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Aufstieg und Fall. Michael Norden (Tilman Strauß) hat es bis zum Chef einer Zeitarbeitsfirma geschafft. Doch dann holt ihn die Vergangenheit ein.

© NDR/Christine Schroeder

Der „Polizeiruf 110“ aus Rostock: Im falschen Leben

Väter, Söhne und unerfüllte Hoffnungen. Im Rostocker „Polizeiruf 110“ holt die Vergangenheit gleich mehrere Personen ein.

Alexander Bukow (Charly Hübner) wird im „Polizeiruf 110“ aus Rostock von seinem neuen Fall regelrecht umgehauen. Weil er gerade in der Nähe ist, geht er einem Hinweis auf einen Einbruch nach. Die Villa gehört Michael Norden (Tilman Strauß), dem smarten Chef einer Zeitarbeitsfirma.

Doch der hat selbst noch gar nichts von dem Verbrechen bemerkt. Gemeinsam untersuchen Bukow und Norden das Grundstück, als aus der Garage ein offensichtlich schwer verletzter Mann auf den Kommissar zutaumelt, ihn zu Fall bringt und in Bukows Armen seinen Verletzungen erliegt. Zeitarbeitsvermittler Norden denkt jedoch nicht daran, zu helfen. Stattdessen blickt er zutiefst erschrocken, rennt zu seinem Sportwagen und braust fluchtartig vom Gelände.

[„Polizeiruf 110: Söhne Rostocks“, ARD, Sonntag, 20 Uhr 15]

Zunächst kann sich niemand einen Reim darauf machen, was genau passiert ist und welche Rolle der Villenbesitzer dabei spielt. Immerhin finden Bukow und seine Kollegin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) heraus, dass der Tote und Michael Norden Schulkameraden waren. Zur Clique gehörte auch Nordens Jugendliebe Beate (Katharina Behrens), die jetzt allerdings Probleme mit ihrem heranwachsenden Sohn Jon (bemerkenswert: Oskar Belton) hat – immer wieder geht es darum, wer nun eigentlich sein Vater ist.

"Sehr typisch für Rostock"

Und noch etwas wird rasch klar: Michael Norden war seine Karriere nicht in die Wiege gelegt worden. Er stammte aus einfachen Verhältnissen, hat sich mühsam und nicht immer auf die feine Art nach oben gekämpft. Doch seine Vergangenheit scheint ihn nun einzuholen – weil seine Gier zu groß wurde. „Es braucht sehr wenig, dass so eine Karriere im Spätkapitalismus auch wieder den Bach runtergeht“, sagt dazu Charly Hübner, für den die Geschichte „sehr typisch für diese Stadt“ ist.

Man kann im falschen Leben kein richtiges führen, jedenfalls ist Michael Norden nicht der richtige Mensch für das Leben, das er sich ausgesucht hat. Mit dieser Grundidee im Gepäck hat Drehbuchautor Markus Busch den Plot zu diesem erneut sehr sehenswerten „Polizeiruf“ geschrieben. Im Mittelpunkt des Krimis, der von Regisseur Christian von Castelberg umgesetzt wurde, steht nicht zum ersten Mal das Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen, allerdings in außergewöhnlichen Konstellationen.

Väter und Söhne

Da gibt es leibliche Väter, die zunächst nichts von ihrer Vaterrolle wissen und sie später nicht akzeptieren wollen. Und Ziehväter wie den Immobilienhändler Stefan Larges (Germain Wagner), die Probleme damit haben, wenn sich ihre Sprösslinge abnabeln. Auf der anderen Seite stehen die Söhne, die ihr Leben lang auf der Suche nach ihrem Vater waren, bis sie ihn in völlig unerwartbaren Situationen finden. Wenn es ganz hart kommt, sind diese Söhne zugleich selbst Väter auf der Suche nach einem Familienleben, das sie nie hatten.

Michael Norden ist indes nicht der Einzige, den die Vergangenheit einholt. Kommissarin König hat in einem zurückliegenden Fall Beweise manipuliert. Das wissen sie und Bukow ebenso wie der mittlerweile wegen Mordes einsitzende Guido Wachs. In einem Brief konfrontiert er die Kommissarin mit seinem Wissen, fordert sie zum Gespräch auf. Wie geht sie mit dieser Krise um? Und vor allem: Was macht Buckow? Diese horizontale Erzählung über mehrere „Polizeiruf“-Folgen wird auch mit „Söhne Rostocks“ nicht enden.

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