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Wachsfiguren aus dem Film „E.T.“.

© AFP PHOTO / Greg WOOD

Fernsehen ohne Blockbuster: Welch ein Verlust!

Das Hollywood-Kino verschwindet immer mehr aus den TV-Programmen. Und so finden sich immer weniger attraktive Sendeplätze Ein Kommentar.

Blockbuster-Kino und Primetime-Fernsehen, das war über Jahre eine feste Bank im deutschen Fernsehen. Namentlich die Privatsender RTL und ProSieben haben den Sonntagabend damit gefüllt – was aber RTL bereits angekündigt hat, wird jetzt auch die Senderkonkurrenz in München vollziehen: das Finale des Hollywood-Kinos im Programm.

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ProSieben-Chef Daniel Rosemann nannte im DWDL-Interview die sinkende Anzahl großer Titel, ausgelöst durch die Pandemie, als wesentlichen Grund. Auch der wachsende Hunger der Streamingdienste an Blockbustern wird seinen Anteil haben. Daniel Rosemann kündigte vermehrte Eigenproduktionen als Ersatz an.

Nun muss der Zuschauer nicht sogleich in Tränen ausbrechen. Das Niveau deutscher Fernseh- und Streamingproprodukte ist trotz fortgesetzter und enervierender Krimischwemme gewachsen. Mögen die Entengrützenpolizei „Wapo“ im Ersten oder die „Soko“-Instantware im Zweiten, von der lebenden Leiche „Balko“ bei RTL ganz zu schweigen, auch von derartiger Behauptung abraten.

Aber ein Fernsehen ohne wegweisendes, lockendes, eben internationales Kino? Wer die Programme durchsieht, wird immer weniger attraktive Sendeplätze finden, bei den Hauptprogrammen sticht nur noch das ZDF mit 22 Uhr 15 am Montag heraus.

ArteKino Classics

Zum Fernsehgedächtnis und zur Fernsehkultur gehört unbedingt auch der Kinofilm. Arte, der europäische Kulturkanal (!), hat das nicht vergessen und außer Primetime-Terminen für den ikonischen Film die Online-Reihe „ArteKino Classics“ gegründet: „La Strada“, „Carmen“, „Solo Sunny“, solche Schätze stehen zum Abruf bereit.

Was am Ende aller Tage vom Kino im Fernsehen übrigbleibt: "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel".
Was am Ende aller Tage vom Kino im Fernsehen übrigbleibt: "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel".

© DPA

Wenn die Fernsehverantwortlichen so weitermachen, wird es eines Tages nur noch einen Kinofilm im Medium geben: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, jene Produktion der Studios Barrandov und Defa von 1973, den das öffentlich-rechtliche Fernsehen adopiert hat.

Eine Dystopie, gewiss, aber wer jetzt nicht den Finger hebt, der wacht morgen in einem Fernsehprogramm auf, das den „Tatort“ als Blockbuster verkauft.

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