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Bewegt und bewegend. Dunja Hayali gewann die "Goldene Kamera" für die "Beste Information".

© Christian Charisius/Reuters

Dunja Hayali bei der "Goldenen Kamera": "Keiner hört keinem mehr zu"

Viele Reden bei der "Goldenen Kamera 2016" und eine denkwürdige: Dunja Hayali über "Lügenpresse", Verrohung der Sprache und Hass im Umgang miteinander.

Die Einschaltquote bei der Verleihung der "Goldenen Kamera 2016" war mittelprächtig. 3,53 Millionen Zuschauer haben zugesehen, vor zehn Jahren waren es noch 6,48 Millionen. Nicht, dass die stundenlange und überwiegend blasse Feier ein größeres Publikum verdient gehabt hätte, aber da hatte dieser Fernsehabend einen Moment, der hätte einen deutlich höheren Zuspruch verdient gehabt. Es war die Dankesrede von Dunja Hayali, die in der Kategorie "Beste Information" ausgezeichnet wurde.

Die Journalistin hatte im ZDF-"Morgenmagazin" wie auch beim Talkmagazin "Donnerstalk" wieder und wieder um Pegida und AfD thematisiert, sie war zu Demos gefahren, sie hatte mit Teilnehmern gesprochen, sie wollte wissen, was die Leute dorthin treibt, ob es nur Hass oder doch mehr ist. Sie konfrontierte Menschen mit ihren Hasskommentaren im Netz und versuchte mit ihnen zu diskutieren. Für diese Leistung wurde sie geehrt, dazu hielt sie ihre Dankesrede am Samstag in Hamburg vor den Kameras des ZDF.

Was bringt der Hass?

"Ich würde den Preis sofort zurückgeben, wenn die Situation in Deutschland, und vor allen Dingen anderswo, eine andere ist. Aber die Situation ist, wie sie ist", sagte sie. "Ich setze immer noch auf den Dialog, mich interessieren andere Meinungen, andere Argumente. Aber was da gerade abgeht, ist wirklich mit Verrohung von Sprache überhaupt nicht mehr zu beschreiben. Bedrohung, Beschimpfung, Beleidigung, Vergewaltigungswünsche. Keiner hört keinem mehr zu, Worte werden einem im Mund verdreht, aus dem Zusammenhang gerissen und wenn man nicht die Meinung des Gegenüber vertritt ist man ein Idiot, ein Lügner, eine Schlampe oder total ferngesteuert."

Hayali berichtete von privaten Begegnungen beim Einkaufen, bei denen ihr fremde Menschen ihr "Lügenpresse, Lügenfresse" ins Gesicht gerufen hätten. "Das macht keinen Spaß. Glaubt eigentlich irgendjemand, dass das irgendwas bringt, dieser ganze Hass?" Bei der Suche nach Lösungen, beim Ringen um Kompromisse?

Journalisten machen Fehler

Die ZDF-Journalistin wies darauf hin, dass auch Journalisten Fehler machen: "Wir sind keine Übermenschen". Und dass nicht jeder, der Sorgen und Ängste äußere, in eine rechte Ecke gestellt werden dürfe. "Aber wenn Sie sich rassistisch äußern, dann sind Sie verdammt nochmal ein Rassist. Fertig. Und das müssen Sie auch ertragen können."

Ihre eindringliche Rede beendete Dunja Hayali mit einer Bitte: "Seien Sie offen. Bleiben Sie fair. Differenzieren Sie. Wahrheit braucht einfach Zeit. Das sind Dinge, die meine Eltern mir mit auf den Weg gegeben haben: Andere und Andersdenkende zu respektieren. Menschen in Not unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion zu helfen. Demut, Anstand, Menschlichkeit, Dankbarkeit. Und ich bin heute sehr dankbar."

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