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Licht und Schatten. Drei Filme haben Alain Delon Romy Schneider miteinander gedreht. Einen während und zwei, wie Jacques Derays „Swimmingpool“ 1969, nach ihrer fünfjährigen Beziehung, die von 1958 bis 1963 ging und mit ihren steilen ups and downs einer schwindelerregenden Achterbahnfahrt glich.

© Arte

Arte-Doku über Alain Delon: Die Glückssucher

Was ist Mythos? Was der Mensch dahinter? Eine Doku auf Arte über Licht und Schatten bei der französischen Schauspielerlegende Alain Delon.

Natürlich lässt sich keine Doku über Alain Delon ohne Romy Schneider erzählen. Sie war es, Alain Delon ist es: Unruhig, getrieben, haltlos. Romy Schneider, so sagte sie einmal selbst, „kenne keine Zwischenstimmungen, nur himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt“.

Alain Delon, so sagt er es in teils seltenen Archivaufnahmen, die nun in der neuen französischen Fernseh-Dokumentation „Alain Delon. Licht und Schatten“ zu sehen sind, habe durch diese Zerrissenheit nie Glück im Leben empfinden können: „Ich wollte immer mal eine kleine Annonce aufgeben: Ich habe alle Talente, bis auf das Talent zum Glück. Tausche ein paar Talente gegen ein wenig Glück.“ Das sagt er mit einem bitteren Lächeln vor laufender Kamera, es ist schon Jahre her (Themenabend: „Der Swimmingpool“, Mittwoch, Arte, 20 Uhr 15; „Alain Delon, Licht und Schatten“, 22 Uhr 15).

Diese Veranlagung wird früh schon in ihrer jeweiligen Kindheit grundiert. Romy Schneider, 1938 in Wien geboren, wächst in Berchtesgaden als Kind zweier Schauspieler auf – Magda Schneider und Wolf Albach-Retty –, Eltern, die oftmals mehr abwesend als anwesend sind. Insbesondere ihren so verehrten Vater, den Romy regelrecht anhimmelt, bekommt sie nur sehr selten zu Gesicht. Zeitlebens wird sie sich danach sehnen, diese schmerzliche Lücke zu schließen, zeitlebens ist sie von einer großen Haltlosigkeit und Getriebenheit geprägt.

Bei Alain Delon, das veranschaulicht die neue und auch aktuelle Ereignisse aus dem Jahr 2019 einbeziehende, sehenswerte TV-Dokumentation der Filmautoren Daisy D´Errata und Karl Zéro sehr schön, ist es von Beginn an beinahe noch extremer. Der junge, 1935 in Sceaux vor den Toren von Paris geborene Alain ist gerade mal vier, als seine Eltern sich scheiden lassen und er von Internat zu Internat, von Schule zu Schule, von Pflegeeltern zu Pflegeeltern kommt.

Drei Filme haben Romy und Delon miteinander gedreht

Früh schon ist er verhaltensauffällig, früh schon fällt er aus jeder Norm, aus jeder Konvention. Beim Stiefvater erlernt er mit 14 den Beruf des Schlachters. Mit 17 zieht er freiwillig in den Indochina-Krieg und bezeichnet in einem großen Interview mit der französischen Tageszeitung „Le Monde“ 2018 diese drei Jahre als die einzig glücklichen in seinem Leben.

Drei Filme haben Romy und Delon miteinander gedreht – einen während, und zwei nach ihrer fünfjährigen Beziehung, die von 1958 bis 1963 ging und mit ihren steilen ups and downs einer schwindelerregenden Achterbahnfahrt glich.

Der bekannteste dieser kleinen Trilogie ist – neben „Christine“ von 1958 und „Die Ermordung Trotzkis“ von 1972 – der so zeitlos modern anmutende Kult-Klassiker „Der Swimmingpool“, der in Deutschland vor 50 Jahren in die Kinos kam und nun zur besten Primetime wiederzuentdecken ist.

Gerade in „Der Swimmingpool“, einem der populärsten und erfolgreichsten Filme des französischen Kinos überhaupt, sind diese ups and downs, die Doppelgesichtigkeiten der Stars, die sich hier im heißen Sommer des Revoluzzers-Jahres 1968 an der lichtdurchfluteten Côte d´Azur nahe Saint-Tropez in einer abgelegenen Villa mit Pool räkeln, lieben, küssen, streiten, eines der zentralen Sujets.

Sowohl die Figuren, die Delon und Romy in Jacques Derays hitzig aufgeladenem Kultfilm verkörpern, als auch ihrer beider längst ikonisches Bild als europäische Stars, bigger than life, ist von einer geradezu greifbaren Dualität geprägt. Beide spielen sie zugleich auch damit. Es ist fast schon ein Spiel im Spiel, sowohl mit ihren Rollenbildern als auch mit ihrem öffentlichen Abbild.

Als Romy Schneider am 29. Mai 1982 im Alter von nur 43 Jahren viel zu früh stirbt, ihr oftmals glückloses Leben einfach nicht mehr leben kann, ist es Alain Delon, der sich geradezu fürsorglich um alles kümmert. Der Schauspieler und Freund organisiert und bezahlt ihre Beerdigung, er schirmt, so gut es eben geht, die Presse ab.

Er ist als einer der ersten bei ihr am Totenbett in Paris, als er von ihrem Tod erfährt. Es ist, bei aller Unnahbarkeit, die ihn ausmacht und nicht fassbar werden lässt, die andere Seite, die unbekanntere, des in sich so zerrissenen Alain Delon.

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