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Klischees über Friedrich Merz - ein funk-Beitrag scheitert an ihnen.

© imago images/Chris Emil Janßen

„Die Wahrheit über Friedrich Merz“ bei funk: Wenn der Großvater Mitglied bei SA und NSDAP war

Die Jugendplattform von ARD und ZDF befasst sich mit den Klischees über den CDU-Vorsitzenden. Das geht ziemlich daneben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Es hätte eine verdienstvolle Recherche und Aufklärung für die jungen Zuschauer werden können, an die sich das ARD-ZDF-Portal funk vor allem richtet. Leider ist der Beitrag von funk "Die Wahrheit über Friedrich Merz" das Gegenteil davon.

Moderator und Präsentator ist Jan Schipmann. Er stellt sich als "mittelalter, weißer Mann mit Tattoos" vor und nimmt sich dann 18 Minuten und 13 Sekunden Zeit für die Darstellung und Dekodierung des neuen CDU-Vorsitzenden. Das Ziel lautet, "die grassierenden "Klischees" über den 66-jährigen Politiker einem Wahrheitscheck zu unterziehen.

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Drei Prädikate gehen in die Prüfung: Ist Friedrich Merz homophob, rechts und neoliberal. Andere Kriterien hätte es sicher auch gegeben, aber bitte. Die Feststellung, dass dies die wesentlichen Klischees sind, die Merz nachlaufen, ist ja nicht falsch.

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Zum Auftakt werden einige biographische Daten geliefert. Dabei kommt es zum Fauxpas. Zum Großvater von Merz wird angemerkt, er sei Mitglied der SA und der NSDAP gewesen. Im Jahr 1945 hatte die Nazi-Partei rund 8,5 Millionen Mitglieder, die SA kam an ihrem Höhepunkt im Juni 1934 auf 4,5 Millionen Mitglieder.

Der Großvater von Friedrich Merz soll Mitglied bei SA und NSDAP gewesen sein. Der Funk-Beitrag "Die Wahrheit über Friedrich Merz" illustriert diese Feststellung entsprechend.
Der Großvater von Friedrich Merz soll Mitglied bei SA und NSDAP gewesen sein. Der Funk-Beitrag "Die Wahrheit über Friedrich Merz" illustriert diese Feststellung entsprechend.

© https://www.youtube.com/watch?v=tqBZyo9wLBk

Nichts an diesen Zahlen ist schönzureden oder schönzurechnen. Sie zeigen an, wie sehr der Nationalsozialismus als organisierte Ideologie die Deutschen als Volk der Nazis erfasst und durchdrungen hatte.

Großvater bei SA und NSDAP

Wenn aber der Großvater Mitglied von SA und NSDAP war, was sagt das über seinen Enkel aus?

Zunächst gar nichts. Und wenn damit etwas ausgesagt werden soll, dann spart sich der Funk-Beitrag "Die Wahrheit über Friedrich Merz" dazu jede weitere Aussage. Natürlich hätte man fragen können, wie Merz mit dem Thema umgeht, sich dazu schon einmal verhalten hat. Aber nichts dahingehend.

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Ob Moderator und Redaktion der öffentlich-rechtlichen Plattform gewusst haben, was sie damit mitteilen wollen? Im schlimmsten Fall legt die kurze, ohne Kontext gebrachte Passage nahe: Siehste, schon der Großvater von Friedrich Merz war... Genau das löst nun einen Sturm der Entrüstung aus, auch in der "Bild"-Zeitung.

Und tatsächlich: Diese kurze Passage ist ein Fehlgriff, ein Fehler, ja, eine Frechheit. Und sie hängt und wirkt nach, schafft es, beinahe das gesamte Video zu infizieren.

Was so schade wie unnötig ist: Die genannten drei Klischees werden ohne Schaum vor dem Mund behandelt, zumeist über Zitate aus (öffentlich-rechtlichen) Auftritten des Friedrich Merz.

Als sich also Klaus Wowereit outete, da sagte er, er möchte nicht in dessen Nähe geraten, heute spricht sich der CDU-Chef für ein Adoptionsrecht homosexueller Paare aus. "Die Wahrheit über Friedrich Merz" wird zu den Wahrheiten des Friedrich Merz.

Aber der Fehler bleibt haften. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von funk, die Verantwortlichen der Plattform von ARD und ZDF müssen sich - übrigens nicht zum ersten Mal - klüger anstellen.

Heißt nicht, dass sie klüger werden müssen, sondern: journalistischer. Bei ARD und ZDF gibt es eindeutige Qualitätskriterien, dazu gehört die Redaktion eines Beitrages vor seiner Ausstrahlung. Diese Kriterien müssen auch bei funk gelten. Die Plattform hat eine andere Aufgabe, als den "Empörungs"-Generator der "Bild" zu bedienen.

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