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Da kommt selbst Kommissar Berg (Hans-Jochen Wagner) in Bedrängnis: Die Narren dreschen mit Schweineblasen auf die Besucher der Fasnet ein.

© SWR/Benoît Linder

Albtraum Karneval: Ein „Tatort“ so verwirrend wie die alemannische Fasnet

Wie Menschen sich unter den Karnevalsmasken vergessen: Im irritierenden Schwarzwald-„Tatort“ geht es um einen Ausnahmezustand, der zum Albtraum wird.

Die schwäbisch-alemannische Fastnacht kann für Außenstehende durchaus verwirrend sein, nicht zuletzt wegen der uneinheitlichen Schreibweise. Je nach Region kann sie auch mal Fasnacht oder Fasnet heißen, wobei sich die ARD im jüngsten „Tatort“ aus dem Schwarzwald für letztere Variante entschieden hat.

Gewöhnungsbedürftig sind aber genauso die mitunter brutal anmutenden Gebräuche der Narren mit ihren grimmigen Masken, und das sogar für die ortskundigen Fernsehkommissare. Selbst einem stämmigen Kerl wie Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) fällt es da schwer, sich und seine Kollegin Franziska Tobler (Eva Löbau) vor allzu übergriffigen Brauchtümlern zu beschützen.

In der alemannischen Fasnet erscheint alles möglich, die Strafe lauert trotzdem hinter der nächsten Ecke, heißt es in der Ankündigung für den Fastnachtskrimi mit dem Titel „Ich hab im Traum geweinet“, bei dem Jan Bonny zugleich Regie geführt und zusammen mit Jan Eichberg das Drehbuch geschrieben hat. „Auf geht’s. Ab geht’s. Drei Tage wach“, lautet ein Schlachtruf der Narren.

Die "Tatort"-Kommissare im Ausnahmezustand

Das Duo Tobler/Berg lässt sich in seinem fünften Einsatz dabei in einem Maße auf diesen Ausnahmenzustand ein, das selbst für einen „Tatort“ außergewöhnlich ist – selbst wenn dieses Verhalten in den Karnevalshochburgen während der tollen Tage wohl durchaus als normal gilt. Der Katzenjammer folgt allerdings spätestens am Aschermittwoch.

Zum Fall: Philipp und Elena Kiehl (Bibiana Beglau und Andreas Döhler) sind nicht zur Fasnet in den Schwarzwald gereist, sondern weil Elena einen Termin in einer Schönheitsklinik hat. Ein Face-Lifting steht an. In der Klinik treffen sie auf Krankenschwester Romy Schindler (Darja Mahotkin). Philipp Kiehl kann sich noch an sie erinnern, als sie als Escort-Girl arbeitete – und will daran anschließen.

Romy Schindler lässt sich darauf ein, obwohl sie inzwischen mit einem Arzt der Klinik liiert ist und mit ihrem Sohn sogar bei David Hans (Andrei Viorel Tacu) und seiner Mutter lebt. Am Morgen danach ist Philipp Kiehl tot, allerdings ist der „Tatort“ da schon beinahe zur Hälfte rum.

Als die Kommissare am Tatort eintreffen, sind sie weiterhin mehr mit sich selbst und der zurückliegenden Nacht als mit dem Fall beschäftigt. Ob sie den Toten attraktiv findet, will Berg von Tobler wissen. Und auch als Überbringer der Nachricht vom Tod ihres Mannes nehmen sie wenig Rücksicht mit der schönheitbehandelten Ehefrau.

Dieser „Tatort“ dreht sich mehr um sexuelle Eskapanden und das nymphomanische Verhalten des ehemaligen Escort-Girls und weniger um die Aufklärung der Mordtat. Gedreht wurde übrigens im vergangenen Jahr während der Fastnacht in Elzach.

Jan Bonny fand bei einem Besuch der dortigen Fasnet besonders die Verquickung von Rausch und Tradition inspirierend. Die Frage, unter welcher Maske sich der Mörder befindet, hat ihn hingegen weniger interessiert. Ihm sei es mehr um die Traummetapher und besonders um den Traum von einem anderen Leben gegangen, sagt er.

Albtraum Karneval

Die filmische Schilderung, wie Menschen sich unter ihren Karnevalsmasken vergessen, wirkt dabei eher wie ein Albtraum.

Eine ganz besondere Rolle spielt in diesem „Tatort“ übrigens die Filmmusik von Jens Thomas. Sie dient nicht der atmosphärischen Untermalung. Die von Jens Thomas gesungenen Lieder sind selbst Teil der teils irritierenden Handlung.

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