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Esther Sedlaczek (im Bild) ist neben Jessy Wellmer die zweite "Sportschau"-Moderatorin.

© dpa

ARD-Sport sucht mehr Frauen: Der Bedarf ist da, nicht aber die Nachfrage

2: 1 für die Moderatorinnen, wenn am Wochenende die Fußball-"Sportschau" startet. Aber der Job bleibt eine Mutprobe für Frauen.

Es ist ein Beruf mit eingebauter Mutprobe. Frauen kommentieren Männer-Fußball, moderieren einschlägige Sportsendungen. Jessy Wellmer war für ARD während der EM im Einsatz, Claudia Neumann für das Zweite. Es hagelte Beschimpfungen und Schmähungen über die sogenannten Sozialen Medien, ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky und sein ZDF-Kollege Thomas Fuhrmann haben diese Attacken nicht zum ersten Mal scharf verurteilt. Ob das was nutzen wird, wenn am Wochenende wieder die Fußball-Bundesliga startet?

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Die Frauen in dieser Männerdomäne und vielleicht in der letzten, die Männer mit allen unsauberen Mitteln zu verteidigen suchen, sind selten - und sie werden dringend gesucht. „Wir bemühen uns weiterhin um Reporterinnen“, sagte ARD-Sportkoordinator Balkausky. „Aber es gibt nicht so viele, die sich bewerben. Das Interesse ist nach wie vor gering.“

2 : 1 für die Frauen

Insofern ist das Bild etwas verzerrt, was sich von diesem Samstag an zeigen wird. 2:1 für die Frauen - so lautet dank einer Neuverpflichtung von Sky das Geschlechterverhältnis bei der „Sportschau“, weil Esther Sedlaczek neben Jessy Wellmer und Alexander Bommes als Moderatorin einsteigt. „Ich finde das cool“, sagte Jessy Wellmer der Deutschen Presse-Agentur. „Dass Esther jetzt bei uns im „Sportschau“-Team spielt, das finde ich super.“ Die ARD verstärkt damit den von den Gremien des Hauses geforderten und geförderten Trend. „Die Entscheidung hat mich echt positiv überrascht“, sagte Wellmer.

„Das ist eine Entscheidung der Sportchefs“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky zur Verpflichtung von Sedlaczek, die nach mehr als zehn Jahren beim Pay-TV-Anbieter Sky zum öffentlich-rechtlichen Sender gewechselt ist. „Wir versuchen, die Gesellschaft abzubilden“, erklärte Balkausky. „Aber es geht zunächst einmal um Qualität. Sonst würden wir niemanden einsetzen, egal ob männlich oder weiblich.“

Opdenhövel ging zu den Privaten

Frei geworden war die Stelle durch den Abgang von Matthias Opdenhövel, der sein ARD-Engagement beendet hat. Der Sedlaczek-Vorgänger steht damit auch für einen Trend: Opdenhövel verließ die öffentlich-rechtliche Anstalt und arbeitet nun bei Privatsendern, unter anderem für Sat 1bei den Bundesliga-Übertragungen.

Sedlaczek kann das recht sein. „Ich bin sehr stolz, die Nachfolge von vielen tollen Moderatorinnen und Moderatoren der Sportschau anzutreten“, sagte die Journalistin, die bereits die ersten Sendungen ohne 1. Liga hinter sich hat. Die Ahnenreihe reicht bis zu Ernst Huberty zurück und bietet in Anne Will die erste Frau, die 1999 die „Sportschau“ moderierte. Weil zu Wills Zeit die Bundesliga-Rechte fehlten, gilt Monica Lierhaus als erste Fußball-Moderatorin der „Sportschau“.

Inzwischen gibt es zahlreiche Frauen beim mehr als 60 Jahre alten TV-Klassiker. Sonntags etwa kommt Julia Scharf zum Einsatz, und zum Team für die neue Freitagsausgabe der „Sportschau“ mit Zweitliga-Zusammenfassungen beim Spartensender One gehört Lea Wagner.

Frauenförderer RBB

Vor zwei Jahren gab Stephanie Baczyk ihr Erstliga-Debüt in der „Sportschau“. Sie kommt wie Wellmer vom Rundfunk Berlin-Brandenburg - was kein Zufall zu sein scheint. „Der RBB wird ja schon seit fast zwei Jahrzehnten von Frauen geführt - erst von Dagmar Reim, die mich schon sehr gefördert hat, und seit fünf Jahren von Patricia Schlesinger“, sagte Wellmer zur Frauenförderung in Berlin und Brandenburg: „Und dann ist da natürlich Kati Günther, die langjährige RBB-Sportchefin - also ich kenne das im Grunde gar nicht anders.“ (mit dpa)

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