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Wie im klassischen Fußball werden die E-Sport-Begegnungen beim „Fifa 19 Ultimate Team“ von professionellen Moderatoren und Kommentatoren begleitet. Im Bild Konni Winkler, Gordon Lesser und Georg Raffelt (v.l.n.r.).

© eSports1

E-Sport im Fernsehen: Die anderen Shooter

Nach der WM ist vor dem eWorld Cup. E-Sport-TV wird zum Massenmarkt, den in Deutschland zwei Sender bearbeiten.

Die Fußball-WM der Frauen ist mit dem Titelgewinn der US-Amerikanerinnen gelaufen und auch die EM der U21-Männer hat mit Spanien einen Sieger. Anfang August findet allerdings noch eine andere Weltmeisterschaft statt: der Fifa eWorld Cup. Im Gegensatz zum klassischen Fußball wird der Ball dabei nicht mit dem Fuß ins gegnerische Tor befördert, vielmehr sitzen die Spieler in dieser Sportart wie bei sämtlichen E-Sport-Events an ihren Spielekonsolen. Und übertragen wird der Wettbewerb, für den sich bereits drei deutsche E-Sportler qualifiziert haben, vom Spartensender Sport 1 und seinem Ableger eSports1, dem ersten reinen E-Sportsender in Deutschland.

Die Erwartungen sind groß, nachdem bereits die Ausscheidungswettkämpfe von der E-Sport-Community mit Interesse verfolgt wurden. Bis zu 130 000 Zuschauer wurden bei Sport 1 in der Spitze gemessen. „Mit diesen Zuschauerzahlen befinden wir uns im Massenmarkt“, meint denn auch Sport-1-Geschäftsleitungsmitglied Daniel von Busse. „Es gibt andere klassische Sportübertragungen, die solche Werte nicht erreichen und sich über so viele Zuschauer freuen.“

Das Geschäftsmodell von eSports1 basiert neben der Free-TV-Übertragung auf Sport 1 auf dem Pay-TV-Modell über die eigene App sowie die Bereitstellung der E-Sport-Events über die Angebote der Partner, die dann auch noch andere E-Sportarten und -Ligen wie „Dota 2“ oder „League of Legends“ oder „Counterstrike“ enthält. Zusammen mit seinen Plattform-Partnern erreicht eSports1 bis zu zwei Millionen Haushalte in Deutschland. Dem TV-Streaminganbieter Zattoo zufolge, einem der Partner, war eSports1 im März sogar der meistgenutzte Sportsender.

Schaufensterfunktion für eSports1

Die Ausstrahlung im Free-TV hat nicht zuletzt die wichtige Schaufenster-Funktion für eSports1, um auf den im Januar gestarteten Sender aufmerksam zu machen. Als kommerzieller Sender lebt Sport 1 aber nicht zuletzt von der Werbung, auch bei den E-Sport-Übertragungen. „Wir sind noch nicht ausgebucht, verspüren aber eine große Nachfrage“, berichtet von Busse. Man sei in vielen konkreten Gesprächen, auch wenn es noch nicht den einen großen Partner gebe. Von Busse denkt dabei durchaus sportlich an Kunden vom Kaliber großer Dax-Unternehmen, die die Chancen im E-Sport-Bereich bereits erkannt haben.

Aus den Erfahrungen der ersten Monate hat der Sender gelernt, dass der E-Sport-Markt nicht auf das lineare Fernsehen gewartet hat. In der Vergangenheit haben E-Sport-Fans vor allem Plattformen wie Twitch genutzt, um sich live oder on-Demand über ihre favorisierten Sportarten zu informieren. Um neue, über diesen Kreis hinausgehende Zielgruppen zu erreichen, braucht es eine andere Ansprache. „Wir sind noch erklärender geworden, gehen mit dem Thema noch journalistischer um.

Dass dieser Ansatz funktioniert, zeigt das Magazin „Inside eSports“, das sowohl auf eSports1 als auch im Free-TV ausgestrahlt wird. Die reichweitenstärkste Sendung Ende März sahen 250 000 Zuschauer im Schnitt und bis zu 300 000 Zuschauer in der Spitze. Der Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Männer lag nach Senderangaben „bei sehr starken sechs Prozent“.

Der nächste Wettbewerb steht bevor

Die ganz großen Quoten sind jedoch nicht mit allen eSports-Ligen zu erreichen. Das gilt auch für die sonst so erfolgreiche TV-Sportart Fußball, in diesem Fall die Virtuelle Bundesliga. Im Frühjahr zeigte ProSieben Maxx zur besten Sendezeit die Topspiele der Club Championship. In der Fußballsimulation „Fifa 19“ duellierten sich 22 eSports-Abteilungen der Profiteams aus der ersten und zweiten Bundesliga. Das ganz große Zuschauerinteresse blieb jedoch aus, wie der Mediendienst Quotenmeter herausfand. In der Spitze lag die Quote bei der Begegnung Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC Berlin bei 100 000 Zuschauern (14 bis 49 Jahre). Der durchschnittliche Marktanteil der Virtuellen Bundesliga lag nach Senderangaben bei 0,6 Prozent. Deutlich besser lief es für „Counter Strike live – Blast Pro Series Sao Paulo“ mit 1,6 Prozent Marktanteil. Das wöchentliche „ran eSports – Professional. Gaming. Magazine“ liegt bei den 14- bis 49-Jährigen mit 1,7 Prozent sogar über dem Senderschnitt von 1,6 Prozent. Und der nächste große Wettbewerb ist ebenfalls bereits in Sicht: Am 21. Juli lädt ProSieben Maxx zu „Counter Strike Live @ IEM Chicago“. Bleibt nur noch die Frage, wann „Sportschau“ und „Sportstudio“ regelmäßig über E-Sport berichten?

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