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Radiohören im Auto: Immer öfter auch mit DAB+

© dpa

„Energiefressmaschine UKW“: Wie weit sind wir mit DAB+?

Über 300 Radioprogramme sind über DAB+ verfügbar. Gut 100 davon werden nur digital ausgestrahlt. Warum der Umstieg von UKW zu DAB immer wichtiger wird.

Seit Jahren gibt es eine Debatte um die Abschaltung von UKW in Deutschland. Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue hat dem Thema nun neue Nahrung gegeben. Die Umstellung der deutschen Hörfunksender von UKW auf DAB+ sei durch die Energieverteuerung zu einem immer drängenderen Thema geworden. „Wir werden uns auf Dauer zwei terrestrische Verbreitungswege nicht leisten können. Die Zeichen stehen deutlicher darauf als noch vor zwei, drei Jahren"", sagte Raue der dpa. „UKW ist eine Energiefress-Maschine.“

Das Deutschlandradio baut sein DAB+-Netz seit Jahren sukzessive aus. Ende 2021 hatte die Senderfamilie 149 DAB+-Stationen genutzt, Ende 2022 sollen es 161 sein. Ein Datum für die UKW-Abschaltung beim Deutschlandradio nannte der Intendant nicht.

„Das Thema ist durch die aktuellen Krisen und die immensen Preissteigerungen noch drängender geworden“, sagte Raue. „Auch immer mehr private Anbieter sehen das so, hinzu kommt, dass der Werbemarkt für sie auch nicht einfacher geworden ist. Politik und Radioanbieter müssen daher gemeinsam überlegen, wie Unterstützung für den Umstieg organisiert werden kann.

Allerdings sind UKW-Empfangsgeräte noch weit verbreitet. Laut dem „Digitalisierungsbericht Audio 2021“ stand in 88,9 Prozent der deutschen Haushalte ein analoges UKW-Radio. In 27 Prozent der Haushalte war ein DAB+-Radio für Digitalempfang vorhanden und in 16,8 Prozent ein Internetradio. .

Der Trend geht dennoch in Richtung DAB+. Am Dienstag veröffentlichte Zahlen aus dem Hemix (Home Electronics Market Index) belegen für 2021 ein stabiles Niveau von mehr als 2,1 Millionen verkauften DAB+ Geräten. Das ist bisheriger Rekord und nochmals eine leichte Steigerung gegenüber 2020. Da waren etwas mehr als 1,83 Millionen verkaufte DAB+ Empfänger ausgewiesen wurden.

Gut für diejenigen, die mit dem Auto bundesweit unterwegs waren

Was ist derartig digital zu hören und vielleicht sogar nur digital? Über 300 Radioprogramme sind laut Digitalradio Büro Deutschland inzwischen regional unterschiedlich über DAB+ verfügbar; darunter bekannte Programmmarken wie RTL Radio, Antenne Bayern, die Absolut Gruppe sowie Special-Interest-Formate des Anbieters Teutocast. Gut 100 davon werden ausschließlich digital ausgestrahlt. Mit Brillux Radio und Absolut Germany starteten 2022 weitere Angebote.

Seit 5. Oktober 2020 ist die zweite nationale Programmplattform auf Sendung. Mit einer mehr als 70 Standorte umfassenden, bundesweiten Sender-Infrastruktur erreichen die 16 neuen Privatradioprogramme vor allem in Ballungsräumen rund 63 Millionen Zuhörende. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 83 Prozent.

Teutocast hat unter anderem mit dem Sportradio Deutschland und dem Frauen-Programm Femotion zwei DAB+-Formate am Start. Zuletzt wurde das DFB-Pokalfinale Leipzig gegen Freiburg live und komplett übertragen. Gut für diejenigen, die mit dem Auto bundesweit unterwegs waren.

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„Über DAB+ ist erstmals in Deutschland eine flächendeckende bundesweite Radioausstrahlung und damit auch nationales Zielgruppenradio möglich. Mit Sportradio Deutschland schaffen wir es, alle Sportfans in Deutschland neben der Verbreitung über Internetstream auch über Radio zu erreichen und die gesamte Leidenschaft aus der Welt des Sports zu transportieren. Das gab es so bisher in Deutschland nicht“, sagt Erwin Linnenbach, CEO Teutocast.

Regional gibt es unterschiedliche Wasserstände in Sachen DAB+. Berlin/Brandenburg liegt relativ weit von. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) betreibt zwei Plattformen für Berlin und Brandenburg. Im Berliner Ensemble sind auch Programme anderer ARD-Anstalten zu hören. Insgesamt gibt es in der Hauptstadt mit über 80 Programmen deutschlandweit das größte Angebot über DAB+, darunter viele Spartenangebote. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der UKW-Empfang im Flächenland Brandenburg mit 63 Prozent die wichtigste Rolle spielt.

Und was ist mit Raues Äußerung zur „Energiefressmaschine“ UKW? Können wir weiter zweigleisig fahren? Insider weisen darauf hin, dass, angenommen eine bundesweite UKW-Verbreitung wäre möglich und man vergleicht das kostentechnisch mit der bundesweiten DAB+ Verbreitung, die nationale DAB+ Verbreitung circa ein Zehntel der UKW-Verbreitung kosten würde.

Vor allem Vertreter von privaten Hörfunkveranstaltern hatten sich gegen einen solchen Schritt zugunsten von Internetradio und DAB+ zuletzt immer wieder gewehrt, auch weil sie Einbrüche in der Reichweite für ihre werbefinanzierten Programme und hohe Umstellungskosten befürchten.

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