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Viel Ehre, kein Gehalt: Honorarprofessor Ingo Zamperoni.

© NDR/Christian Spielmann

Antrittsvorlesung von Ingo Zamperoni in Stuttgart: „Nicht über jedes Stöckchen springen“

Als Honorarprofessor spricht „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni über guten Journalismus, Hunde-beißende Männer und Haltungsfragen.

Ein kleiner Anfängerfehler ist Ingo Zamperoni bei seiner Antrittsvorlesung als frisch ernannter Honorarprofessor an der Stuttgarter Hochschule der Medien (HdM) am Donnerstagnachmittag dann doch unterlaufen. In seinem Vortrag zum Thema „Public Value in der Moderation“ im alten Audi Max der Hochschule sprach Zamperoni über guten Journalismus. Dieser könne als Wellenbrecher gegen die Nachrichtenflut entgegenwirken, als Leuchtturm Orientierung bieten und dabei helfen, die Unterschiede zwischen Fake News und Real News zu erkennen, führte der „Tagesthemen“-Moderator aus.

Bei der Frage, was denn eine Nachricht sei und was nicht, verwies der ARD-Mann auf eine Bemerkung seines ORF-Kollegen Armin Wolf. Die Schlagzeile „Hund beißt Mann“ sei eben keine Nachricht, der umgekehrte Fall dagegen sehr wohl, hat dieser einmal angemerkt. Zur Illustration hatte Zamperoni das Bild eines Zeitungsausschnitts mitgebracht – auf einem USB-Stick. Allerdings dauerte es einige Minuten, bis es schließlich dem Direktor des HdM-Instituts für Moderation Stephan Ferdinand gelang, das Bild von Zamperonis USB-Stick auf den Beamer zu bekommen. Beim nächsten Mal wird das Zamperoni sicherlich besser vorbereiten.

Dabei kennt der 47-Jährige die Hochschule als Lehrbeauftragter schon länger. 2017 bot er erstmals die Veranstaltung „Achtung Praxis: Profis berichten aus ihrem Alltag“ an. Seit 2019 unterstützt er das Masterangebot „Qualifikationsprogramm Moderation“.

Seine Veranstaltungen "Fernsehen: Information und Politik" sowie "Moderationspraxis Studio" wird er weiter anbieten. Das Vorlesungsangebot soll überdies ausgebaut werden, teilte die HdM mit.

Anders als für einen Lehrbeauftragten gibt es für einen Honorarprofessor übrigens weder Gehalt noch Honorar, der Titel leitet sich aus dem lateinischen Wort für Ehre ab. Die HdM ist eine staatliche Fachhochschule mit 5500 Studierenden. Seine erste Lehreinheit hat Zamperoni am Freitag und Samstag mit einem Moderations-Workshop.

Nicht zu Akteuren werden, meint Zamperoni

Zamperoni weiß, dass Journalisten berufsbedingt besonders auf das Außergewöhnliche schauen. „Wann sind wir nur Beobachter, wann werden wir Akteure – was wir meiner Meinung nach nicht sein sollten?“, fragte Zamperoni in seiner Vorlesung. Zu seiner Zeit in den USA kam der Vorwurf auf, die Medien hätten Trump durch übermäßige Berichterstattung ins Amt gehievt. Zamperoni hielt dagegen, dass erst das Interesse des Publikums zu den vielen Artikel und Sendungen geführt habe. Zugleich müssten sich Journalisten aber verstärkt Gedanken darüber machen, ob man über jedes Stöckchen springen muss, das jemand wie Donald Trump hinhält. Auch wenn er aus eigener Erfahrung wisse, dass es keine leichte Entscheidung sei, nicht jeder Sau hinterher zu rennen, die durchs Dorf läuft.

Vor seinem Volontariat beim NDR studierte Zamperoni Amerikanistik, Jura und Geschichte. Seit 2012 gehört er zum Team der „Tagesthemen“, ab 2014 war er für zwei Jahre ARD-Auslandskorrespondent in USA. Aktuell moderiert er das abendliche ARD-Nachrichtenmagazin im Wechsel mit Caren Miosga und Aline Abboud.

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Eine zentrale Aufgabe von Journalismus ist die Gewichtung von Informationen. Aber: „Guter Journalismus und eine Agenda schließen sich nach meiner Ansicht aus. Es ist nicht die Aufgabe von Journalisten, einer bestimmten Partei ins Amt zu verhelfen oder sie zu verhindern.“ Guter Journalismus gebe dem Publikum die Informationen an die Hand, damit es selber entscheiden kann. „Das ist die klassische Trennung von Nachricht und Meinung. Darum heißt der Kommentar in den ,Tagesthemen‘ nun auch Meinung, um das deutlicher zu machen.“

Auch auf das Stichwort „Haltung“ ging Zamperoni ein. In Fragen von Menschenrechten und Rechtstaatlichkeit sei diese unabdingbar. Das stehe nicht im Widerspruch dazu, dass man sich mit keiner Sache gemein machen solle, selbst nicht mit einer guten, wie der ehemalige „Tagesthemen“-Moderator Hanns Joachim Friedrichs sagte. Das heiße nicht, dass Journalisten Neutren sein müssten, sie sollten sich allerdings davor hüten, Vorgaben machen zu wollen und ihre persönlichen Betroffenheiten einfließen zu lassen.

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