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Eigenwillig. Anwalt Borchert alias Christian Kohlund agiert auf seine Weise. Seine Vorgesetzte Dominique Kuster (Ina Paule Klink) akzeptiert das.

© dpa

Christian Kohlund im Zürich-Krimi: Lonesome Cowboy

Seichte Rollen, das war einmal: Christian Kohlund hat mit Anwalt Thomas Borchert die ernsthafte Rolle seines Schauspieler-Lebens gefunden.

Er war immer da, wo es schön war: Ob im „Traumhotel“ oder auf der „Insel“, der „Klinik unter Palmen“ oder auf dem „Traumschiff“ – die Liste der lieblichen Orte ist nahezu endlos, ein locus amoenus reiht sich an den anderen. Was dem Schauspieler Christian Kohlund stets zu eigen schien, war das Leichtgewichtige.

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Und das, obwohl er das Wiener Max-Reinhardt-Seminar absolvierte und zunächst auf großen Bühnen zu sehen war – vom Münchner Residenztheater über das Theater in der Josefstadt und die Freie Volksbühne bis hin zum Schauspielhaus Zürich. Dass es dann über viele Fernsehjahre hinweg das leichte Genre wurde – vielleicht hat er sich darin eingerichtet in dem Wissen, dass jeder, einmal in die Schublade gesteckt, da so schnell nicht mehr herauskommt.

[ „Der Zürich-Krimi“, ARD, Donnerstag, 20 Uhr 15]

Seit gut fünf Jahren allerdings – es ist ein großes Glück, für die loyale, dankbare Zuschauerschaft von bis zu sieben Millionen ohnehin, für ihn selbst bestimmt auch – ist das Seichte passé. Christian Kohlund spielt Thomas Borchert, und den spielt er so gut wie kaum eine Figur vorher.

Borchert ist der eigenwillige, unorthodoxe Anwalt in den „Zürich-Krimis“, die die ARD im Wechsel mit zahlreichen Länder-Krimis am Donnerstag zeigt. Sie alle zeichnet aus, dass deutschsprachige Schauspielerinnen und Schauspieler durch französische, kroatische, türkische Landschaften gehen, dort Deutsch sprechen, landestypische Rollennamen tragen und dabei Fremdkörpern gleichen. Ganz anders bei Borchert: „Der Zürich-Krimi“ wirkt in allem stimmiger, und, es ist mehr als nur eine Notiz am Rande, der Protagonist stammt aus Basel: Christian Kohlund, der heute unweit von Passau lebt, ist gebürtiger Schweizer.

Zürich-Krimi hebt sich vom Einerlei ab

„Der Zürich-Krimi“, 2016 gestartet, hebt sich auch sonst wohltuend vom donnerstäglichen Krimi-Einerlei ab, da er in seinem Konzept klarer, konziser und nüchterner angelegt ist, niemals in Zürcher Postkarten-Kitsch abdriftet und meist ernste, gesellschaftspolitische Themen aufgreift. Dieser Borchert, das ist die Reduktion aufs Wesentliche, auf den Kern der Dinge – bei alledem ist die Figur des Lonesome Cowboys, der keine Handvoll Freunde hat, mit einer glaubwürdigen Note des humanistischen Gestus ausgestattet, die der 71-jährige Schauspieler mit seiner sonor raunenden Stimme auf das Vortrefflichste zu interpretieren weiß.

„Borchert und die bittere Medizin“ heißt der 14. Fall des „Zürich-Krimis“, in Szene gesetzt von Hansjörg Thurn nach einem Drehbuch von Wolf Jakoby, der, bis auf einige wenige Ausnahmen, bislang die meisten Borchert-Bücher verfasste. Als Reto Zanger (Robert Hunger-Bühler), Vater von Borcherts Vorgesetzter Dominique Kuster (Ina Paule Klink), eines Abends kurz nach Ladenschluss an das Fenster einer Apotheke klopft, da will die angehende Apothekerin Sina Leuthold (Thekla Hartmann) zunächst nicht öffnen. Doch Zanger braucht dringend neue Herzmedikamente, und so öffnet ihm die junge Frau schließlich, ist Zanger doch Stammkunde bei Apotheker Siebert (Filip Peeters). Als Zanger die Apotheke betritt, vergisst Sina, hinter ihm abzuschließen. Ein maskierter Mann stürmt in den Laden und drängt Sina, den Medikamentensafe zu öffnen. Dabei schießt der Maskierte Zanger an und verletzt ihn schwer.

Pflichtverletzung

Apotheker Siebert, Golfplatz-Partner von Reto Zanger, kündigt Sina, habe sie doch eine Pflichtverletzung begangen und nach Ladenschluss Medikamente verkauft. Sina fehlen nur noch wenige Wochen der Famulatur, um ihr Studium abschließen zu können. Keine Apotheke würde sie im Anschluss einstellen. So führt Sinas Weg zu Borchert und damit zu Christian Kohlund.

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