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Der König mit der roten Nase: Josef Asch (Rainer Bock, r.) und Baudezernent Lothar Stüssgen (Joachim Król).

© WDR/Frank Dicks

ARD-Komödie: Sittenbild des Klüngelns

„Es geht doch nur um Geld, und das gehört nicht mal Ihnen, sondern mir“: Skandale und Pleiten der Domstadt am Rhein in der Fernsehsatire „Der König von Köln“.

Der Oppenheim/Esch-Skandal hat die öffentliche Hand und mithin die Steuerzahler eine immense Summe gekostet. Das ist wirklich nicht lustig. Aber das System aus Gefällig- und Abhängigkeiten, die Unverfrorenheit der Beteiligten, die ganze Kultur der Vetternwirtschaft satirisch auf die Spitze zu treiben und damit zu entlarven, das kann sehr komisch sein. Im Fernsehfilm „Der König von Köln“ haben der versierte Komödien-Autor Ralf Husmann („Stromberg“) und Regisseur Richard Huber („Club der roten Bänder“) aus der realen Wirtschaftsaffäre ein schmerzlich treffendes Sittenbild des Klüngelns erschaffen.

Der Schauplatz Köln ist dabei naheliegend, aber auch ein Glücksfall. Vetternwirtschaft gibt es überall, aber nirgendwo verbindet sie sich mit derart gut gelaunter Selbstbesoffenheit wie in der Domstadt am Rhein. Die vielen im Film eingestreuten kölschen Gassenhauer klingen angesichts der dreisten Selbstbedienung von Bankern, Investoren und Beamten wie Hohn.

Der „König“ ist Josef Asch, ein Bauunternehmer und Vermögensverwalter, der in der Stadt die Strippen zieht. Rainer Bock spielt ihn großartig mit einer selbstgewissen Bärenruhe – und vor allem ohne jeden kölschen Zungenschlag. Asch ist derjenige, der eigentlich nicht dazugehört und sich bei der Karnevalssitzung nur eine rote Nase aufsteckt, der aber alle von sich abhängig macht.

„Hilfst du dem Polier, hilft der Polier auch dir.“ Bauamtsleiter Lothar Stüssgen (Joachim Król) klärt seinen designierten Nachfolger Andrea di Carlo (Serkan Kaya) darüber auf, wie das so läuft in der Stadt. Und weil di Carlos Frau Simone (Katrin Röver) gerade wieder schwanger und die Wohnung zu klein für die wachsende Familie ist, wäre es praktisch, wenn der Anbau unter der Hand genehmigt und flott gebaut werden könnte. So gerät der Sohn italienischer Einwanderer in die Fänge von „Polier“ Asch, der schon bald eine Gegenleistung erwartet.

„Bleiben Sie locker."

Zu Beginn des Films, der die Geschichte schließlich in Rückblenden erzählt, lässt die junge Staatsanwältin Alina Behrens (Eva Meckbach) die ganze feine Männergesellschaft auffliegen – eine temporeiche, komische Einführung. Bank- und Freiherr Alfred von Hoppenheim (Ernst Stötzner) schreckt mit wirrem Haar im Bett auf, sein ungeliebter Sohn Nikolaus (Ulrich Brandhoff) versteckt sich jammernd in seiner Kunstgalerie, Stüssgen und di Carlo eilen zum Schreddern der verräterischen Akten ins Büro, nur Asch bleibt auf dem Golfplatz ganz cool, als Behrens und Gefolge anrücken: „Bleiben Sie locker. Es geht doch nur um Geld, und das gehört nicht mal Ihnen, sondern mir“, sagt er.

Viel Mühe, die reale Grundlage der Fiktion zu verschleiern, hat sich Husmann nicht gegeben. Asch statt Esch, Hoppenheim statt Oppenheim, außerdem treten auf: die scheue Warenhaus-Erbin Valerie Dickeschanz (Judith Engel) und der ihr von Asch und Nikolaus von Hoppenheim aufgeschwatzte, narzisstische Geschäftsführer Tom Middeldorf (Jörg Hartmann), beide unschwer als Madeleine Schickedanz und Thomas Middelhoff zu erkennen.

Wie der Oppenheim/Esch-Fonds, der Bau überteuerter Großprojekte in Köln und die Karstadt-Pleite zusammenhängen, darüber klärt nach dem Fernsehfilm die Dokumentation „Der Milliarden-Maurer vom Rhein“ von den Grimme-Preisträgern Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann auf.

Die nüchterne Bestandsaufnahme ist erschreckend genug, aber manchmal kann die satirische Fiktion [„Der König von Köln“, ARD, Mittwoch um 20 Uhr 15; „Der Milliarden-Maurer vom Rhein“, 21 Uhr 45] noch tiefer in das Wesen des Klüngelns eindringen. Dafür steht die Figur des Lothar Stüssgen, den der grandiose Joachim Król, ein westfälischer Wahl-Kölner, treffend als penetrantes kölsches Urvieh gibt, nicht unsympathisch, aber selbstgefällig und rücksichtslos.

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