zum Hauptinhalt
Markus Söder zeigte sich schier verzweifelt über die Aggressivität und Renitenz der Impfverweigerer.

© von https://daserste.ndr.de/annewill/index.html

„Anne Will“ zu Höchststand bei Coronazahlen: Ärztepräsident erregt sich über „Tyrannei der Ungeimpften“

Die Debatte bei Anne Will kreiste immer wieder um die entscheidende Frage, wie die Impfquote gesteigert werden kann. Ohne dass der Pieks verpflichtend wird.

Ist es schon die vierte Welle oder sind es erst die Vorboten einer vierten Welle, wenn die Inzidenz der 200er-Marke nähert? Die Deutschen, egal, ob Politiker, Mediziner oder Bürger, wären durchaus in der Lage, sich über diese Frage a) die Haare zu raufen und b) sich in die Haare zu kriegen. Insofern war die Runde bei "Anne Will" durchaus ein Abbild der gesellschaftlichen Debatte.

Die Moderatorin wollte von ihren Gästen Antworten auf die Frage: "Corona-Neuinfektionen auf dem Höchststand - braucht Deutschland eine Impfpflicht?"

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Keiner und keine sagte dazu ein uneingeschränktes Ja. Selbst Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes, der sich über die "Tyrannei der Ungeimpften" erregte, wollte eine solche Pflicht nur bei den Pflegenden. Das sind 1,2 Millionen in Deutschland, merkte Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates, an. Ihre Position ist klar: Entweder eine Impfpflicht für alle oder keine Impfpflicht. Nur auf die Pflegenden bezogen, würden diese in ein nicht akzeptables Fadenkreuz geraten. "Wir haben dieselben Pflichten und Rechte", schloss Vogler eine Sonderbehandlung für diese Berufsgruppe aus.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Angeleitet von Moderatorin Will kreiste die Debatte immer wieder um die entscheidende Frage, wie die Impfquote gesteigert werden kann, ohne dass der Pieks verpflichtend wird. Immerhin 57 Prozent und damit eine weiter ansteigende Anzahl von Deutschen sprechen sich für eine Impfpflicht aus.

[Lesen Sie zu diesem Thema auch den Kommentar aus der Tagesspiegel-Chefredaktion „Deutschland im politischen Machtvakuum: Die Corona-Zahlen steigen dramatisch – 2G muss jetzt kommen“ (T+)]

Die Vorsitzende Deutscher Ethikrat, Alena Buyx, plädierte mit Blick auf Portugal oder Dänemark, wo die Herdenimmunität erreicht ist, für eine zielgruppenspezifische, ja individuelle Ansprache der Impfunwilligen. "Die Dänen haben das exemplarisch gut gemacht: 'Wir für uns alle gegen den gemeinsamen Feind' ist der Slogan für allgemeine Mobilisierung gewesen", sagte Buyx. Allerdings sei beim Nachbarn das Vertrauen in den Staat und in die Wissenschaft auch deutlich höher als in Deutschland.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Vielleicht wird in Deutschland die Impfpflicht 2G heißen. Söder, aber auch Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen im Bundestag gaben zu erkennen, dass die Politik im Angesicht der unverändert pandemischen Lage auf diesem Wege die Zügel anziehen will. Ob die neue Bundesregierung der Ampelkoalition anders handeln wird als die geschäftsführende Regierung aus SPD und Union? Das blieb unklar, war Ärztepräsident Montgomery zu der Forderung veranlasste, es müsse jetzt Schluss sein mit dem Hickhack an lokalen, regionalen wie nationalen Maßnahmen.

Mantra der Einheitlichkeit

Wie in jeder anderen Corona-Runde wurde dieses Mantra von Einheit und Einheitlichkeit auch bei "Anne Will" herumgereicht. aber in der Tat stehen die Zeichen nicht auf Besserung. In der kommenden Woche wird das Thema wieder im Bundestag aufgerufen, auch eine weitere Ministerpräsidenten/Bundeskanzlerin-Runde wurde von Söder nicht ausgeschlossen.

[Lesen Sie zu diesem Thema auch diesen Tagesspiegel-Text „Gesetzentwurf von SPD, Grünen und FDP: Die Pläne der Ampel für den Corona-Winter“ (T+)]

Einsilbig wurde der Bayer, der sich über den von den Impfgegnern propagierten "Ultraquatsch" durchaus echauffieren konnte, bei der Will-Frage, warum die Impfbereitschaft in Bayern im Vergleich mit anderen Bundesländern so niedrig sei. Markus Söder hatte da keine überzeugenden Antworten parat, so wenig wie bei der Anmerkung Montgomerys, wieso vier Fußballer des FC Bayern ungeimpft über den Platz laufen dürfen?

Wahrscheinlich käme es einer Mutprobe gleich, wenn bei "Anne Will" und "Maybrit Illner" mal Impfskeptiker im Studio sitzen würden. Nicht die Ultras unter ihnen, sondern die Besorgten, Ängstlichen. Warum nur gefährden sie ihr Leben und das Leben der anderen? Wieso nehmen sie hin, dass das Corona-Virus in ihren Reihen Opfer auf Opfer sucht und findet? Die vierte Welle ist die Welle der Ungeimpften.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false