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Unter Verdacht. Kaum aus dem Gefängnis, wird Sara (Johanna Wokalek) wegen eines neuen Mordes verhört.

© SWR/Benoit Linder

Der „Tatort“ aus Freiburg: Johanna Wokalek und ein mörderisches Geheimnis

Gerade aus dem Gefängnis, schon wieder unter Mordverdacht: Johanna Wokalek tariert im „Tatort“ aus Freiburg das Gestern mit dem Heute aus.

Der „Tatort“ aus Freiburg mit dem Titel „Saras Geständnis“ beginnt mit der Entlassung von Sara Manzer (Johanna Wokalek) aus dem Gefängnis. Vor fünf Jahren soll sie ihren Vater umgebracht haben. Noch am Tag, als sie ihre Freiheit wiedererlangt, wird sie die Vergangenheit wieder einholen.

Die Episode erzählt die Geschichte dieser Frau, die nach mehreren Jahren Gefängnis endlich ein neues Leben beginnen will. Doch da sind Dinge, die offenbar nicht geklärt sind: als ihre Freundin Marlene Hopp (Sophie Lutz) sie am Gefängnis abholt und zu sich nach Hause holt, wo sie erst einmal eine Weile unterkommen kann, klingelt Saras Mobiltelefon. Doch sie will mit dem Anrufer nicht sprechen.

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Als sie zufällig zum Fenster heraussieht, steht dieser jemand auf der anderen Straßenseite. Es ist Benno Rose, ein ehemaliger Kollege der beiden Hauptkommissare Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau). Schon am nächsten Tag stehen Berg und Tobler vor Roses Leichnam, erstochen, weiter draußen, oben in den Waldhängen. Regisseur Kai Wessel hat die „Tatort“-Folge nach einem Drehbuch von Astrid Ströher umgesetzt hat. Beide haben bereits bei dem Fernsehdrama „Im Tunnel“ (2016) zusammengearbeitet.

[„Tatort: Saras Geständnis“, Sonntag, ARD, 20 Uhr 15]

Der Verdacht fällt auf Sara Manzer. Am Abend des Mordes fand ein weiteres Telefonat zwischen ihnen statt. Bei der Durchsuchung von Roses Wohnung werden zahlreiche Akten alter Fälle gefunden, auch eine umfassende über Sara und den Mord an ihrem Vater, dem einflussreichen Verleger Manzer. Die Akte enthält auch Zeitungsartikel mit reißerischen Headlines über das leichtlebige Partygirl, das dem Alkohol, den Drogen und den Männern nie abgeneigt war. Doch was nur wollte Benno Rose von Sara?

In aller Ambivalenz

„Saras Geständnis“ kreist ganz um diese Frau, von Johanna Wokalek nuanciert und facettenreich gespielt, in all ihrer Undurchsichtigkeit und Ambivalenz. Ein gefallener Engel. In Rückblenden werden die Verhöre Saras durch den früheren Kollegen Werner Bauder (Werner Wölbern) gezeigt: da sitzt Wokalek dann als die vergangene Sara dem Beamten gegenüber, geschminkt, Augenringe, schwarze Lederjacke, vom Leben gezeichnet, von seiner scheinbaren Leichtigkeit, schäbig schillernd, und wirkt dabei doch so hoch fragil und verletzt.

[Alle Folgen des True-Crime-Podcasts Tatort Berlin des Tagesspiegels finden Sie hier]

Die heutige Sara wirkt zurückhaltend und still, verhuscht beinahe, völlig ungeschminkt. Die Alkoholsucht hat sie sich ausgetrieben. Auch das mit den vielen Männern, das ist vorbei. Alles Vergangenheit. Jetzt kommt ein neues, anderes Leben. Sie fängt in einer Küche als Spülkraft an und wird gleich vom Küchenchef belästigt, sie sei doch die, die es mit allen Männern gemacht habe, jetzt sei er an der Reihe.

Der Film hätte auch „Saras Geheimnis“ heißen können. Nie wurde endgültig geklärt, wie es zum Tod ihres Vaters kam. Sie hat gestanden, um endlich in Ruhe gelassen zu werden. Die ganze Presse damals, der Wirbel, die Belästigungen ihrer jungen Tochter Evi, all das habe sie sehr belastet, erzählt sie Tobler und Berg, während sie bei ihrer Freundin Marlene angespannt auf dem Sofa sitzt.

Johanna Wokalek tariert dabei in jeder Szene das Gestern mit dem Heute aus, die alte und die neue Sara – und nie wissen Tobler und Berg so genau, wer da gerade vor ihnen sitzt, und ob man ihr wirklich Glauben schenken kann.

Spät, sehr spät erst, macht sich urplötzlich eine ganz neue Wendung dieses Falles auf. Nun weiß selbst Sara Manzer nicht mehr, wem sie was glauben soll. Ganz am Ende geht sie wieder einen langen grauen Gang entlang. Nicht im Gefängnis, an einem anderen Ort. Die Kamera zeigt sie, bis sie am Ende des Ganges angekommen ist, in einer langen Einstellung. Bis diese geheimnisvolle Frau nicht mehr zu sehen ist.

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