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Wer Jan Böhmermann im Netz beleidigt, der bekommt Post vom Bundesministerium für Internetsicherheit und Zensur.

© dpa

Update

"Bundesamt für soziale Netwerke": Fake-Behörde rügt Böhmermanns Fake-Behörde

Jan Böhmermann drohte einem Internetnutzer, der ihn beleidigt haben soll, mit einem nicht existenten Bundesministerium. Nun meldet sich die nächste Fake-Behörde.

Neues aus dem Ha-ha-Sektor. Das Bundesamt für soziale Netzwerke rügte am Donnerstag Jan Böhmermann dafür, dass er einem angeblichen Hater, der ihn als „überflüssiges hirnloses arschloch“ beleidigt haben soll, am Mittwoch mit dem Einschreiten des Bundesministeriums für Internetsicherheit und Zensur gedroht hatte. Danach werde der Pöbler mit 7 Punkten im „Zentralen Internet Punkteregister“ verwarnt, außerdem werde sein Arbeitgeber informiert. Der Angeschriebene wird daraufhin mit den Worten zitiert: „Ich bin das nich gewesen.mein kumpel hat mein handy benutzt“.

Nun also hat das Bundesamt für soziale Netzwerke Böhmermann via Facebook geschrieben: "Wir möchten darauf hinweisen, dass es sich beim ,Bundesministerium für Internetsicherheit und Zensur' offensichtlich um eine sog. Fake-Behörde handelt und raten Herrn Böhmermann dringend, dass er sich zunächst mit unseren Mitarbeitern in Verbindung setzt. Ihr BfSozN." Links oben prangt der Bundesadler, als Dienstsitz wird Willy-Brandt-Straße 1 angegeben, also das Bundeskanzleramt.

Fake-Behörde versus Fake-Behörde

Also: Das Bundesministerium für Internetsicherheit und Zensur ist ebenso eine Fake-Behörde wie das Bundesamt für soziale Netzwerke. Erste Institution ist eine Böhmermann-Erfindung, bei der zweiten ist der Urheber unklar. Das Bundesamt besteht seit September 2015 und ist laut Beschreibung "die einzige offizielle Organisation, die den satirischen Kommunikationsverkehr auf sozialen Netzwerken steuert". Mit Sorge werde die Ausbreitung sogenannter Fake-News beobachtet, um so mehr freue sich das Bundesamt, mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg an einem "Runden-IT-Tisch in Eschweiler" über Strategien zur allgemeinen Gefahrenabwehr zu diskutieren.

Steckt vielleicht der Böhmermann selber hinter dem doppelten Fake-Schabernack? Ausgeschlossen ist das nicht, der Satiriker möchte ja gern als deutscher Meister des Verwirrspiels durchgehen. Vielleicht ist das ja der neueste Dreh satirischer Kunst: Witze zu reißen, die nicht gleich als Witze zu erkennen sind. Subversiv, subtil das alles? In der uns eigenen Unlustigkeit nennen wir das: Fake-Satire.

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