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Eine Million Euro weniger: Sparen bei RBBKultur

Wie RBB-Intendantin Patricia Schlesinger die Lücke im Senderetat ab 2021 schließen will

Ob und in welcher Höhe der Rundfunkbeitrag ab 2021 steigt, ist auch nach der jüngsten Konferenz der Ministerpräsidenten völlig offen. Also sind die Anstalten schon jetzt gut beraten, ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Patricia Schlesinger, Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), hat in einem Positionspapier, das dem Tagesspiegel vorliegt, Rahmenbedingungen beschrieben und erste Maßnahmen fixiert.
Danach wird der RBB bis Ende 2020 seine aus der Umstellung von der Gebühr auf den Rundfunkbeitrag erwirtschaftete Rücklage vollständig aufgebraucht haben – wodurch dem Sender 40 Millionen Euro im Jahr fehlen werden. „Wir müssen heute anfangen zu sparen“, schreibt die Intendantin, vor allem in Verwaltung und Produktion. Dabei ist es erklärtes Ziel, Einsparungen so weit wie möglich von den Programmen fernzuhalten, zugleich müssten auch dort alle Bereiche mit weniger Geld auskommen.
Die Einschnitte und die zugleich verstärkte Investition in die Digitalität von Programmen werden bei RBBKultur (Radio) starten, „weil wir dort den größten Veränderungsbedarf sehen“. Was nicht im Positionspapier steht, aber in den Zahlen der Media-Analyse: Das Kulturradio des RBB trifft im Vergleich mit den einschlägigen Angeboten der anderen ARD-Sender auf eine erstaunlich schwache Resonanz. Dabei ist es eines der teuersten. Der Etat werde ab 2021 um eine Million sinken, so Schlesinger.
Und nicht nur das soll passieren: „Wir wollen ein attraktives Kulturangebot, das die Vielfalt und Buntheit in Berlin und Brandenburg besser und auf neuen Ausspielwegen abbildet.“ Letzterer Punkt reflektiert die veränderte Mediennutzung, die wiederum laut Intendantin eine neue Organisation der Inhalte erfordert.

Kultur in der Contentbox

Wenn Hörer und Seher die linearen Angebote vermindert und die nicht linearen vermehrt nutzen, können die Sendungs- und Sendeplatzorientierung nicht länger die internen Strukturen im RBB<TH>bestimmen. „Der RBB organisiert sich medienübergreifend nach Inhalten in ,Contentboxen‘“, formuliert Schlesinger. Heißt: Exzellente Kulturinhalte aus der Region müssen die Nutzerinnen und Nutzer auf allen für sie relevanten Ausspielwegen und Plattformen erreichen. Die Inhalte entstünden künftig in der Contentbox RBBKultur.
Skeptiker verweist die Senderchefin darauf, dass RBBKultur online schon jetzt mehr jüngere Menschen interessiere. Auf Facebook hat RBBKultur mit einer Hauptnutzergruppe der 25- bis 44-Jährigen nach Jugendradio Fritz die zweitjüngste Nutzergruppe aller RBB-Angebote. Digitale Verbreitung allein reicht für mehr Erfolg nicht, also möchte RBBKultur Lust und Neugier auf die gesamte kulturelle Vielfalt in Berlin wecken und durch eine zeitgemäße Öffnung des Kulturbegriffs die verbindende Funktion von Kultur in unserer Gesellschaft in den Mittelpunkt der Programmgestaltung stellen. Das breite Publikum soll erreicht werden – und mehr Publikum. RBBKultur stellt sich im Hörfunk neu auf und soll dabei ein regionales Kulturprogramm mit klassischer Musik bleiben. Ehrgeiziges Ziel.
Und im Fernsehen? Das Magazin „RBBKultur“ war nach Aussage der Intendantin im Jahr 2018 das erfolgreichste Kulturformat in den Dritten Programmen mit durchschnittlich 6,6 Prozent, was einer Sehbeteiligung von 100 000 Zuschauerinnen und Zuschauern entspricht.
„Dank der medienübergreifenden Marke rbbKultur erhält die facettenreiche Kulturregion Berlin-Brandenburg bei einem größeren Publikum mehr Aufmerksamkeit auf allen Ausspielwegen“, gibt sich Patricia Schlesinger selbstbewusst. Beispiel Berliner Philharmoniker, Beispiel Theatersommer Netzeband, für Kunst und Kultur will der RBB ein verlässlicher Partner bleiben.

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