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Medien: Die Stille nach der Diagnose

Kai Wessel gelingt beeindruckender Film über krebskranke Frau

Sie ist in den frühen Vierzigern. Sie hat eine 13-jährige Tochter, ist erfolgreich in ihrem Job als Ingenieurin. Manja Grüneberg (Dagmar Manzel) geht es eigentlich gut. Mit Vater (Hans Korte) und Tochter Miriam (Amelie Kiefer) lebt sie zusammen unter einem Dach in einem durchaus stattlichen Einfamilienhaus. Höchstens ein Mann würde noch fehlen. Doch Manja will mal raus. Ausspannen. Sie fliegt zu ihrer Freundin Uta (Gabriela Maria Schmeide) nach Island. Uta wohnt dort mit Mann Erlendur und Sohn Elis, abgeschieden irgendwo auf dem Land. Und da gibt es noch Erlendurs Bruder Ragnar (Filip Peeters). Manja und Ragnar – erst nur sind es verhuschte Blicke und zaghafte Gesten, dann wird es mehr. Dann der Schock: Nach der ersten Liebesnacht ertastet Manja zufällig einen Knoten in ihrer Brust.

Krebs. Diese Diagnose ist für viele Menschen gleichbedeutend mit einem Todesurteil, mit dem bevorstehenden schleichenden, vielleicht gar qualvollen Ende ihres Lebens. Krebs, das ist ein Angst- Wort. Und nur wenige, zumal gute Filme gibt es über den Umgang damit. „Ende der Saison“ etwa von Stefan Krohmer. Im Kino läuft demnächst Agnieszka Hollands „Julies Reise“ an.

Und auch Kai Wessel („Klemperer“) hat nun mit „Leben wäre schön" nach dem Buch von Beate Langmaack („Hat er Arbeit?“) dieses Sujet in Bilder umgesetzt. In dezente Bilder, die, gerade in den Island-Sequenzen, von einer kargen Schönheit sind (Kamera: Holly Fink), Bilder, in dunklem Blau-Grau, die adäquat zum Erzählten stehen. Ganz wunderbar in ihrer melancholischen Nuanciertheit ist bei alledem die Darstellung durch Dagmar Manzel („Der Laden“), die all den Sehnsüchten, Ängsten, Krisen, diesem durch die Krankheit bedingten Hin- und Hergerissensein behutsam nachgeht, es nie überzeichnet, sondern der Einsamkeit, in die der Krebs einen wirft, durch Stille und Zurückhaltung Ausdruck verleiht.

Da sind die Richtigen zusammengekommen: Manzel, Langmaack, Wessel. Das Ergebnis ist einer der besten deutschen Fernsehfilme des Jahres 2003.

„Leben wäre schön“: ARD, 20 Uhr 15

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