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Gewonnen! ZDF-Moderatorin ist Preisträgerin in der Kategorie "Beste Moderation/Einzelleistung Information" für ihre Interviews im "heute-journal" des ZDF.

© dpa

Deutscher Fernsehpreis 2018: Viele Worte, kein Wort zu #MeToo

Die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises zeigte, was die Branche kennzeichnet: Irritation und Unsicherheit, wie mit der Causa Wedel umgegangen werden soll.

Das große Thema der Fernsehbranche war bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2018 keins: Doktor Wedel und Mister Hyde, #Metoo, Missbrauch. Was immer die Stifter, die vier großen Sender ARD, RTL, Sat 1 und ZDF, was immer Moderatorin Barbara Schöneberger und die Gewinnerinnen und Gewinner in den 24 Preiskategorien bewegt haben mag, die aktuelle Debatte war es offensichtlich nicht. Positiv gesehen: Die Branche weiß nicht, wie damit umgehen. Negativ: Sie will nicht damit umgehen.

Barbara Schöneberger moderierte wie gewohnt im Rustikal-Charme. Sie spielte bissig auf die wechselhafte Geschichte der Gala an: „Im letzten Jahr waren wir in einer Mehrzweckhalle in Düsseldorf. Und in diesem Jahr sind wir in einer Lagerhalle in Köln.“ Zur Eröffnung tanzte Schöneberger im Stile von „Babylon Berlin“ und sang: „Ganz ohne Quotendruck, dafür mit viel Schluckschluck.“ Das Fernsehen, in diesem Jahr hätte es Ausrichter Sat 1 sein müssen, übertrug keine Minute davon. Ob das wirklich ein Verlust war?

Serienformate im Blickpunkt

Was neu war: Bei der diesjährigen Verleihung des Deutschen Fernsehpreises begegneten sich neues und traditionelles Fernsehen. Zur neuen Fraktion gehören die beiden großen Gewinner des Abends: die Serien „Babylon Berlin“ und „4 Blocks“. Die von der ARD gemeinsam mit dem Abo-Anbieter Sky produzierte historische Krimiserie „Babylon Berlin“ gewann vier Auszeichnungen, unter anderem als „Beste Drama-Serie“. „4 Blocks“ (TNT Serie), eine Produktion, die sich um eine arabische Großfamilie in Berlin-Neukölln dreht, war ihr aber mit drei Preisen ganz dicht auf den Fersen. Sie war sogar in den zentralen Kategorien „Beste Regie“ (Marvin Kren) und „Bester Schauspieler“ mit Kida Khodr Ramadan vorne. In der Menge und in der Prominenz der Preise für das Seriengenre ist der Hunger und der Wunsch der Sender spürbar, von den Streamingdiensten Netflix und Amazon Prime Video nicht abgehängt zu werden.

Slomka gewann gegen Miosga und Hayali

Einige weitere Preisträger: Julia Jentsch als beste Schauspielerin, das ZDF-Drama „Eine unerhörte Frau“ als bester Fernsehfilm, „The Voice of Germany“ (ProSieben/Sat.1) als beste Primetime-Unterhaltung. Als beste Comedy-Serie gewann „Magda macht das schon!“ (RTL). In der Kategorie „Beste Information“ konnte sich RTL 2 mit „Endlich Klartext! - Der große RTL-II-Politiker-Check“ einen Überraschungscoup landen. Auch Boris Becker bekam - in Abwesenheit - einen Fernsehpreis für seine Kommentare bei den US Open (Eurosport).

Bei der besten Late-Night-Show gewann Comedian Luke Mockridge (Sat 1) gegen Satiriker Jan Böhmermann. Marietta Slomka ("heute-journal", ZDF) konnte sich in der Kategorie "Beste Moderation/Einzelleistung Information" gegen Caren Miosga ("Tagesthemen", ARD) und Dunja Hayali ("Morgenmgazin"/"Dunja Hayali", ZDF) durchsetzen. Wesentlicher Grund für Slomkas Gewinn waren ihre strengen wie forschen Politiker-Interviews im "heute-journal".

Proteste der Autoren

Für den Gesprächsstoff bei der Gala sorgten die Drehbuchschreiber. Sie hatten sich durch den Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) irritiert gezeigt, dass sie in einigen Kategorien nur als „Gäste“ und nicht als „Nominierte“ zu der Gala eingeladen wurden, obwohl sie an den nominierten Filmen und Serien maßgeblich mitgearbeitet hatten. Die Diskussion eskalierte bis hin zu Boykottaufrufen.

Die Stifter des Fernsehpreises gingen daraufhin auf die Autoren zu. In den Kategorien „Bester Fernsehfilm“ und „Bester Mehrteiler“, in denen bislang nur Produzenten, Regisseure und Redakteure stellvertretend für das Team nominiert wurden, wurden die Regeln angepasst - und auch die Autoren mitnominiert. Auch in allen anderen fiktionalen Kategorien waren sie nun dabei. In Köln bekräftigten sie allerdings ihre Kritik der mangelnden Wertschätzung. Deutsche Sender wollten stark erzählte Serien wie bei Netflix, sagte VDD-Vorstand Christian Lex. „Aber sie verstehen nicht, dass das eine ganz andere Struktur erfordert.“

Ehrenpreis für Thomas Gottschalk

Als Thomas Gottschalk mit dem Deutschen Fernsehpreis in den Händen auf der Bühne stand, fehlten eigentlich nur noch eine Couch und Gummibärchen. „Danke sehr!“ „Danke!“, „Hört auf, Mensch!“ beruhigte der 67-jährige Showmaster das Publikum im Saal. Ganz so, wie er es jahrelang zur Eröffnung seiner Show „Wetten, dass..?“ gemacht hatte. Auch wegen dieser Show ist er nun mit dem Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk geehrt worden. Bei seine Rede merkte man: In der Rolle des Zampanos geht er immer noch auf. Und weil Laudator Joko Winterscheidt ihn als „der letzte große Entertainer, den dieses Land hat“ bezeichnete, wehte ein Hauch Fernsehgeschichte durch das Kölner Palladium. (mit dpa)

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