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Mit gutem Beispiel voran. Der RBB unter Intendantin Patricia Schlesinger hat mit 57,4 Prozent den höchsten Frauenanteil in der Programm- und Redaktionsverantwortung.

© picture alliance/dpa

Analyse von ProQuote: Mehr Frauen in Rundfunk-Topjobs

Eine neue Studie von ProQuote Medien macht Mut. Im Rundfunk haben mehr Frauen Topjobs als vor drei Jahren, aber es ist noch nicht genug. Ein Sender ist schon gut dabei.

Mal gute Nachrichten für den RBB: Frauen kommen nach Angaben des Vereins ProQuote Medien häufiger in eine journalistische Führungsposition in deutschen Rundfunkhäusern als noch vor Jahren, vor allem beim Rundfunk Berlin-Brandenburg. Der Anteil bundesweit sei in den vergangenen drei Jahren gestiegen, teilte der Verein, der sich seit 2012 dafür einsetzt, dass mehr Frauen in Führungspositionen im Journalismus kommen, am Mittwoch in Hamburg mit.

Ein Anteil von jeweils 50 Prozent bei Männern und Frauen – wie beim RBB – werde aber nur in wenigen Sendern erreicht, beklagte die Organisation.

Nach der ProQuote-Medien-Analyse haben RBB mit 57,4 Prozent und die Deutsche Welle mit 50,8 Prozent den höchsten Frauenanteil in der Programm- und Redaktionsverantwortung. Schlusslicht ist der HR mit 29,4 Prozent. Beim privaten Rundfunk kommt ProSieben Sat 1 auf 30, RTL auf 13,8 Prozent. Besonders gering ist der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Sportberichterstattung – sowohl im privaten als auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Besser also das Gesamtbild im Vergleich zur ersten Studie 2018, was die angestrebte Parität von Frauen und Männern betrifft, aber noch nicht gut genug. „Wir freuen uns, wie weit einige Sender auf ihrem Weg zur Parität gekommen sind. Das ist ein ermutigendes Signal“, ist Edith Heitkämper, Vorsitzende von ProQuote Medien, dennoch optimistisch.

Der Format-Klassiker täuscht da etwas

Bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten insgesamt und bei der Deutschen Welle waren 2021 im Durchschnitt knapp 44,7 Prozent der Stellen in der Programm- und Redaktionsverantwortung weiblich besetzt. 2018 lag der durchschnittliche Anteil noch bei 37,7 Prozent. Bis auf den HR und den SR (36,1 Prozent) erreichen alle öffentlich-rechtlichen Sender laut ProQuote-Zählung einen Frauenmachtanteil von mindestens 40 Prozent.

Grundlage der Zählung waren Organigramme und Selbstauskünfte der elf öffentlich-rechtlichen Sender sowie der Deutschen Welle. Das Alleinstellungsmerkmal der ProQuote-Zählweise ist die Gewichtung der erhobenen Zahlen nach Hierarchieebene. Die Position der Intendantin – beispielsweise Patricia Schlesinger beim RBB – fließt vierfach gewertet in die Zählung ein.

Der private Rundfunk stellte keine Organigramme zur Verfügung, sodass die Studie vergleichbar aussagekräftige Werte nicht darstellen kann. Die Zahlen basieren auf öffentlich zugänglichen Informationen. Demnach ist der Anteil an Frauenführung bei RTL im Zuge der Fusion mit Gruner+Jahr weiter gesunken. Im programmrelevanten Top-Management waren mit 13,8 Prozent kaum Frauen vertreten.

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Gering ist der Einfluss von Frauen auch auf Inhalte und Gestaltung in der Sportberichterstattung. In den Leitungspositionen der Redaktionen dominieren weiterhin Männer. Katrin Günther, Leiter Conrentbox Sport beim RBB, ist die Ausnahme. Da täuscht es etwas, dass der Format-Klassiker, die ARD-„Sportschau“, mit Jessy Wellmer und Esther Sedlaczek gleich zwei Moderatorinnen hat.

ProQuote-Chefin Edith Heitkämper zieht deshalb eine zwiespältige Bilanz: „Auch dank ProQuote sind wir auf einem guten Weg. Gleichberechtigung und Diversität sind nicht überall ein selbstverständlicher Teil der Unternehmenskultur. Sie müssen gelebt werden und dürfen nicht nur auf dem Papier stehen.“

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