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Auf der verzweifelten Suche nach seiner Geliebten bleibt Robinson (Mathieu Amalric) nie allein. Eine Zeit lang wird er von Ombeline (Catherine Frot) begleitet, die bereits eine Affäre mit seinem Vater hatte.

© Teresa Isasi/Arte

„Die letzten Tage der Menschheit“ mit Mathieu Amalric: Liebe in Zeiten der Apokalypse

Viren, Bomben, Beben: Wie „Die letzten Tage der Menschheit“ in einem französischen Film aussehen.

Die Welt steht am Abgrund, aber Robinson (Mathieu Amalric, „Ein Quantum Trost“) hat nichts Besseres zu tun, als sich auf die Suche nach einer längst vergangenen Affäre zu begeben und dabei allerhand erotische Abenteuer zu erleben. So könnte man den französischen Film „Die letzten Tage der Menschheit“ zusammenfassen.

Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Dominique Noguez und hatte 2009 während des Internationalen Filmfestivals von Locarno seine Weltpremiere. Zwölf Jahre später wird er nun erstmals im deutschen Fernsehen auf Arte ausgestrahlt. Die Corona-Pandemie ist zwar nicht das Ende der Menschheit, doch in einigen Szenen lassen sich durchaus Parallelen zu den derzeitigen Ereignissen erkennen – in den vergangenen Tagen protestierten immer mehr Franzosen gegen die Vorgaben ihrer Regierung.

[„Die letzten Tage der Menschheit“, Arte, Mittwoch, 20 Uhr 15]

Der Film von Arnaud und Jean-Marie Larrieu (Drehbuch und Regie) setzt dem Wahnsinn von Kriegen, Krisen und Katastrophen eine ebenso wahnsinnige Liebe entgegen, eine Amour fou im besten Wortsinn. Die Liebe zur schönen Laetitia (Omahyra Mota), die nur kurz Lae genannt werden will, ist tatsächlich verhängnisvoll, leidenschaftlich und rasend. Nach der Affäre von Robinson und Lae war die Ehe mit Chloé (Karin Viard) am Ende. Doch auch das liegt zum Zeitpunkt der Handlung bereits ein Jahr zurück, inzwischen ist die Welt nicht mehr die gleiche. Das gilt auch für Robinson, der eine Hand verloren hat. Auch er ein Kriegsversehrter sozusagen. Doch während die Apokalypse ihre Vorboten sendet, macht sich Robinson auf, die Frau zu suchen, die er nicht vergessen kann.

Ascheregen und gelbe Schutzanzüge

Die genauen Umstände, die zum Untergang führen, werden nicht näher beschrieben. Anfangs sieht man Personen in gelben Schutzanzügen am Strand in Biarritz, Menschen brechen zusammen und sterben, das Wasser ist verseucht und Ascheregen fällt auf die Stadt am Atlantik. Doch es bleibt nicht beim tödlichen Virusangriff. In den Nachrichten wird von einer Atombombe berichtet, die Moskau zerstört hat. Da ist Robinson schon auf dem Weg nach Pamplona, unterwegs mit Ombeline (Catherine Frot), die einst eine Affäre mit seinem Vater hatte und nun die Nähe zum Sohn sucht. In der spanischen Stadt wird gerade der jährliche Stierlauf zelebriert, bevor am nächsten Morgen Bomben in den Straßen explodieren.

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Und in Toulouse werden Regierungsfahrzeuge mit Panzerfäusten angegriffen. Doch ob ein Terroranschlag, eine Viruspandemie oder eine kriegerische Handlung die Katastrophen ausgelöst hat, bleibt schlussendlich unausgesprochen. Noguez und die Larrieu-Brüder wollen vielmehr eine denkbare Version des Verhaltens der Menschen im Angesicht des Abgrunds zeichnen.

Die Welt will sich verjüngen

„Vielleicht ist es alles nicht so schlimm, und die Welt ist nur dabei, sich zu verjüngen“, heißt es irgendwann in der Mitte des Filmes. Doch da war das Ende ja auch noch weit. Und Robinson, der Überlebenskünstler, sucht weiter und weiter nach seiner ehemaligen Geliebten, mit dem Moped, im Auto, zu Fuß, im Wohnmobil, durch Wohnungen, Hotelzimmer, Opernhäuser, Schlösser.

Robinson sucht quer durch Südeuropa, doch das Roadmovie ist im Grunde eine Odyssee. Robinsons Reise folgt einem Zickzackkurs. Nicht nur auf der Landkarte, sondern mit den vielen Rücksprüngen ebenso in der Zeitebene. Anfang und Ende sind dabei eins, die Frage ist nur: Wird er das Ziel erreichen? Wird Robinson seine Lae wiederfinden?

Viele Szenen sind surreal und ähnlich verstörend wie einst „La Grande Bouffe/Das große Fressen“ – Sex ist auch in „Die letzten Tage der Menschheit“ ein bestimmendes Motiv (freigegeben ab 16 Jahren). Doch diesmal geht es um „Das große Sterben“.

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