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Medien: Fernsehen: "Lila Lili": Land des Leidens

Bonjour Tristesse: Ein Heim für junge Arbeiterinnen, ein Frauenhaus, irgendwo am Rande der Großstadt, in der Banlieue, dort, wo niemand leben möchte. Wer hier wohnt, der kam nicht weit.

Bonjour Tristesse: Ein Heim für junge Arbeiterinnen, ein Frauenhaus, irgendwo am Rande der Großstadt, in der Banlieue, dort, wo niemand leben möchte. Wer hier wohnt, der kam nicht weit. Auch Micheline (Alexia Monduit) kommt dort unter, im Heim. Tagsüber jobbt sie als Ansagerin in der Pariser Métro. Einen festen Freund hat Micheline nicht. Doch ist sie schwanger, wie die meisten dieser Frauen, die einer sehr einfachen Arbeit nachgehen und mehr schlecht als recht leben. Es ist vielmehr das blanke Survivre, das nackte Überleben. Von einem Tag zum nächsten, ohne ein rechtes Ziel, und ohne jeglichen familiären oder freundschaftlichen Rückhalt. Gelebter Zwangs-Fatalismus im Niemandsland, das mitten in Frankreich liegt.

Es ist dies das Langfilmdebüt der französischen Regisseurin Marie Vermillard, das 1998 auf der Berlinale zu sehen war. "Lila Lili" (Montagabend 23 Uhr, Arte) ist in Form und Inhalt ein recht zurückgenommenes Frauen-Portrait, das im sozialen Abseits angesiedelt ist. Marie Vermillard hat bis dato einige Kurzfilme gedreht. Vor allem aber hat sie Drehbücher für Regisseure der jüngeren Generation - wie etwa Olivier Assayas, Pierre Salvadori oder Eric Rochant - geschrieben.

"Lila Lili" ist eine dem sozialkritischen Trend des französischen Films zuzurechnende Arbeit, die die krude Großstadt-Realität ohne jegliche Schönfärberei vorführt. Das rüttelt auf, das rührt an. Omnipräsente Tristesse - soziale Missstände, gesellschaftlich diskriminierende Reglements werden bloßgelegt. Und mit der Zeit bedrückt es regelrecht, dass Micheline das Lachen verlernt zu haben scheint, dass sie keinerlei Grund mehr zur Freude hat. Ja, das Leben beraubt sie ihres Lächelns. Und Micheline, sie akzeptiert das.

Vermillards Debüt basiert dabei auf teils eigenen, auf erlebten Erfahrungen. Was Fiktion ist und was ihrer ureigenen Realität sehr nahe, das weiß nur sie. Es ist, von einigen wenigen Längen einmal abgesehen, ein durchaus packendes, bewegendes Sozialdrama, eine Psychostudie auch, die den ganz banalen Alltag eines sozial ausgegrenzten Menschen detailliert beschreibt. Die junge Hauptdarstellerin Alexia Monduit trägt durch ihre glaubwürdige Interpretation und ihres schon äußere Fragilität mit zur Dichte dieses kleinen, sehr bewegenden Portraits bei.

Filme wie "Lila Lili" haben es schwer, ein Publikum zu finden. Und das hätte der Spielfilm "Lila Lili" sehr wohl verdient. Ganz gleich ob auf der Kino-Leinwand oder auf dem Bildschirm - so wenig gefällig, so ehrlich und konsequent wie die Regisseurin Marie Vermillard ihre Geschichte angelegt hat.

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