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Ober-Jäger Meyer Offerman (Al Pacino, r.) nimmt Jonah (Logan Lerman) unter seine Fittiche.

© Amazon Prime

Amazon-Prime-Serie „Hunters“: Der Kampf der Nazi-Jäger gegen ein Viertes Reich

Zwischen „Avengers“ und „Inglourious Basterds“: In der Amazon-Serie „Hunters“ mit Al Pacino will eine bunte Heldentruppe ein Viertes Reich verhindern.

Es war eben doch nicht allein Südamerika, wohin die Nazi-Schergen, die sadistischen KZ-Wächter und andere Organisatoren des Holocausts geflohen sind. In der Serie „Hunters“ des Streamingdiensts Amazon Prime, die im Jahr 1977 spielt, haben viele von ihnen in den USA unauffällige Existenzen aufgebaut oder neue Karrieren geschmiedet. Einer von ihnen ist Biff Simpson (Dylan Baker), der einen guten Draht zu Präsident Carter hat und gerne zu Grillpartys in seinen Garten einlädt. Was er nicht weiß: Auch er wird in das Fadenkreuz der Jäger geraten. [„Hunters“, Amazon Prime Video, zehn Episoden, ab Freitag]

Ein sehr persönliches Projekt für Showrunner David Weil

Diese Serie hat es in sich. Denn für ihren Showrunner David Weil ist sie ein ganz besonderes, sehr persönliches Projekt. „Zu dieser Geschichte wurde ich durch den größten Superhelden inspiriert, den ich jemals kannte: Meine Großmutter Sara Weil“. Als Nazi-Deutschland in Polen einfiel, war sie ein Teenager. „Obwohl sie später in Auschwitz-Birkenau und Bergen-Belsen inhaftiert war, kämpfte und litt sie und überlebte schließlich. Als Einzige ihrer unmittelbaren Familie.“

Später sah sie es als ihre Pflicht an, davon zu erzählen. Die Wahrheit über die Lager und ihre Schrecken, über die menschliche Fähigkeit zum Bösen, aber auch über die ultimative Güte der Menschen, das Wirken der wenigen Gerechten und die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes. Immer wieder hat Weil Szenen aus dem Lager in die Serie eingebaut. Nicht zuletzt sie sind es, die diese Serie aus der Vielzahl der Unterhaltungsformate herausheben.

In „Hunters“ ist Ruth Heidelbaum (Jeannie Berlin) eine solche Großmutter. Auch sie hat die Lager überlebt und wohnt mit Enkel Jonah (Logan Lerman) in New York. Erst nach ihrer Ermordung erfährt der Jugendliche, dass seine Oma zu den „Hunters“ gehörte. Die geheime Gruppe hat entdeckt, dass in den USA Hunderte ehemals hochrangige Nazi-Beamte leben und sich verschwören, ein Viertes Reich zu gründen. Die Jäger starten eine blutige Mission, die Verschwörer zur Rechenschaft zu ziehen und ihre erneuten Genozid-Pläne zu vereiteln.

Oscar-Preisträger Al Pacino als Ober-„Hunter“

Produziert wurde die Serie von Oscar-Gewinner Jordan Peele („Get out“). Für die Rolle von Meyer Offerman, den Ober-„Hunter“, wurde Oscar-Preisträger Al Pacino („Der Pate“) gewonnen. Es ist eine bunte Truppe, die den Kampf gegen die Nazis aufnimmt. Mit dabei die katholische Schwester Harriet (Kate Mulvany), die Farbige Roxy Jones (Tiffany Boone) mit ihrer Afro-Look-Frisur und das alte jüdische Ehepaar Markowitz (Carol Kane und Saul Rubinek).

Auf der Gegenseite gibt Lena Olin als „Der Oberst“ die graue Eminenz, ihr bedingungslos ergeben der eiskalte Killer-Nazi Travis Leich (Greg Austin). Und dazwischen die Polizei und das FBI. Ob das Bureau tatsächlich so divers war? Agentin Millie Malone (Jerrika Hinton) jedenfalls ist weiblich, schwarz und lesbisch – und sehr empathisch.

In ihrer Entschlossenheit, sich nicht damit abfinden zu wollen, dass die Massenmörder von einst ihrer gerechten Strafe entgangen sind, ähneln die „Hunters“ Simon Wiesenthal und seinen Mitstreitern. Doch die Jäger vertrauen nicht auf die Justiz, sie schrecken auch vor Gewalt nicht zurück. Aber anders als Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ hinterfragen sie ihr Handeln. Wird man nicht selbst zum Monster, wenn man Monster jagt?

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch, sagte einst Bertolt Brecht. In „Hunters“ steht eine neue Generation von „Herrenmenschen“ bereit, gegen die es sich zu kämpfen lohnt.

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