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Lange her. 1995 gab es bei „Spiegel Online“ bereits den ersten Relaunch.

© Promo

Das Ende einer Marke: Aus "Spiegel Online" wird schlicht "Der Spiegel"

Vor 25 Jahren war der „Spiegel“ ein Internetpionier. Nun wird der Namenszusatz „Online“ gestrichen.

Markus Deggerich war der erste Korrespondent von „Spiegel Online“. Sein Hauptstadtbüro befand sich im Hinterzimmer seiner Wohnung in Friedrichshain mit Blick auf die Mülleimer, wie er sich in der Multimedia-Dokumentation „Wie der Spiegel ins Netz kam, und was aus ihm wurde“ erinnert. Zudem ist ihm in Erinnerung geblieben, dass er als Online-Journalist anfangs nicht ernst genommen wurde. So konnte es vorkommen, dass er bei Interviewanfragen zu hören bekam, man wolle lieber mit dem „richtigen ,Spiegel‘-Korrespondenten“ reden.

Vor 25 Jahren wagte sich der „Spiegel“ als eines der ersten journalistischen Angebote ins Internet. Ein Vierteljahrhundert später soll nun die Marke „Spiegel Online“ aufgegeben werden. Einen entsprechenden Bericht des Hamburger „Abendblatt“ bestätigte die Verlagsgruppe am Freitag. Die Leser und Nutzer würden immer weniger zwischen Online und Print unterscheiden, sondern einfach erwarten, dass „Spiegel“-Inhalte drin sein, wo „Spiegel“ draufsteht, heißt es zur Begründung.
Die erste Webseite von „SPON“ war 1994 schnell zusammengebaut, bereits ein Jahr später folgte der erste Relaunch, der die typische rote Farbe ins Spiel brachte – und auch den Namenszusatz „Online“. Der entfällt nun im Rahmen des großen Verlagsumbaus, mit dem der gedruckte Spiegel und die „Spiegel Online“ zu einer Einheit zusammengeführt werden. Diese Verschmelzung von Print und Online wurde vor einem Jahr als „größte Strukturreform in der Geschichte des Magazins“ angekündigt. Im September startet die Gemeinschaftsredaktion.

Nicht alle Pioniere haben überlebt

Während bei dem Nachrichtenmagazin künftig der Markenname „Spiegel“ im Zentrum steht, haben andere Pioniere des Internet-Journalismus trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – ihres innovativen Ansatzes nicht überlebt. Die im Jahr 2000 als Ableger der norwegischen Online-Zeitung „Nettavisen“ gegründete „Netzeitung“ war Deutschlands erste reine Internet-Tageszeitung. Doch das Konzept eines Online-Mediums, das nicht an die Beschränkungen einer parallel arbeitenden Print-Redaktion gebunden ist, ging nicht auf. Am Ende fehlte es an der nötigen Reichweite. 2010 wurde aus dem Pionierprojekt ein automatisiertes Nachrichtenportal ohne Redaktion, inzwischen verweist die Adresse auf den „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Einen zukunftsweisenden Ansatz, aber mit etwas anderen Vorzeichen, verfolgte die deutsche „Huffington Post“. Die von Arianna Huffington gegründete Internetzeitung hatte mit dem Medienhaus Burda und dessen Tochterunternehmen „Tomorrow Focus“ kooperiert. Doch anders als in den USA wurde die deutsche „Huff Post“ nie zu einer publizistischen Instanz. Und selbst in den Vereinigten Staaten, wo es die Internetzeitung weiterhin gibt, läuft es nicht rund. Im Februar gab das Mutterhaus Verizon Entlassungen bei der „Huff Post“ bekannt. Kurt Sagatz

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