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1,8 Milliarden Menschen nutzen Facebook täglich.

© OLIVIER DOULIERY / AFP

„Anhaltende“ Datenschutzbedenken: Facebook schafft automatische Gesichtserkennung ab

Die Funktion, mit der Nutzer automatisch in Fotos markiert werden, hat ausgedient. Gespeicherte Daten von mehr als einer Milliarde Menschen werden gelöscht.

Die Onlineplattform Facebook schafft die automatische Gesichtserkennung weitgehend ab. Der US-Mutterkonzern Meta begründete den Schritt am Dienstag mit Datenschutzbedenken. Auch die zur Gesichtserkennung nötigen Daten von mehr als einer Milliarde Nutzer würden gelöscht.

„Es gibt viele Bedenken über den Platz von Gesichtserkennungstechnologie in der Gesellschaft, und die Regulierungsbehörden sind immer noch dabei, klare Regeln für ihre Verwendung aufzustellen“, erklärte Meta.

Angesichts dieser „anhaltenden Unsicherheit“ sei es angemessen, die Gesichtserkennung „auf eine begrenzte Anzahl von Anwendungsfällen zu beschränken“. Wann die Änderung in Kraft treten soll, war unklar.

Mehr als ein Drittel der täglich aktiven Facebook-Nutzer hatte sich nach Konzernangaben seit Einführung des Systems 2010 „für unsere Gesichtserkennungseinstellung entschieden“.

Zuletzt mussten die Nutzer bereits ausdrücklich zustimmen, damit ihre Namen in Fotos den Facebook-Freunden automatisch angezeigt wurden. Vor allem in Europa war das Online-Netzwerk mit der Gesichtserkennung auf Widerstand von Datenschützern gestoßen.

Problembehaftete Funktion

Die Funktion hatte Facebook bereits mehrfach Probleme eingebracht. So zahlte der Konzern im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Milliarde Dollar, um eine Klage im US-Bundesstaat Illinois beizulegen. Der Staat hat seit 2008 ein Gesetz, das das Sammeln biometrischer Daten ohne Einverständnis der Betroffenen verbietet. Die Kläger warfen Facebook vor, es mit der Erstellung von Profilen zur Erkennung der Gesichter in Fotos verletzt zu haben.

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Das Tool sollte dazu dienen, Personen auf hochgeladenen Fotos oder Videos automatisch zu erkennen und die Betroffenen darüber zu informieren. Zuletzt hatte es jedoch zunehmend datenschutzrechtliche Bedenken gegeben.

Konzern in Turbulenzen

Der kalifornische Konzern steckt derzeit in der schwersten Krise seit seiner Gründung. Ihm wird vorgeworfen, nicht ausreichend gegen die Verbreitung von Hassbotschaften und Mobbing auf seinen Plattformen vorzugehen, die Privatsphäre seiner Nutzerinnen und Nutzer zu verletzen, als Lautsprecher für gefährliche Falschinformationen zu dienen und dem Wohlbefinden junger Internetnutzer zu schaden.

Zuletzt sorgten Enthüllungen der Whistleblowerin und früheren Facebook-Mitarbeiterin Frances Haugen für Aufsehen. Haugen wirft ihrem früheren Arbeitgeber vor, eigene Gewinne über die Sicherheit seiner Nutzer und das Gemeinwohl zu stellen. Facebook hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen.

Auch die Ausbreitung von Technologie zur Gesichtserkennung wurde in den vergangenen Jahren zunehmend kritisch gesehen. Dazu trug auch die Firma Clearview AI bei, die eine gewaltige Datenbank auf Basis öffentlich verfügbarer Fotos aus Online-Netzwerken und Diensten wie Instagram zusammenstellte. Clearview AI bietet seine Dienste nach eigenen Angaben ausschließlich der Polizei und anderen Sicherheitsbehörden an. Ihre Methoden der Datensammlung verstärkten jedoch die Sorge vor einer unkontrollierten Ausbreitung der Technologie.

Facebook und andere Dienste versuchen, dem Herunterladen von Bildern in großen Mengen einen Riegel vorzuschieben. Firmen wie Clearview gelang es jedoch immer wieder, die Maßnahmen zu umgehen. (AFP/dpa)

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