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Ein Mord mitten auf dem Gendarmenmarkt. Die Kommissare Karow (Mark Waschke) und Rubin (Meret Becker) wollen mit den Kollegen der Spurensuche herausfinden, von wo der tödliche Schuss auf die Jurastudentin abgegeben wurde.

© Foto Volker Roloff/RBB

Der „Tatort“ aus Berlin: Schlauer, als die Polizei erlaubt?

Im Berlin-„Tatort“ proben privilegierte Jurastudenten „Das perfekte Verbrechen“. Das stellt die Kommissare vor besondere Herausforderungen.

Der Topos vom perfekten Verbrechen ist nahezu unverwüstlich und wurde in der Kriminalliteratur und im Kino in unzähligen Varianten durchgespielt. Wobei sich die Idee eines Verbrechens, für das der Täter nicht belangt werden kann – weil es im besten Fall gar nicht als Verbrechen wahrgenommen wird – selbst in der Fiktion zumeist als Illusion entpuppt. Das schreckt den „Tatort“ aus Berlin indes nicht davon ab, die neue Episode an diesem Sonntag unter den Titel „Das perfekte Verbrechen“ zu stellen.

Auf dem Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte kommt eine junge Jurastudentin ums Leben. Sie wird Opfer eines Snipers, der sie von einem der umliegenden Gebäude erschießt. Die Jurastudentin Mina Jiang (Yun Huang) wollte gerade zu ihrer Kommilitonin Luise (Paula Kroh) gehen, als sie tödlich getroffen wurde. Der Schuss kam offenbar von der am Platz gelegenen „Berlin School of Law“, einer Elite-Universität für angehende Juristen, wie die Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) herausfinden.

[Der „Tatort: Das perfekte Verbrechen“ läuft am Sonntag, 20 Uhr 15, in der ARD]

Auch Luises Freund Benjamin Renz (Anton von Lucke), mit dem sie kurz vor dem tödlichen Schuss noch auf dem Platz zusammenstand, besucht die Jura-Einrichtung. Die beiden waren im Streit auseinandergegangen. Benjamin wollte ihr partout nicht verraten, mit was für einem Geheimbund er sich neuerdings trifft.

Eine Studenten-WG in der Grunewald-Villa

Dieses geheime Colloquium an der Law-School ist wohl eine der elitärsten Verbindungen überhaupt. Seit seinem Bestehen wurde in jedem Jahr immer nur ein neues Mitglied aufgenommen. Mit dem Eintritt öffnen sich für die jungen Männer – es handelt sich um eine Men-only-Organisation – Karrierechancen bis hinein in die höchsten Stellen Europas oder sogar bis in die USA. Für den Corpsgeist sorgt zudem eine Studenten-WG, die sich in einer stilvoll eingerichteten Villa im Grunewald befindet.

Bewerben für die Aufnahme in das Colloquium kann man sich – wie bei Geheimgesellschaften üblich – nicht selbst. Der Primaner wird ausgewählt und muss mehrere Prüfungen bestehen, die in diesem Fall über reine Mutproben weit hinausgehen. In Probatio Nr. 2 musste Benjamin einen Vortrag über jenes perfekte Verbrechen halten. Und natürlich stellt sich sodann die Frage, welches die dritte und letzte Prüfungsaufgabe ist. Eine besondere Rolle in dem RBB-„Tatort“ hat Peter Kurth übernommen. Er spielt Richard Liere, der sowohl die Jura-Hochschule gegründet hat als auch die zentrale Figur der Geheimgesellschaft ist. Sein Sohn Wolfram (Max Krause) gehört ebenso wie drei andere Kommilitonen und Primaner Benjamin zur neuen Generation des Colloquiums.

Viele lateinische Floskeln wie „Per aspera ad astra – durch Härte und Strebsamkeit zu den Sternen“ – und eine gehörige Portion Oberschichten-Arroganz zeichnen die Gruppe aus. Und die Haltung: Uns kann keiner, wir kennen das Gesetz und spielen nach unseren eigenen Regeln. „Ich kann, weil ich will, was ich muss“, lautet ihr Motto. Rubin und Karow stehen vor der großen Herausforderung, dem etwas entgegenzusetzen. Vielleicht hilft es da, dass Karow selbst eine Zeit lang die Juristenlaufbahn einschlagen wollte und den Schulleiter aus der Zeit kennt. In jedem Fall gibt es viele Spuren, die zu offensichtlich auf einen möglichen Täter hindeuten.

Whodunit-Krimi: klassisch, aber spannend

Bei „Das perfekte Verbrechen“ handelt es sich somit um einen zwar klassischen, aber gleichwohl spannenden Whodunit-Krimi (Drehbuch: Michael Comtesse) in einem ungewöhnlichen Rahmen. Beim Verbindungshaus handelt es sich übrigens um die Löwenvilla in Potsdam, ein Gebäude mit einer besonderen historischen Bedeutung. Hier wurde 1944 die Sprengladung für das missglückte Attentat auf Hitler gelagert.

Beim neuen Berlin-„Tatort“ hat Brigitte Maria Bertele Regie geführt. Gerade erst hatte Degeto-Chefin Christine Strobl für die ARD die Devise ausgegeben, den Anteil der Regisseurinnen bis 2021 auf 25 Prozent zu steigern, indem man sich aktiv darum bemüht, das bisherige Missverhältnis zu korrigieren. Bislang wurde in der ARD nur jeder fünfte Film von einer Regisseurin gedreht. Bemerkenswert ist darum auch, dass in zwei „Tatorten“ hintereinander Frauen Regie geführt haben. Den Lena-Odenthal-„Tatort“ in der vergangenen Woche hatte Connie Walther in Szene gesetzt.

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