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Am Samstag startet die dritte Staffel von "Das Boot" bei Sky.

© Sky Deutschland

„Das Boot“ geht in Staffel drei auf große Fahrt: Nahezu unsinkbar

Deutsche U-Boote wurden nach 1943 zu schwimmenden Särgen. Die TV-Serie „Das Boot“ erhält in der neuen Staffel hingegen noch mehr Tiefgang.

U-Boote wurden in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges häufig „schwimmende Särge“ genannt. 780 deutsche Unterseeboote versenkten die Alliierten, von den insgesamt 31.000 U-Boot-Fahrern ließen 26.000 im Dienste der Kriegsmarine ihr Leben. Doch während die U-Boot-Waffe zum Kriegsende zunehmend stumpf wurde, ist die vom ehemaligen Kriegsberichterstatter Lothar-Günther Buchheim auf eigenen Erfahrungen beruhende Erzählung „Das Boot“ durch seinen Roman, die Kinoverfilmung von Wolfgang Petersen und die folgende TV-Serie offenbar auf ewig unsinkbar.

Und was noch erstaunlicher ist: Die dritte Staffel der neu aufgelegten Serie von Sky und den Bavaria Studios, die von diesem Samstag an beim Pay-TV-Sender läuft, geht mit ihren zehn Episoden erst recht auf große Fahrt. Die Vorgänger-Staffeln wurden in über hundert Länder verkauft, die Fortsetzung ist noch internationaler ausgelegt.

Allerdings braucht es lange, bis das erste Mal das Kommando „Volle Fahrt voraus“ gegeben wird. Zuvor wird auf dem neu in Dienst gestellten U-Boot mit seiner Mannschaft aus überwiegend unerfahrenen Matrosen unter Führung eines Kapitäns, der diesen Posten vor allem durch politische Protektion bekommen hat, nur übungsweise „ausgependelt“ und „angeblasen“. Aber natürlich heißt es wieder „Jawoll, 1 WO“ für den Ersten Wachoffizier, und Franz Dinda alias Oberleutnant zur See Robert Ehrenberg wird als Leitender Ingenieur kurz mit LI angeredet.

[„Das Boot“, Staffel drei, zehn Folgen. Auf Sky One samstags um 20 Uhr 15 in Doppelfolgen sowie ab Samstag komplett über die Sky-Streaming-Dienste.]

Die Headautoren Tony Saint und Colin Teevan haben eine Mischung aus Emotionalität und Action zusammengestellt – „der Krieg wird nun wirklich eine persönliche Angelegenheit“ –, die von den Regisseuren in häufig extrem düstere Bilder übersetzt wurde. Hans Steinbichler nennt Petersens „Boot“ „den deutschen Film schlechthin“. Und für Robert Gansel, mit dem er sich die Regiearbeit geteilt hat, sind Roman und Film „wie alle großen Anti-Kriegs-Geschichten eine stete Mahnung daran, wie sehr wir uns bemühen sollten, friedliche und humanitäre Lösungen zu verfolgen. Man sieht an den aktuellen Entwicklungen, dass diese Botschaften nie alt werden.“

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Technisch interessant: Während die ersten beiden Staffeln in Ultra-HD gefilmt wurden, entstand Staffel drei in nochmals deutlich höherer 8k-Auflösung. Weltkriegstechnik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts trifft damit auf einen Fernsehstandard, der sich erst noch in der Zukunft beweisen muss.

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Der Horizont der Handlung wurde seit Petersens Film kräftig erweitert. Die dritte Staffel oszilliert um drei Handlungsorte: an der Heimatfront in Kiel, auf den Kriegsschauplätzen der Meere und in der neutralen Stadt Lissabon, in der sich die Spione beider Seiten belauern. Gedreht wurde die neue Staffel an 104 Tagen in Prag und auf Malta.

Noch stärker als zuvor wird das Leiden der Bevölkerung unter den Kriegsfolgen thematisiert, sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien. Kaum jemand, der noch keine Verluste zu beklagen hat. Oberleutnant Ehrenberg hat seinen Sohn bei einem britischen Bombenangriff verloren, der Sohn des britischen Zerstörerkommandanten Jack Swinburne (Ray Stevenson) starb bei einem Angriff deutscher U-Boote auf einen alliierten Schiffskonvoi.

So unterschiedlich die Rollen der beiden Offiziere in diesem Krieg sind, so verschieden gehen sie mit ihrer Trauer um. Das Duell der beiden Protagonisten auf hoher See ist jedenfalls unausweichlich. Zumal aus den deutschen Jägern, die mit ihren „Wolfsrudeln“ Jagd auf die Schiffe der gegnerischen Marine gemacht haben, durch technische Weiterentwicklungen Gejagte wurden. Die deutschen U-Boote können nun sowohl über als auch unter Wasser geortet und versenkt werden. Swinburne wurde von „ganz oben“ explizit als „U-Boot-Killer“ ausgewählt. Nicht nur deshalb heißt es auf deutscher Seite: „Der beschissene Krieg wird immer beschissener.“

Keine Emotion ausgelassen

Einen ganz anderen Kampf muss Gestapo-Mann Hagen Foster (Tom Wlaschiha) austragen. Er wird nach Lissabon geschickt, um einen Verräter zu enttarnen. Doch die Maulwurfsjagd entpuppt sich als groß angelegte Verschwörung. Beinahe ein Film im Film, in dem U-949 eine nicht unwichtige Rolle spielt. Jedenfalls wird keine Emotion ausgelassen. Liebe und Treue, Trauer und Verrat, Kameradschaft und Hinterlist, der Wunsch nach Frieden ebenso wie übermächtige Rachegefühle. Dabei wurde die Handlung keineswegs überladen.

Oberleutnant zur See Robert Ehrenberg (Franz Dinda, rechts) ist vom Dienstgrad zwar nur der Leitende Ingenieur, aber auf U-949 gibt er die Kommandos.
Oberleutnant zur See Robert Ehrenberg (Franz Dinda, rechts) ist vom Dienstgrad zwar nur der Leitende Ingenieur, aber auf U-949 gibt er die Kommandos.

© Sky Deutschland

Die dritte Staffel wird dramaturgisch zeitgemäß erzählt, aber die Geschehnisse bleiben innerhalb der historischen Vorgabe. Einzig die Betonung des soldatischen Ehrbegriffs, der mitunter sogar über explizit anderslautende Befehle des Oberkommandos gesetzt wird, wirkt stellenweise überzogen. Auf der anderen Seite mangelt es nicht an überzeugend präsentierten Konflikten.

Zum erhöhten Tiefgang gesellt sich ein exzellentes Ensemble, zu dem auch Ernst Stötzner, Rick Okon, Johann von Bülow, Trystan Pütter sowie Anna Schudt, Fritzi Haberlandt, Luise Wolfram und Elisa Schlott gehören – um nur einige zu nennen.

Die Liste ließe sich beliebig verlängern. So zeitlos die Grundspannung von „Das Boot“ ist, der Krieg wird auch für diese Serie irgendwann vorbei sein. Eine vierte Staffel wird es jedenfalls noch geben, die Dreharbeiten dafür beginnen bereits im Sommer.

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