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Tom Bartels kommentiert seit mehr als 20 Jahren Fußballspiele in der ARD.

© imago/Beautiful Sports

ARD entschuldigt sich für Kommentator: Ist Tom Bartels zu parteiisch? Unsinn!

Zu wenig Neutralität? Die "Sportschau" entschuldigt sich für EM-Kommentator Tom Bartels. Fünf Gründe sprechen dagegen. Eine Glosse.

Eine Glosse von Joachim Huber

Hat es das schon einmal im deutschen Fernsehfußball gegeben? Die ARD, genauer die "Sportschau" hat sich am Dienstag für ihren EM-Kommentator Tom Bartels entschuldigt: „Tom Bartels kommentiert die Spiele mit besten Wissen und Gewissen aus einer neutralen Perspektive. Dass das in manch einer emotionalen Situation gegebenenfalls nicht immer gelingt, bitten wir zu entschuldigen“, twitterte die „Sportschau“ in Reaktion auf eine der kritischen Stimmen.

Nicht wenige Zuschauer hatten moniert, Bartels habe es bei der Übertragung des mitreißenden EM-Spiels Dänemark gegen Russland am Montag an Neutralität fehlen lassen, er hätte parteiisch kommentiert, aus seiner Sympathie für Dänemark kein Hehl gemacht.

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Hier fünf Gründe, warum einem Tom Bartels seine Tonalität auf keinen Fall eingeschränkt, geschweige denn verboten gehört.

1. Eine Allensbach-Umfrage kam jüngst zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der Deutschen die Meinungsfreiheit in Gefahr sähe. Nur 45 Prozent der Befragten hatten demzufolge das Gefühl, die politische Meinung könne frei geäußert werden. Das ist der niedrigste Wert in einer solchen Allensbach-Umfrage seit 1953. Tom Bartels hat Zeugnis davon abgelegt, dass sogar im öffentlich-rechtlichen Fernsehen absolute Meinungsfreiheit herrscht.

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2. Warum soll ein Kommentator tatsächlich neutral sein? Kein Fußballzuschauer ist neutral - sonst wäre er kein Fußballfan.

3. Die Dänen sind jetzt schon die Europameister der Herzen. Das kann einen mitreißen und verleiht diesem so aseptisch anmutendem Turnier jene Empathie, die nicht fehlen darf.

4. Das Stadion in München darf nach einem Einspruch der Uefa am Mittwoch nicht in Regenbogen-Farben strahlen. Ist das die Neutralität, die die Bartels-Kritiker haben wollen?

5. Bartels sagt immer "Doktor Felix Brych". Das ist in Deutschland gefährlich, nicht erst seit der Causa Giffey gilt eine Dissertation beinahe als Straftat. Das ficht Tom Bartels nicht an. Dr. Joachim Huber mag das.

Tom Bartels selbst reagierte bei "Bild" so: "Grundsätzlich ist mein Anspruch natürlich, Fußballspiele mit Ausnahme der deutschen Nationalelf neutral zu kommentieren. Wer sich aber als Reporter von so einer Atmosphäre wie in Kopenhagen im Wissen der Vorgeschichte mit Eriksens Zusammenbruch nicht mitreißen lässt, sollte sich einen neuen Job suchen.“ Muss er nicht.

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