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Ich glotz' TV. Fernsehen ist Bürgers Lieblingsbeschäftigung

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Aktuelle Umfrage: Fernsehen bleibt Freizeitbeschäftigung Nummer 1

Freizeit heißt für die Deutschen Mediennutzung. Fernsehen, Radiohören, Telefonieren, Internet, Zeitungslesen - lautet die Reihenfolge

Fernsehen bleibt mit 97 Prozent die liebste Freizeitbeschäftigung der Deutschen, gefolgt von Radiohören (90 Prozent) und Telefonieren (89). Laut einer Umfrage der Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen nahm die Internetnutzung (73 Prozent) stark zu und verdrängte das Zeitungslesen (72 Prozent) von Rang vier. „Die Dominanz der Medien setzt sich fort“, sagte der wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Ulrich Reinhardt, dem Evangelischen Pressedienst. Laut Freizeit-Monitor sind Kultur und soziale Aktivitäten ins Hintertreffen geraten. Am Ende der Liste stehen Faulenzen (44 Prozent) sowie Kaffeetrinken und Kuchenessen (52 Prozent).

Im Vergleich mit einer Umfrage aus dem Jahr 1981 haben sich die Freizeitbeschäftigungen deutlich verändert. So gaben seinerzeit nur 67 Prozent der Bevölkerung an, regelmäßig eines der damals drei TV-Programme zu sehen. Heute, im Zeitalter der Hunderten von Programmen und Video-on-Demand-Plattformen, sind es 97 Prozent, die wenigstens einmal pro Woche den Fernseher anschalten; zwei Drittel tun dies sogar täglich. 1981 belegte das Fernsehen Rang vier, hinter Zeitungslesen, Handarbeit und Gartenarbeit. Laut einer Umfrage von 1998 waren damals nur drei Prozent der Bevölkerung regelmäßig online. Mittlerweile sind es 73 Prozent, bei den 14- bis 24-Jährigen sogar 99 Prozent. Bei den über 65-Jährigen nutzen dagegen nur 35 Prozent regelmäßig das Internet - aber dies ist ein Anstieg um 21 Prozentpunkte innerhalb von fünf Jahren.

Soziale Aktivitäten verlieren

Auf der anderen Seite haben soziale Aktivitäten verloren: Die Deutschen unternehmen der Befragung zufolge mittlerweile seltener etwas mit Freunden, sprechen weniger Einladungen aus und reden auch nicht mehr so oft über wichtige Dinge wie früher. 18 Prozent treffen regelmäßig Freunde oder Bekannte zu Hause, das sind acht Prozent weniger als noch 2004.Unternehmungen mit Freunden gingen im 20-Jahres-Vergleich zwischen 1994 und 2004 sogar um die Hälfte auf 17 Prozent zurück. Dafür werden die Kontakte jetzt häufiger über soziale Netzwerke gepflegt.

Auch die Hochkultur leidet nach den Zahlen des Freizeit-Monitors. Sagten 2004 nur 45 Prozent, dass sie niemals ins Theater, Klassikkonzert oder in die Oper gehen, sind es jetzt bereits 54 Prozent. Lediglich drei
Prozent der Deutschen gehen mindestens einmal im Monat in ein Theater oder Museum. Beim ehrenamtlichen Engagement liegt die Bewertung der Zahlen im Auge des Betrachters: Drei
von fünf Deutschen engagieren sich nie ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Andersherum: 40 Prozent tun es regelmäßig.

Immer beliebter wird die Gartenarbeit: 30 Prozent widmen sich in ihrer Freizeit ihren Blumen- und Gemüsebeeten - 2004 waren es erst 24 Prozent. Stark rückläufig ist im Vergleich zu 2010 das Interesse an Kaffee und Kuchen - ein Minus von zwölf Prozentpunkten. Aber auch Shoppen (minus neun Prozentpunkte), Treffen mit Freunden (minus acht) und Spielen mit Kindern (minus sieben) sind seltener geworden. Deutliche Unterschiede gibt es im Freizeitverhalten zwischen Arm und Reich. Bei Menschen mit geringem Einkommen steht an der Spitze „Spontan tun, wozu man Lust hat“, Mittagsschlaf und Faulenzen. Bei Reicheren sind es Zeit mit dem Partner, Restaurantbesuche und Internet.

Etwa zwei von drei Bundesbürgern (68 Prozent) möchten gerne häufiger spontan tun, wozu sie Lust haben. 64 Prozent möchten gerne öfter ausschlafen, 60 Prozent wünschen sich mehr Ausflüge, Restaurantbesuche oder Unternehmungen mit Freunden. Viele Menschen gestalteten ihre Freizeit offenbar nicht nach ihren persönlichen Bedürfnissen, so das Fazit von Reinhardt. Sie möchten ihre Freunde eigentlich lieber real treffen als sich nur mit ihnen zu mailen. „Die meisten Bürger würden lieber etwas aktiv etwas unternehmen als passiv vor dem Fernseher zu sitzen.“

Weniger Freizeit als früher

Im Durchschnitt haben die Deutschen insgesamt drei Stunden und 56 Minuten Freizeit am Tag. Im Vergleich zu 2010 sind das sieben Minuten weniger, bei Jugendlichen beträgt das
Minus sogar 36 Minuten. Der starke Rückgang des Freizeitbudgets bei den Jüngeren ist der Analyse zufolge vor allem auf die zunehmende Zahl von Ganztagsschulen und die Verkürzung
des Zeitraums bis zum Abitur auf zwölf Jahre zurückzuführen.

Auch das steht in der Studie: Das Freizeitverhalten in Ost und West hat sich weiter angeglichen. Groß sind demnach die Unterschiede lediglich noch beim Sport oder Aktivitäten für die Gesundheit, denen eher die Westdeutschen nachkommen. Die Ostdeutschen favorisieren indes häufiger Gartenarbeit und Mittagsschlaf.

(mit epd/AFP)

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