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"Unter Einfluss: "Le Monde"

© AFP

Einfluss des Milliardärs Daniel Kretinsky: Unabhängiger Journalismus hat sich bei „Le Monde“ behauptet

Die Journalisten der "Le Monde" haben sich für die Zukunft ein Widerspruchsrecht erkämpft, wenn ein neuer Aktionär die Kontrolle übernehmen will.

In der Unabhängigkeitskrise bei „Le Monde“ haben die Journalisten gesiegt. Die Journalisten der Tageszeitung und die Aktionäre Matthieu Pigasse und Daniel Kretinsky hatten sich um die Eigentümerstruktur gestritten. Die Journalisten fürchteten den Einfluss des tschechischen Milliardärs Kretinsky, der in Europa aggressiv Medienbeteiligungen aufkauft und gleichzeitig im Energiesektor mit Kohlekraftwerken aktiv ist.

Kretinsky war im Oktober 2018 bei der Zeitung mit einer Auflage von 330.000 Exemplaren eingestiegen. Er hatte von Bankier Matthieu Pigasse 49 Prozent von den Anteilen seiner Holding „Le Nouveau Monde“ übernommen. Die Journalisten hatten deshalb ein Vetorecht bei Veränderungen in der Eigentümerstruktur gefordert.

Pigasse weigerte sich erst, hat aber angesichts des Mediendrucks von 460 Journalisten und 500 Prominenten aus aller Welt, die sie unterstützten, nachgegeben. Er hat zusammen mit dem anderen Aktionär Xavier Niel unterschrieben.

Die großen Anteilseigner halten zusammen 75 Prozent, die Journalisten und Leser 25 Prozent. Kretinsky hat sich noch nicht zu dem Abkommen geäußert, Pigasse betonte, er unterstütze aber die Vereinbarung.

Die Journalisten haben sich damit für die Zukunft ein Widerspruchsrecht erkämpft, wenn ein neuer Aktionär die Kontrolle übernehmen will. Wenn sie mit einem Käufer nicht einverstanden sind, müssen sie innerhalb von sechs Monaten einen neuen finden. Doch derzeit will Pigasse ohnehin bleiben und die Mehrheit über seine Holding behalten.

Niels und Pigasse haben ein weiteres Hindernis aus dem Weg geräumt. Im Juli hatte Pigasse angekündigt, exklusiv über die Übernahme des Anteils von 20 Prozent der spanischen Pressegruppe Prisa in der Gruppe der großen Anteilseigner zu verhandeln.

Pigasse will Niel die Möglichkeit geben, die Hälfte der Anteile von Prisa von ihm zu übernehmen, damit beide Aktionäre gleichberechtigt bleiben, derzeit halten Niel und die Pigasse-Holding jeweils 26,66 Prozent.  

Um die Unabhängigkeit der Prestigezeitung weiterhin zu bewahren soll über die Gründung einer Stiftung für die gesamte Pressegruppe nachgedacht werden. Das wird Thema bei der Aufsichtsratssitzung am 3. Oktober. Noch eine weitere Veränderung der Eigentümerstruktur steht an.

Madison Cox, der Erbe von Pierre Bergé, ehemaliger Partner von Yves Saint Laurent, der auch rund 26 Prozent der Gruppe der großen Anteilseigner hält, will Pigasse und Niel im Jahr 2021 seine Anteile überlassen. Der Amerikaner hat schon einen Brief an die Journalisten geschrieben, indem er seine „Pflicht“ ankündigt die Unabhängigkeit der Zeitung zu wahren. 

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