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Ein Filmfest, nicht nur für Cineasten. Brigitte Bardot als Camille Javal in dem Klassiker „Die Verachtung“ von Jean-Luc Godard. Foto: Arte

© Studio Canal

Brigitte Bardot: Ganz sicher: fatal

„BB, eine Liebeserklärung“ ist ein eigensinniger Dokumentarfilm über die Bardot. Immerhin fand Filmautor David Teboul bislang ungesehenes dokumentarisches Material.

Mythos des Kinos, Ikone der 60er, Legende des Jetset. Brigitte Bardot. „La BB“. Der Dokumentar-Langfilm „BB, Eine Liebeserklärung“ von David Teboul nun, er ist: Sensation und Skandal, Ärgernis und Anmaßung. Seit vielen Jahren gibt es keine aktuelle, filmhistorisch wie zeithistorisch fundierte Dokumentation über sie, seitdem der Filmautor Alain Bougrain-Dubourg 1982 seine dreiteilige französische Dokumentation „Brigitte Bardot – So wie sie ist“ produziert hat.

Es mag daher durchaus an der Zeit sein, das Phänomen Bardot aus heutiger Sicht neu einzuordnen. Doch der junge französische Filmautor David Teboul hat offenbar ganz anderes im Sinn: Er bespiegelt sich selbst im Spiegel der Bardot. Dass sein Film mit Arte einen Fernsehsender gefunden hat, grenzt ob seiner extrem schwankenden Qualität an ein Wunder. In prätentiösen Off-Monologen, die in der deutschen Fassung erstaunlicherweise Matthias Brandt zu sprechen hat (während Maria Schrader aus Bardots Memoiren liest), ergeht sich Teboul in seinem selbst gewählten weiblichen Spiegelbild: Früh schon, als siebenjähriger Junge, habe er sich, in einem Tier-Foto-Buch der Bardot blätternd, in sie verliebt, in ihre langen blonden Haare, in ihre Augen, in ihr erotisches Antlitz. Dem Jungregisseur, der sich schlafend im Bett zeigt oder gleich eingangs mit weißem T-Shirt am Schreibtisch sitzend, nichts tuend, verweigerte die Bardot jedes Gespräch. Der gekränkte Narziss also spricht hier aus dem Filmautor. Die Bardot muss dafür partiell in den Hintergrund treten. Daher ist dieser zweistündige Dokumentar-Langfilm zum einen ein großes Ärgernis, eine ungeheure Anmaßung.

Zum anderen konnte Teboul immerhin bislang ungesehenes dokumentarisches Material zutage fördern, im Abspann dankt er hierfür ostentativ an erster Stelle Brigitte Bardot. Da finden sich Archivaufnahmen aus ihrer Familie, Aufnahmen der ganz jungen, 1934 geborenen Brigitte, wie sie, lange bevor sie ihr Haar auf ewig blond färben ließ, mit brunettem Schopf durchs Bild springt. Aufnahmen der Mutter auch, Anne-Marie Mucel, die doch immer Brigittes vier Jahre jüngere Schwester, Mijanou, bevorzugte. Eine frühe Kränkung des späteren Filmstars. Oder in frühen Probeaufnahmen, in ersten, vollkommen unbefangenen SchwarzWeiß-Interviews der 50er. Teboul hat, immerhin, im Garten und kurz auch in ihrem Haus filmen dürfen, in der legendären Villa „La Madrague“. Doch von ihr selbst, von dem Objekt seiner fraglos manisch-obsessiven Begierde: kein einziges gesprochenes Wort, keine einzige Kameraeinstellung. Die Bardot, sie ist in diesem Film seltsam abwesend und bleibt oftmals nur Behauptung.

Dem Kino hat BB vor Jahrzehnten schon abgeschworen, 1973 ist es, als sie ihre beiden letzten Filme dreht: einen mit Regisseurin Nina Companeez, einen mit Roger Vadim, „Don Juan 73“. Mit Roger Vadim, ihrem ersten Ehemann, schließt sich so auch ein Kreis, endgültig: War es doch eben Vadim, der sie 1956 für „… und immer lockt das Weib“ in der Hauptrolle der Juliette besetzte, 22-jährig, jener eigenwilligen Mischung aus jugendlich-naiver, willig-lasziver Femme fatale, die Curd Jürgens, Jean-Louis Trintignant und anderen den Kopf verdreht. Ein Kultfilm, der zum Paradigma wird. Zu ihrem Paradigma auch. Es folgen Klassiker wie Clouzots „Die Wahrheit“ (1960) oder Godards „Die Verachtung“ (1963) und Affären respektive Ehen mit Gunter Sachs, Serge Gainsbourg und anderen. Die 60er, das ist ihre Zeit.

1973 das Ende der Filmkarriere. Seitdem lebt sie in ihrer Villa „La Madrague“ unweit von Saint-Tropez. Aus dem Filmstar ist ein Tierschützerin geworden. Ihre frühen Kampagnen gegen die brutale Robbenjagd sind inzwischen legendär. Die Bardot, die am 28. September 2014 tatsächlich 80 Jahre alt wird, setzt sich vehement für die Lebensgefährten des Menschen ein, lebt mit ihnen. Es grenzt an Fanatismus. Mehrfach schon kam sie hierdurch in den vergangenen Jahren mit dem Gesetz in Konflikt. Brigitte Bardot scheint nicht mehr ganz von dieser Welt zu sein.

„BB, Eine Liebeserklärung“, Arte, Mittwoch, 20 Uhr 15

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