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Nach ihrer Krönung 1952: Königin Elisabeth II.

© SWR/imago/Zuma/Keystone

ARD-Doku „Die Queen“: Die ewige Regentin

Der zweistündige Dokumentarfilm „Die Queen“ beleuchtet Leben und Wirken von Elisabeth II.

Mit welchem ikonischen Moment im Leben der britischen Königin Elisabeth II. hätte die neue abendfüllende Dokumentation nicht alles beginnen können? Die Auswahl ist gewaltig.

Da ist etwa das lichterloh in Flammen stehende Windsor Castle im Jahr 1992, das die Queen in einer ungewöhnlichen Rede daraufhin als „annus horribilis“ bezeichnen wird. Da ist der viel zu frühe, sich dieses Jahr zum 25. Mal jährende Tod der erst 36-jährigen Diana Spencer am 31. August 1997. Da ist die Hochzeit ihres Enkels, Prinz William, mit Kate im Jahr 2011. Da ist die abrupte Loslösung von Prinz Harry und Meghan. Und natürlich ist da – visuell abrufbar durch zahlreiche ältere Dokumentationen, auch Bildbände und Biographien – die Inthronisierung der damals erst 26-jährigen Tochter des verstorbenen King Georg VI.

[„Die Queen – Schicksalsjahre einer Königin“, Montag, ARD, 20 Uhr 15; sowie 6 x 25 Minuten in der ARD-Mediathek]

Der Dokumentarfilm „Die Queen“ hat sich für den Abschied von Prinz Philip entschieden, der im April 2021 im Alter von 99 Jahren gestorben ist – und mit dem Elisabeth unfassbare 73 Jahre verheiratet war.

Gezeigt wird das Bild der trauernden Queen, wie sie auf der unter Pandemie-Bedingungen durchgeführten Trauerfeier ganz allein, mit Maske, abseits im Chorgestühl von Westminster Abbey sitzt. Philip, der Prinzgemahl mit deutsch-griechischem Familienhintergrund, sei geradezu die tragende Säule im Leben der Regentin gewesen, heißt es im Film. Und obgleich sie ihren Pflichten trotz gesundheitlicher Einschränkungen wie eh und je nachkomme, mit eiserner Disziplin und freundlichem Lächeln, so sei es doch einsamer um die Königin geworden. Prinz Philip hat eine Lücke aufgerissen, die nicht mehr zu schließen ist. Ein ganzes Leben haben sie miteinander verbracht.

Die Einsamkeit der Monarchin

Einsam ist es um die Queen und die Windsors in den Jahrzehnten zuvor allerdings schon einige Male geworden. Der fakten- und bilderreiche Dokumentarfilm der britischen Filmautorin Claire Walding zeichnet dies in sechs Stationen nach. Fragwürdig ist der Untertitel „Schicksalsjahre einer Königin“, zumal dieser wortwörtlich von der mit Romy Schneider besetzten „Sissi“-Trilogie entlehnt wurde.

Elisabeths Einsamkeit beginnt eigentlich bereits mit ihrer Thronfolge auf ihren recht unerwartet sterbenden Vater, während sie mit Philip auf einer Auslandsreise in Kenia weilt. Gerade hat sie erst ihr 25. Lebensjahr abgeschlossen, da muss sie sich fortan der Pflicht und dem Protokoll unterwerfen. Das war 1952.

Eine Unmenge historischen Materials

„Die Queen“ greift auf eine schiere Unmenge an historischem Archivmaterial zurück, das bis in die frühen Tage der ganz jungen Elisabeth reicht und ein wesentlicher Bestandteil der epischen Narration ist – ergänzt von Zeitzeuginnen wie etwa Lady Jane Rayne, seinerzeit Ehrendame bei der Krönung, mehreren britischen Historikerinnen, Philipp Fürst zu Hohenlohe Langenburg, dem Großneffen Prinz Philips, dem ehemaligen BBC-Journalisten Wesley Kerr sowie der ehemaligen London-Korrespondentin der ARD, Hanni Hüsch. Sie alle sind, wie es letztlich der klassisch konventionellen, dokumentarischen Erzählweise entspricht, alternierend zu den historischen Original-Aufnahmen gestellt, erläutern und kommentieren diese.

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Auch die jüngeren Jahrzehnte werden ausführlich skizziert, etwa die Diana-Epoche, die mit der „Hochzeit des Jahrhunderts“ im Juli 1981 beginnt und mit dem ebenso banalen wie brutalen Unfalltod im Alma-Tunnel an der Pariser Seine im August 1997 endet. Zu Lebzeiten hat Diana den Windsors, der Monarchie durchaus geschadet, hat das Königshaus beschädigt und die Queen düpiert – doch ihre posthume langfristige Wirkung hat schließlich auch die Queen gesehen und sie zugelassen. Das ist damals überaus bemerkenswert.

„Die Queen“ hinterlässt den nachhallenden Eindruck, dass es eine solche Persönlichkeit schlichtweg nicht mehr geben wird. Prinz Philip starb 2021 mit 99 Jahren, Elizabeth ist nunmehr 96 – es ist, God Almighty sei’s geklagt, absehbar, dass sich die britische Monarchie in nicht allzu weiter Ferne erneut vor einer tiefgreifenden Zäsur befinden wird. Eine, die Großbritannien bevorsteht, wenn sie nach über 70 Jahren Regentschaft eines Tages einmal nicht mehr da sein wird, sie, die doch immer schon da war: The Queen.

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