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Von wegen Erholung.  Bella Block (Hannelore Hoger) wird von ihrem ehemaligen Chef, dem Staatsanwalt Mehlhorn (Hansjürgen Hürrig), nach Lissabon eingeladen.

© ZDF

Bella Block: Städtetour zum langen Abschied: „Bella Block“ ermittelt in Lissabon

Mit Bella Block wird im Fernsehjahr 2015 eine Figur abtreten, die einmalig ist. Ein Krimi in der melancholischen portugiesischen Hauptstadt ist der passende Hintergrund dafür.

Ihre Haltung ist es. Die Haltung, mit der sie durch ihre Fälle und durchs Leben geht. Klar und direkt, authentisch und aufrichtig. Ihrer Intuition folgend. Ab und an wird jemand angebellt, aber eigentlich nur, um wachzurütteln. Bella Block, langjährige Hamburger TV-Kommissarin, inzwischen im unruhig-unbehausten Ruhestand, blickt immer wieder in die Abgründe der Menschen. Vieles von Hannelore Hoger ist im Laufe der vergangenen 20 Jahre in diese singuläre Figur der Bella Block eingeflossen. Oder, wie Hannelore Hoger die Bella Block selbst beschreibt: „Sie ist eigenwillig und neugierig, sie hat eine soziale Einstellung, ist für die Schwächeren. Hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Sie ist lebensneugierig, menschenneugierig. Sie lässt sich nicht so leicht betuppen. Und, sie ist emphatisch.“

Als alles am 26. März 1994 begann, konnte niemand vorhersehen, dass dies der Beginn einer wunderbaren Reihe ist: „Bella Block – Die Kommissarin“, Regie und Buch in Händen von Max Färberböck, erreichte auf Anhieb 6,3 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 19,2 Prozent. Es gab 1994 gleich den Grimme Preis in Gold und den Bayerischen Fernsehpreis. Grandios dann der zweite Fall, „Liebestod“, einer der besten der gesamten Reihe. Andere herausragende Arbeiten gab es, in denen es etwa um Sterbehilfe ging wie bei „Abschied im Licht“ aus dem Jahr 2000.

Die Figur, ihr Name und ihre Geschichte basierte auf den Kriminalromanen von Doris Gercke, die 1988 mit „Weinschröter, du musst hängen“ den ersten Bella-Block-Roman vorlegte, später entfernte man sich von den Vorlagen, wurde die filmische Bella Block eine eigenständige, eine andere als es die literarische war und heute ist. In ihrem 35. Fall reist Bella Block nach Lissabon. Ihr ehemaliger Vorgesetzter, Staatsanwalt Mehlhorn (Hansjürgen Hürrig), hat sie dazu ermutigt. Mehlhorn ist von einem alten Studienfreund, Bernhard Greve (Henry Hübchen), zu dessen Geburtstagsfeier eingeladen. Der vermögende Gastgeber wohnt luxuriös mit Gattin in einer modernen Villa über den Dächern von Lissabon.

Bella Block träumt von der Frau

Am Abend der feudalen Party ist auch Sandra (Luise Heyer) da, eine junge Deutsche aus Lüneburg. Sie arbeitet für eine portugiesische Catering-Firma am Buffet im weitläufigen Garten. Als sich Bella Block zu ihr gesellt, spricht die junge Frau kryptisch zu ihr, vom langen Leuchten der Sterne, die man noch immer sehen könne, auch wenn sie längst erloschen seien. Diese Begegnung vergisst Bella Block nicht, träumt davon. Als Sandra tot am Fuße des berühmten Elevador de Santa Justa gefunden wird, des schwindelerregend hohen Fahrstuhlturmes, einem Wahrzeichen Lissabons, ist ihr Ermittler-Instinkt geweckt. Was hat der zunächst verschwundene Bernhard Greve damit zu tun, der sich später an nichts erinnern kann, als er auf einem Friedhof das Bewusstsein wiedererlangt? Welche Rolle spielt der Dritte im Bunde der alten Jugendfreunde, der Pastor Max von Holt (Ernst Stötzner)?

„Für immer und immer“, das fünfte „Bella-Block“-Drehbuch von Autor Fabian Thaesler, ist auch der fünfte von Regisseur Christian von Castelberg („Das Glück der Anderen“) inszenierte Fall. Er führt die Protagonistin zum vierten Mal aus den heimischen hanseatischen Gefilden hinaus in die Welt. Portugal also. Es hat was, wenn Bella Block durch das lichtdurchflutete, melancholisch angehauchte Lissabon spaziert, und natürlich ihren eigenen Weg geht. Über allem weht der Hauch des Abschiednehmens, des Gehens. Elegant und atmosphärisch die Bildgestaltung durch Kameramann Martin Farkas. Dramaturgisch ist „Für immer und immer“ zwar nicht immer ganz stringent, es holpert hie und da ein wenig im narrativen Gebälk. Auch die Beweggründe, die zu der Tat führen, sind leicht fragwürdig. Letztlich ist das alles sehr verzeihlich, angesichts der überragenden Qualität dieses Ausnahme-Formats.

Irgendwann ist eine Figur auserzählt.

Mit Bella Block wird im Fernsehjahr 2015 eine Figur abtreten, die einmalig ist. Noch zwei Filme folgen, einer wurde bereits im Oktober 2014 in Hamburg unter der Regie von Andreas Senn abgedreht. Es wird keine zweite oder neue „Bella Block“ geben, da es auch keine zweite Hannelore Hoger gibt. Aber die Entscheidung der Schauspielerin, mit der ZDF-Reihe aufzuhören, ist nachvollziehbar und wohl richtig. Irgendwann ist eine Figur auserzählt. Bevor eine solche herausragende Marke austauschbar gerät, die meist sozialkritischen Themen und oftmals berührenden Fälle bemüht wirken, ist es besser, den Vorhang fallen zu lassen. An einer Sache ändert das gewiss nichts: „Bella Block“ wird bald schon fehlen. Und ihre Haltung.

„Bella Block - Für immer und immer“, ZDF, Samstag, 20 Uhr 15

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