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Markus Söder kann nicht nur Politiker - sondern auch Schauspieler.

© dpa

CSU-Werbung zur besten Sendezeit: Söders PR-Auftritt im Bayerischen Rundfunk

Polit-PR im Bayerischen Runfunk? Kein Problem, zumindest nicht für CSU-Minister Markus Söder. Früher Volo und Redakteur, glänzt er heute als Gastschauspieler in der Daily-Soap "Dahoam is dahoam".

Plant man, Horst Seehofer zu beerben und der nächste Ministerpräsident Bayerns zu werden, kommen PR und Werbung nicht ungelegen. Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) hat dafür diese Woche eine ganz besondere Plattform bekommen: In der täglich um 19 Uhr 45 ausgestrahlten TV-Sendung „Dahoam is dahoam“ des Bayerischen Rundfunks legte der Franke einen schneidigen Gastauftritt hin. Nur dumm, dass der BR es ihm damit ermöglichte, ungekürzte CSU-Mantras in Reinform von sich zu geben. So verkündete Söder in der Sendung – eigentlich eine fiktionale Serie –, Bayern sei beim Internet-Ausbau ganz weit vorne (Sachsen müsse sich hintanstellen), pries die familienfreundliche Kinderbetreuung des Freistaats sowie den Erhalt der Mittelschulen. Vom hervorragenden Hausarztmodell ganz zu schweigen.

Das Drehbuch stammt laut BR von einem "sechsköpfigen Autorenteam"

Kritischere Seriengucker mutmaßten kurz darauf, eventuell habe die Bayerische Staatskanzlei das Drehbuch der Folge geschrieben. Doch weit gefehlt: Aus dem BR heißt es, ein sechs Mann starkes Autorenteam habe Söders Dialoge mit den Dorfbewohnern „ohne jeglichen Einfluss von außen“– also: ohne Einfluss der CSU – verfasst. Der wackere Jungschauspieler Söder habe sich lediglich ans Drehbuch gehalten; zudem seien alle Äußerungen in den Dialogen „kritisch hinterfragt worden“.
Medienjournalist Stefan Niggemeier, der den BR–PR-Patzer als einer der ersten auf seinem Blog thematisierte, ist das nicht so recht aufgefallen. Auch die bayerischen Grünen sind wenig begeistert von Söders Mimen-Künsten und wollen das Thema im bayerischen Rundfunkrat zur Sprache bringen. Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann wertete Söders CSU-konforme Gastrolle gar als „dreistes Politiker-Placement“. Vermutlich ist Hartmann aber nur neidisch: Im Gegensatz zu ihm durfte Söder einst beim BR volontieren– und hat, wie es scheint, bis heute beste Verbindungen.

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