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Alles, was Recht ist.  Dr. Julia Kellermann (Lisa Bitter) findet in Charlie Menzinger (Markus Stoll) mehr als nur einen aufsässigen Schöffen. Und der Automechaniker sieht in ihr mehr als nur die gestrenge Richterin.

© The Amazing Film Company/Amazon Prime Video

Alles Liebe, oder was?: Gib Bussi!

„Der Beischläfer“ und seine Richterin gehen bei Amazon Prime in die zweite Beziehungs-Staffel.

Lang ersehnt und schon passiert’s: Charlie Menzinger (Markus Stoll) und Dr. Julia Kellermann (Lisa Bitter) küssen sich. So innig, dass der unschuldige Zuschauer die Hochzeitsglocken am weiß-blauen Himmel läuten hört. Aber früh gefreut ist schnell bereut. Was in der Auftaktfolge der zweiten Staffel passiert, ist nur von ganz kurzer Dauer. Kann das aber verwundern? Wovon sollen die acht neuen Folgen der Fortsetzung vom „Beischläfer“ handeln, wenn schon zum Auftakt die zwei Königskinder zusammenkommen? Julia, Dr. Julia Kellermann, scheint sich des Mannes an ihrer Seite nicht ganz sicher zu sein, zumal ihr Ex-Freund, der alerte Anwalt Nico von Blomm (Jens Atzorn), wieder auftaucht.

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Der Automechaniker und die Juristin kommen nicht zueinander. Im Gegenteil, es geht mehr auseinander, als es dem Charlie lieb ist. Er muss seinen Nebenbuhler ausschalten, Julia aus der bayerischen Pampa ans Amtsgericht München zurückholen, damit er wieder als Schöffe in ihrer unmittelbaren Nähe wirken und für sich werben kann. Die zu verhandelnden Fälle sind erneut mehr menschlich vertrackt als abgrundtief böse, originell und gerne skurril wie die gesamte Amazon-Prime-Serie.

[„Der Beischläfer“, Amazon Prime, Freitag, acht Folgen]

Staffel zwei bleibt in der Spur, dramaturgisch kommt die Produktion nicht vom Fleck, die Autoren Murmel Clausen und Mike Viebrock haben Münchner Geschichten aufgeschrieben, nicht ganz so ambitioniert wie der „Monaco Franze“, aber doch voller witziger Einfälle, schlagfertiger Dialoge und amüsanter Situationskomik. Die Handlungsorte wie Amtsgericht und Autowerkstatt sind bekannt, es liegt eine sanfte Melancholie über der Hinterhofszenerie, umso mehr als in den Zwischenschnitten das coole München ins Bild gerät.

Der karlvalentineske Einschlag wird über die Nebenfiguren geliefert. Charlies Schwiegervater Paul Seidl (Helmfried von Lüttichau) bastelt an seinem Foodtruck herum, mit dem er eigentlich Bedürftige versorgen will, erst mal muss er sich mit einem nervigen Bauamtsmitarbeiter herumschlagen, der den Hinterhof sperren will. Aber Seidl kann Kässpatzen zaubern, die den Beamten verzaubern.

Xaver hat ADHS

Xaver Holzapfel (Daniel Christensen) hat mehr ADHS im Blut denn je. Der Springinsfeld findet jeden Tag eine neue Lebensaufgabe. Jetzt will und muss er Künstler werden. Zwischendurch hilft er Charlie, Nico von Blomm zu beschatten. Der ist der Julia doch untreu, oder?

Markus Stoll lässt seinen Charlie Menzinger weiter als rehäugigen Tunichtgut in die Welt hineinschauen. Kein Schwerarbeiter vor dem Herrn, eher einer, der im Beischläfer-Dasein die große Chance sieht, ein bisserl was Gutes zu tun. Stoll markiert die Figur sehr charmant. Lisa Bitter als Dr. Julia Kellermann zeigt eine Frau, die als Juristin auch deswegen glänzen will, um ihrer ewig besserwisserischen Mutter etwas zu beweisen. Ein Automechaniker schaut da nicht gerade wie eine Bombenpartie aus, doch ist die Liebe nicht eine Himmelsmacht?

Gespür für Münchner Geschichten

Sebastian Sorger hat in der zweiten Staffel der Amazon-Serie die Regie übernommen. Er hat wie schon Anna-Katharina Maier das Gespür für diese Sorte Münchner Geschichten. Die Inszenierung übertreibt nicht, sondern lässt Figuren und Handlung blühen. Weniger ist mehr? Auf jeden Fall mehr.

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