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Corona-bedingt. Erschwerte Dreharbeiten wie hier bei der Serie „Rote Rosen“.

© ARD/Nicole Manthey

Corona-Gefahr am Set: Braucht es eine Impfpflicht für Schauspieler?

Netflix greift in den USA durch, hierzulande wartet die TV- und Film-Branche noch ab.

Diese Meldung aus den vergangenen Tagen ließ die Branche aufhorchen, gerade jetzt, wo die Corona-Zahlen wieder steigen: Der Streamingdienst Netflix will Sicherheit zur obersten Priorität machen, Teams von Produktionen, die in den USA stattfinden, müssen bald Corona-Impfungen vorweisen.

Vor Kurzem mussten die Arbeiten an der zweiten Staffel von „Bridgerton“ unterbrochen werden, nachdem ein Crewmitglied positiv auf das Virus getestet worden war. Zwar findet der Dreh in Großbritannien statt. In Anbetracht der sich verbreitenden Delta-Variante möchte der Streamingdienst aber sicherstellen, dass zumindest Produktionen in den USA reibungslos verlaufen.

Ende Juli haben die Hollywood-Gewerkschaften eine entsprechende Vereinbarung mit den Studios getroffen. Impfungen sind damit für Schauspieler sowie für alle, die am Set eng mit jenen zusammenarbeiten, verbindlich. Schon wird in Deutschland für Schauspieler über eine „Impfpflicht durch die Hintertür“ spekuliert.

Ungeimpfte Schauspieler könnten bald keine Aufträge mehr bekommen. Zumal es vor Wochen einen ähnlich gelagerten Fall im Nachbarland gab, als die österreichische Schauspielerin Eva Herzig öffentlich machte, dass sie sich nicht gegen das Corona-Virus impfen lassen wolle. Medien berichteten, das Drehbuch für den nächsten ORF-Krimi aus der Steiermark sei deshalb geändert worden. Die nächste Episode werde ohne die Pathologin Eva Merz auskommen müssen, die von Eva Herzig gespielt wird.

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Produzenten, Schauspieler und Agenturen hierzulande sind beim heiklen Thema „Impfpflicht“ um Versachlichung bemüht, auch wenn sich kaum jemand zitieren lassen will. De facto sei es doch so, ist zu hören: Schauspieler müssten oder sollten schon auch aus eigenem Interesse geimpft sein.

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Arbeiten möchte jeder. Kein Film, keine Serie wird weitergedreht, wenn ein Corona-Fall am Set auftritt, siehe „Bridgerton“ und Netflix, aber auch manch’ „Tatort“-Dreh, der wegen Corona am Set unterbrochen werden musste. Schauspieler sollten drehfertig sein, Punkt. Eine „Impf-Pflicht“ könne man das nicht nennen, wohl eher die normative Kraft des Faktischen.

Kosten für Tests am Set auf 70.000 Euro pro Film geschätzt

„Wir wollen uns dazu nicht weiter äußern, außer dass wir alle Empfehlungen der Berufsgenossenschaft für Dreharbeiten beachten und unseren Mitarbeitern empfehlen, sich impfen zu lassen“, sagt eine Sprecherin von Constantin Film. Andere Firmen äußerten sich nicht.

Vieles könnte reibungsloser verlaufen. Die Kosten für regelmäßige Tests am Set werden auf 70.000 Euro pro Film geschätzt. Fraglich, ob Produktionsfirmen sich das noch länger leisten wollen, wenn alle Anwesenden am Set geimpft sind. Derzeit werden bei Dreharbeiten täglich Schnelltests sowie mehrmals pro Woche PCR-Tests durchgeführt.

[Lesen Sie hier bei T+: Streit um Corona-Auflagen für Betriebe - So könnte die Testpflicht für Unternehmen aussehen]

Offiziell möchte sich die Produzentenallianz nicht zur Impfpflicht-Frage äußern. Sebastian Lambeck, Sprecher der Produzentenallianz, verweist darauf, dass sich der Verband in Berlin darum bemühe, den am 30. September auslaufenden Ausfallfonds bis Ende des Jahres verlängert zu bekommen. Der Fonds springt ein, wenn Drehs trotz Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen unterbrochen werden müssen, weil Mitwirkende positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Es ist also eher unwahrscheinlich, dass hierzulande ähnlich verfahren wird wie bei Netflix, zudem, hört man, die rechtliche Grundlage dafür in Deutschland anzuzweifeln ist. Der Bundesverband Schauspiel teilte laut epd mit: „Wir orientieren uns an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission.

Die Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, rechtfertigt in keiner Weise eine arbeitsrechtliche Kündigung.“ Immerhin, Netflix möchte in den USA Ausnahmefälle von der Impfpflicht genehmigen. Dazu zählen medizinische, religiöse oder altersbedingte Gründe, die eine Impfung ausschließen. (M. Ehrenberg/P. Benthin)

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