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Ein Thema sollte noch regelmäßiger ins Fernsehen.

© Tsp

Das Thema Klimakrise im Fernsehen: „Klima vor acht“ statt „Börse vor acht“

Eine Initiative will Informationen und Hintergründe zur größten Krise der Menschheit zur besten Sendezeit im TV-Programm.

Bilder vom schmelzenden Eis, Bilder von vertrockneten Böden, sterbenden Tierarten, dazwischen die Einblendung „Die Klimakrise ist die größte Krise der Menschheit“. Und: „Findest du, dass darüber angemessen berichtet wird? Deshalb fordern wir eine tägliche Berichterstattung zur besten Sendezeit“.

Eine deutliche Ansprache. Sendezeit heißt: Fernsehen, und beste Sendezeit im Ersten beispielsweise seit Jahren das Format „Börse vor acht“. Warum nicht an der Stelle ein Format „Klima vor acht“?, so das Ansinnen der gleichnamigen Initiative, die im Internet mit jenen Bildern und Sätzen um Aufmerksamkeit wirbt.

„Unser Ziel ist es, die Medienlandschaft in Deutschland dazu zu bewegen, mehr und umfassender über die Klimakrise zu berichten, auf prominenten Sendeplätzen“ sagt Norman Schumann, Sprecher von „Klima vor acht“. „Börse vor acht“ sei ein prominenter Sendeplatz, aber es gebe auch noch genug weitere.

In der Tat kann man sich fragen, ob das denn noch richtig gewichtet ist, gerade von öffentlich-rechtlichen Sendern: eine regelmäßige Kurzberichterstattung über die Börse mit Millionenpublikum vor der großen „Tagesschau“, wobei das Börsen-Interesse in den vergangenen Jahren zurück gegangen sein dürfte – verglichen mit dem Thema Klimawandel, das uns alle beschäftigt und in den vergangenen Monaten, auch wegen der Corona-Berichterstattung, etwas unterbelichtet scheint. Das ZDF verweist auf Nachfrage auf diverse Formate im Programm, die sich mit dem Thema beschäftigen, unter anderen die „Terra X“-Dokus von Harald Lesch und Dirk Steffens.

Ein regelmäßiges Kurzformat aber an prominenter Stelle, zum Beispiel kurz vor der Hauptnachrichtensendung um 19 Uhr nach den Mainzelmännchen, hätte noch einen ganz anderen Aufschlag als ein 45-Minüter zur Primetime oder gar später. Das erreicht ein größeres und anderes Publikum, was auch Özden Terli nach der „heute“-Sendung zu nutzen weiß. Dort reichert der ZDF-Wettermann gerne mal die Temperaturen der nächsten Tage mit Hintergrundwissen zum Klimawandel an. Nicht immer zur Freude aller Zuschauer übrigens.

„Dabei besitzt nur jeder sechste Bürger Aktien“

Das Erste hat einen prominenten Slot vor der Hauptnachrichtensendung. „Seit 20 Jahren zeigt die ARD schon ,Börse vor acht’. Dabei besitzt nur jeder sechste Bürger Aktien“, so „Klima-vor-acht“-Mitinitiator Mario Hüttenhofer. „Die Klimakrise geht uns alle etwas an: Die Rundfunkanstalten müssen endlich anfangen, diese ernst zu nehmen und an prominenter Stelle regelmäßig darüber berichten.”

Das Crowdfundingprojekt hat mittlerweile 461 Unterstützer, über 26 000 Menschen haben eine Petition unterzeichnet.

20 000 Euro sind bislang zusammen gekommen. Von dem Geld will „Klima vor acht“ im Herbst sechs Folgen produzieren, die dann online via Youtube zugänglich sein werden.

Die ARD sei dann nur eine von vielen Rundfunkanstalten, die ihrer Pflicht nachkommen sollten, sagt Schumann, genauso wie Radiosender und Zeitungen. Der „Guardian“ sei da ein vorbildliches Beispiel. Das Thema Umwelt habe dort einen zentraleren Platz in der Berichterstattung bekommen.

„Sie achten bei der Bildauswahl darauf, wie sie die Klimakrise präsentieren und haben die Redaktion mit Umweltjournalisten aufgestockt. Außerdem nehmen sie keine Werbeanzeigen von Öl- und Gasfirmen mehr an.“ Darauf, auf Werbung, von welchen Firmen auch immer, müsste die ARD, streng genommen, keine Rücksicht nehmen.

Diese bleibt bei ihren Plänen. Die Sendung „Börse vor acht“ befasse sich regelmäßig mit den Zusammenhängen zwischen Ökonomie und Ökologie, sagt eine Sprecherin das Erste. Und. Das Thema „Klimaschutz“ sei wichtiger Bestandteil der Sendung „Wissen vor acht“. Das kann sein. Manchmal ist es aber auch eine Änderung im Titel, die (noch mehr) ökologisches Bewusstsein beim Publikum schafft.

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