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Ein Netflix-Erfolg von Anna Winger: die Serie "Unorthodox"

© Anika Molnar/Netflix

Amazon Prime, Netflix & Co. vs. Broadcaster und Produzenten?: Krieg um Kreative

Medienlandschaft im Umbruch, wer nutzt wem? Eine erhitzte Diskussion über Chancen und Risiken für Content-Produzenten im globalen Wettbewerb.

„Die Streamer setzen sich in ein gemachtes Nest und nehmen gute Leute vom Markt, indem sie exklusive Verträge schließen. Das ist nicht marktgesund.“ Starke Worte von Constantin-Chef Martin Moszkowicz Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Netflix, Amazon & Co. würden Ressourcen nutzen, „die wir über zig Jahre aufgebaut haben“, sich aber „nur ganz gering an den Fördersystemen beteiligen“.

Vom „War for Talents“, dem Krieg um die Talente, die Kreativen ist schon die Rede – eine Vorlage, die sich eine Diskussionsveranstaltung zur Medienlandschaft im Umbruch am Donnerstagabend in Potsdam nicht entgehen lassen konnte.

Chancen und Risiken für Content-Produzenten im globalen Wettbewerb, so das Thema, das die Wissenschaftliche Gesellschaft für marktorientierte Unternehmensführung gesetzt hatte. Nur: Wer hat mehr Chancen? Wer hat mehr Risiken? Fragen, die auch Ufa-Chef Nico Hofmann an die Wand warf: „Wir befinden uns in der Medienlandschaft im größten Umbruch des Privatfernsehens.

Lineare TV-Anbieter und Streamer buhlen um die Aufmerksamkeit der Zuschauer.“ Es brauche Content, es brauche Kreative, die das schreiben und produzieren. Ist es da förderlich, wenn Netflix Anna Winger, die Macherin der Erfolgsserie „Unorthodox“, langfristig unter Exklusivertrag nimmt – ähnlich wie es Amazon Prime mit Eddie Murphy tut–, und uns brechen hierzulande dadurch die Kreativen weg?
Das mit dem Gegeneinander wollte Kai Finke, Director Content Acquisition Europe Netflix, auch mit dem Verweis auf Partnerschaften mit Seven One Entertainment (Pro7Sat) oder der Ufa so nicht stehen lassen.

Es mangele Netflix ja nicht an Investitionsbereitschaft

Das Werben um die Kreativen sei ein normaler Prozess in der Branche, pflichtete ihm Christoph Schneider, Geschäftsführer Amazon Prime Video im deutschsprachigen Raum, bei. Angesprochen auf die Forderung der Produzentenallianz, On-Demand-Dienste sollten zur Investition in neue europäische audio-visuelle Produktionen verpflichtet werden ähnlich wie in Frankreich, sagte Finke, es mangele Netflix ja nicht an Investitionsbereitschaft.

Zum Vergleich: Netflix, das gerade ein Büro in Berlin eröffnet hat, will bis 2023 rund 500 Millionen Euro in deutschsprachige Produktionen pumpen, Amazon Prime gut 50 Millionen (die Öffentlich-Rechtliche stehen hier jährlich bei 800 Millionen Euro).
Also doch: Konkurrenz belebt das Geschäft? Der Zuschauer kann sich freuen über so viele Serien und Filme im Smart-TV-Regal? Es bleiben Fragen, auch zu Expansionsbestreben, Verantwortung und Angebot der Streamer. Es gibt ja nicht nur das Unterhaltungssegment.

Zur Medienlandschaft im Umbruch gehört die Informationsoffensive der privaten Broadcaster wie jüngst mit den diversen Wahl-Triells, auf die RTL-Geschäftsführer Henning Tewes und Henrik Papst, CCO Seven One Entertainment, stolz verwiesen.

Eine Sorge konnten die Streamer den Vertretern des klassischen Fernsehens hierbei nehmen. „Wir werden mit Netflix keine Nachrichten machen, schon gar nicht mit einem linearen Angebot“, sagte Finke.

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