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"Anne-Will"-Talk: Ohne ökonomischen Sachverstand

Bei "Anne Will" sollte über die Höhe von Löhnen und Renten diskutiert werden. Doch anstelle von Expertise gab es fast nur Dampfplauderei.

Mike Mohring hat die Lösung. Die Arbeitgeber müssen höhere Löhne zahlen und die Politik für anständige Renten sorgen. So einfach ist das für den Schlaumeier aus Thüringen, der mit der CDU in diesem Jahr eine Landtagswahl gegen die AfD überstehen muss.

Mohring war bei "Anne Will" am Sonntagabend für Dampfplauderei zuständig und die Reinigungskraft Petra Vogel aus Bochum für authentische Berichte aus der prekären Arbeitswelt mit einem Stundenlohn von 11,20 Euro. Ökonomischer Sachverstand war nicht zugegen, als die Talkrunde das Thema „Niedriger Lohn, magere Rente –was ist uns die Arbeit wert?“ zu diskutieren versuchte.

„Ein Wahnsinn“, meinte Gastgeberin Will mit Blick auf den großen Niedriglohnsektor, als wäre der gerade eben über das Land gekommen. „Es gibt Menschen, die wahnsinnig schlecht bezahlt werden.“

Das ist seit vielen Jahren bekannt, deshalb hat die Union vor fünf Jahren den Widerstand gegen einen gesetzlichen Mindestlohn aufgegeben.

Mag ja sein, dass diese Untergrenze mit aktuell 9,19 Euro zu niedrig ist, wie Will und Vogel meinen. Aber welche Höhe passt zur Produktivität und Wertschöpfung der Arbeitsplätze? Wann werden Arbeitskräfte in manchen Jobs so teuer, dass die Arbeitsplätze sich nicht mehr rechnen?

Solche Fragen waren zu anspruchsvoll für die Runde, in der nur die Politprofis Malu Dreyer (SPD) und Katrin Göring-Eckardt (Grüne) auf Ballhöhe waren, und wurden deshalb auch gar nicht gestellt. Anne Will verabschiedete sich bald vom komplexen Thema und widmete sich der Wohnungsnot und den Obdachlosen.

„Alles hängt mit allem zusammen“, meinte die Talkmasterin. Und am Ende sind wir so schlau wie zuvor. Oder wir glauben den Quatsch der Petra Vogel, die von den Parteien Arbeitsplätze erwartet. Das klappt ja nicht mal im Sozialismus.

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