abo-Zahlen von Prime Video wäre eher zu verschmerzen, doch selbst dem will Amazon nun offenbar mit Freevee vorbeugen.

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Ted Sarandos, der Vize-Chef von Netflix, hatte angekündigt, dass auch im werbefinanzierten Bereich die meisten Inhalte zur Verfügung stehen werden, aber eben längst nicht alle. Bei Amazon Prime gab es bereits zuvor verschiedene Angebote. Ein Teil der Inhalte war für alle Abonnenten von Amazon Prime ohne weitere Kosten zu sehen, für andere Filme und Serien musste extra gezahlt werden.

Mit Freevee kommt nun ein neues Angebot, bei dem man Filme und Serien ohne zusätzliche Kosten, dafür aber mit Werbeunterbrechungen anschauen kann. Nach den USA und Großbritannien ist Deutschland das dritte Land, in dem dieses Angebot platziert wird. Österreich soll als weiteres europäisches Land zu einem späteren Zeitpunkt folgen.

Erst der Streaming-Krieg, jetzt der Video-War

Streaming-Experte Klaus Goldhammer findet es bemerkenswert, wie sich die unterschiedlichen Welten aufeinander zubewegen. Aus dem Konkurrenzkampf der Streamingdienste sei ein „Video-War“ geworden, in dem die Video-on-Demand-Dienste nun den klassischen Fernsehwerbemarkt anzapfen wollen.

Es geht immerhin um über vier Milliarden Euro TV-Werbeerlöse im Jahr. „Das ist eine Kampfansage an ProSiebenSat1 und RTL“, urteilt der Gründer der in Berlin ansässigen Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia. Die Sender hätten ihre Antwort darauf allerdings schon gefunden. Die beiden Privatsenderfamilien haben just angekündigt, bei der Werbevermarktung auf Smart-TVs zusammenzuarbeiten.

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„Wir bieten Nutzern ein Angebot an, das sie typischerweise hinter einer Paywall erwarten würden“, sagte ein Amazon-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Der Mix soll aus eigenen Produktionen, lizensierten Filmen und Serien und perspektivisch linearen TV-Kanälen bestehen.

Freevee ist ein Mix aus Eigenproduktionen, Lizenzware und TV-Kanälen

Aktuell werden Freevee-Nutzern Serien wie „Bosch“ und „Peaky Blinders“ sowie Filme wie „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ oder „Hotel Mumbai“ vorgeschlagen. Ein kleiner Hinweis „ads“ zeigt an, dass es sich um einen Inhalt handelt, der mit Freevee abgerufen werden kann. Ob auch die Serienadaption vom „Herr der Ringe“, die Anfang September starten wird, dazu gehört, ist nicht bekannt.

Amazon erweitert sein Streamingangebot. Zum kostenpflichtigen Amazon Prime ist der werbefinanzierte Dienst Freevee hinzugekommen.
Amazon erweitert sein Streamingangebot. Zum kostenpflichtigen Amazon Prime ist der werbefinanzierte Dienst Freevee hinzugekommen.

© Amazon/Tsp

Zu den wirtschaftlichen Erwartungen bei Freevee wollte Amazon keine Angaben machen, weder zur angestrebten Nutzerzahlen noch zu den Werbeeinnahmen. Das Modell werbefinanzierter Streamingdienste hat in Deutschland eine gewisse Tradition.

Die deutschen Privatsendergruppen RTL und ProSiebenSat1 bieten mit RTL+ und Joyn ähnliche Dienste an. Auch hier kann zwischen kostenlosen Zugängen mit Werbung und Bezahllösungen ausgewählt werden. Der Pay-TV-Anbieter Sky schaltet bei seinem kostenpflichtigen Streamingangebot ebenfalls Werbung, wenn auch in geringerem Maß.

Dem Mediendienst „Blickpunkt:Film“ verriet Amazon zudem, dass sich die Werbeeinblendungen in Grenzen halten werden. Zum Start sind demnach neun Minuten Werbung pro Stunde vorgesehen. „Das ist deutlich weniger als der traditionelle Werbeanteil bei privaten TV-Sendern“, sagte Christian Hoeweler, Head of Amazon Freevee. Es gebe auch keine Pläne, die Werbezeit pro Stunde in den kommenden Monaten auszubauen.

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