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Bin ich noch jung und schön? Stella (Adele Neuhauser) muss sich unangenehmen Wahrheiten stellen.

© BR/Bavaria Fiction GmbH/ORF

ARD-Komödie „Faltenfrei“: Wider den Schönheits- und Jugendkult

In der TV-Komödie „Faltenfrei“ läuft eine extrem wandlungsfähige Adele Neuhauser dem Beauty-Wahn hinterher.

Stella Martin (Adele Neuhauser) ist eine erfolgreiche Ratgeber-Autorin. Ihr Fachgebiet: faltenfreie und vor allem alterslose Schönheit. Sie hat ein unschlagbares Erfolgsrezept: mit prägnanten Slogans wie „Chat macht fett“ und „Kauf dich schön“ ihre Empfehlungen auf den Punkt zu bringen. „Unser Job ist es, erst Unzufriedenheit zu schaffen und dann Lösungen anzubieten“, erklärt sie ihrer Assistentin Adina (Lisa Jopt).

Beruflich sind Stella und ihr Mann Georg (Thomas Limpinsel) ein Spitzenteam; sie ist zuständig für die Tipps, er stellt mit „Stella Anticellulite“ die passenden Antifaltencremes her. Die Welt könnte so schön sein für Stella, hätte ihr Verlag nicht vorgeschlagen, für das neue Buch auf ein Porträtbild zu verzichten – „wegen der Diskrepanz zwischen Stella und Produkten“.

Die TV-Komödie „Faltenfrei“ von Autor Uli Brée („Vier Frauen und ein Todesfall“) unter der Regie von Dirk Kummer („Wer einmal stirbt, dem glaubt man nicht“) ist gegenüber den Alterungsprozessen bei Stella Martin ebenso gnadenlos wie mit dem vorherrschenden Schönheits- und Jugendwahn. Werbung hat die Beauty-Ikone bereits zuvor für die Schönheitsklinik von Arthur Schenk (Manuel Rubey) gemacht – ohne sich allerdings selbst als potenzielle Patientin zu sehen. Doch plötzlich ist alles anders, möchte sie sich lieber gestern als heute für eine Komplettverjüngung unters Messer legen.

Doch dabei kommt es zum Malheur. Nicht dass der Eingriff misslingt, was ja bei Schönheitsoperationen durchaus vorkommen soll. Bevor der Chirurg das Messer ansetzen kann, fällt Stella vom OP-Tisch und wacht mit einer auf doppelte Ausmaße geschwollene Nase und der Fähigkeit auf, plötzlich die Gedanken der Menschen um sie herum hören zu können.

[„Faltenfrei“, Mittwoch, 20 Uhr 15 in der ARD]

Wie man sich leicht vorstellen kann, ist dies keine Gabe, sondern eine Strafe, bei der man sich wahlweise im falschen Film oder gleich in der Vorhölle vorkommen kann. Der Reiz des Films liegt allerdings vor allem in der Verwandlung der Hauptfigur – und somit in der Wandelbarkeit von Adele Neuhauser, die sich insbesondere mit ihrer österreichischen „Tatort“-Kommissarin Bibi Fellner in die Herzen des Fernsehpublikums gespielt hat.

Bitter-böse Satire auf ein unerreichbares Ideal

In „Faltenfrei“ wird aus der arrogant-egozentrischen Star-Autorin mit dem Gehabe einer Miranda Priestly alias Meryl Streep in „Der Teufel trägt Prada“ eine verletzliche Frau, die mit allerlei unangenehmen Wahrheiten konfrontiert wird. Ihr wird nun ein ganz anderer Spiegel vorgehalten. Ein gelungener dramaturgischer Trick sind die an TV-Dokumentationen erinnernden Interviews mit Ehemann Georg und den beiden so unterschiedlich geratenen erwachsenen Töchtern Fiona (Henriette Richter-Röhl) und Johanna (Olga von Luckwald).

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„Faltenfrei“ ist eine bitter-böse Satire auf ein unerreichbares Ideal von perfekter Schönheit und immerwährender Jugend. Manchmal braucht es wohl eines mehr oder minder heftigen Anstoßes, um sich von den Fesseln dieser Oberflächlichkeiten zu befreien. An einer Stelle verlässt der Fernsehfilm das Reich der Komödie und konfrontiert die Protagonistin mit einer ganz anderen, fatalen Wahrheit – wenn sich junge Frauen für eine vermeintliche Perfektion zu Tode hungern.

Für Adele Neuhauser ist allein schon der Wunsch nach einem perfekten Körper ein Irrtum in sich, der mit wahrer Schönheit nichts zu tun hat, wie sie im Presseheft zum Film verrät. Mit „Faltenfrei“ bringt sie dies den Zuschauern auf eine alles in allem sehr unterhaltsame Weise nahe.

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