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Das sogenannte "Gender-Sternchen"

© dpa

Ansichten zum Gendern: Der Kontext entscheidet

Streitpunkt Gendern: Autorin Barbara Sichtermann warnt vor Überbetonung des Weiblichen.

Die Schriftstellerin und Publizistin Barbara Sichtermann fordert, beim Gendern stärker den Kontext zu berücksichtigen. Dass Frauen sichtbar werden, sei das Anliegen der ersten Sprachreformerinnen aus den 80er-Jahren gewesen, schreibt sie in der aktuellen Ausgabe des Fachdiensts epd medien: „Aber was bei dieser Sichtbarmachung mitgeliefert wird, ist eine Konzentration auf das Geschlecht, das Frausein, das Weiblichsein, die möglicherweise nicht gewollt ist und jedenfalls hinterfragbar bleibt“.

Die Kontextabhängigkeit sei ein wichtiges Argument gegen das Gendern um jeden Preis, schreibt die in Berlin lebende und auch für den Tagesspiegel schreibende Autorin: „Das Problem mit den vielen Wissenschaftlerinnen, Virologinnen, Laborassistentinnen und Patientinnen ist womöglich das Zuviel an Aufmerksamkeit, das sie auf sich ziehen, wenn sie sprachlich derart hervorgetrieben werden, wie es die heutige dogmatisch-gendermäßige Rücksichtnahme erfordert.“

So sei bei der Frage, wie eine Pandemie am besten zu bekämpfen ist, zweitrangig, dass bei der Suche nach einem Impfstoff nicht nur Laborassistenten, sondern auch Laborassistentinnen beteiligt waren. Weil diese Frauen natürlich auch nicht unterschlagen werden sollen, „sollte der Text eine kontextuelle Wende hinbekommen, in der die Laborassistentinnen ohne Krampf sprachlich auftreten können“, fordert Sichtermann in ihrem Beitrag.

Jede Nennung von Frauen sei nicht nur kontextabhängig, sondern färbe auch den Bezugsrahmen, schreibt Sichtermann: „Wenn der Kontext gerade mal nicht mit der Geschlechtergerechtigkeit zu tun hat, stört der Versuch, diesen Aspekt durch dogmatisches Gendern in die Sache, um die es geht, hineinzutragen.“ jbh

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