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Medien: „Buh!“ und „Bof!“ Helmut Berger, der Verlorene

„Buh!“ entfährt es ihm öfter mal oder „Bof!

„Buh!“ entfährt es ihm öfter mal oder „Bof!“. Die Franzosen hängen das gerne an Sätze an, und es bedeutet so etwas wie „Mein Gott!“ oder „Was soll’s!“. Es hat etwas Gleichgültiges, etwas Leichtes. Helmut Berger, 61, er hängt dieses „Buh!“ dem einen oder anderen Satz an. Damals, als er den König in Luchino Viscontis „Ludwig II.“ (1972) spielte, da musste er danach für drei Wochen in die Klinik, so stark war die Identifikation, zumal nach sechs Monaten Vorbereitung auf die Rolle. Er sei wohl selbst auch ein bisschen irre, vielleicht heute noch – „Buh!“. Cordula Kablitz-Post begleitet Berger, der quasi über Nacht einWeltstar wurde, als ihn 1964 Regisseur Visconti irgendwo in einer Straße in Rom entdeckte. Sie wurden privat ein Paar, der ältere Italiener, Starregisseur, und der junge Deutsche, der diesen androgynen Touch, wie ihn später die Figur des Tadzio hat in Viscontis grandioser Thomas-MannAdaption „Tod in Venedig“ (1970). In „Die Verdammten“ (1968) lässt Visconti Berger erstmals die Hauptrolle spielen, es folgen „Ludwig II.“ und „Gewalt und Leidenschaft“ (1974).

1976 stirbt Visconti, und ein wenig stirbt Berger mit ihm. Eine tiefe Zäsur, das Ende einer Ära. Noch heute ist das spürbar, auch in dieser Dokumentation, in der es die Regisseurin nur wenig vermag, dem divenhaften Star von einst wirklich nahe zu kommen. Schöne Szenen enthält der Film dennoch. Szenen, die auch von der Verlorenheit Bergers erzählen, von einer tiefen Einsamkeit. Mit Visconti gingen auch die gemeinsamen „Freunde“. Da war er plötzlich allein. Das sei schon a bisserl arg gewesen. Visconti, er war für Helmut Berger sein Regisseur und Entdecker, eine Vater-Figur auch und sein Geliebter. Für diesen Film reist Berger auf die italienische Insel Ischia, wo Visconti einst mit ihm lebte, und wo heute eine Art Museum untergebracht ist, eine Gedenkstätte, restauriert, alles neu, alles „Dreck, weißt du“, sagt Berger. Heute lebt er wieder in seiner österreichischen Heimat, in Salzburg. Zurückgezogen. Kein Glitter, kein Jet-Set mehr.

„Helmut Berger: Mein Leben“: Arte, um 17 Uhr 45

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