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Auf den Spuren von Amelia Earhart und Charles Darwin. „Curious Expedition 2“ geht mit PC-Spielern auf Entdecker-Abenteuer.

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Aktuelle Independent-Games: Jenseits von „Fifa“ und „Fortnite“

Independent-Games haben oft die frischeren Spielideen. Ein Überblick über die Neuerscheinungen für PC, Mobile, Konsole und VR-Brille.

Einen Gutteil ihres Umsatzes macht die Computerspielbranche nach wie vor mit Blockbustern wie „Fifa“ oder „Fortnite“. Doch kleine unabhängige Spielestudios erreichen mit ihren „Independent Games“ eine immer größere Käuferschaft. Das hat verschiedene Ursachen: Mehr Distributionskanäle, frei verfügbare Entwicklerwerkzeuge, eine wachsende Zahl von Game-Design-Studiengängen – und natürlich die Tatsache, dass immer mehr Menschen Computerspiele spielen. Denn damit wächst auch die Nachfrage nach neuen Spielerfahrungen, die über Allmachtsfantasien und Adrenalin-Action hinausgehen. „Indie-Games“ bilden die ganze Palette menschlicher Gefühlsregungen ab: Sehnsucht, Melancholie und moralische Zweifel sind nun Teil der Spielerfahrung. Neugier, Kreativität und Experimentierfreude kommen ebenfalls nicht zu kurz. Unsere aktuellen Empfehlungen erstrecken sich über vier Spieleplattformen: Windows-PCs, Konsolen, Mobilgeräte und Virtual-Reality-Brillen.

Viel Auswahl für den PC

Nirgendwo ist die Auswahl an Indie-Games so groß wie auf dem Windows-PC: Download-Plattformen wie Steam, GOG, itch.io oder der Epic Games Store haben Tausende Spiele im Programm, die meisten von ihnen benötigen keinen Hochleistungsrechner. „The Longing“ (Preis: 15 Euro) vom Stuttgarter Studio Seufz hat gerade beim renommierten Zürich Game Festival „Ludicious“ den Innovationspreis gewonnen. Als Diener beaufsichtigen wir einen unterirdischen Palast, während der König 400 Tage schläft, um seine Macht zurückzuerlangen. „The Longing“ lässt uns warten und unsere Sehnsucht fühlen – denn die 400 Tage laufen tatsächlich in Echtzeit ab: Vielleicht auch eine spielerische Metapher auf die Corona-Zeit. „Nimbatus – The Space Drone Constructor“ fordert derweil den Bastlergeist: In dem Schweizer Indie-Game (17 Euro) konstruieren die Spieler aus Hunderten von Einzelteilen komplexe Weltraumdrohnen. Mit denen erkunden sie dann zufallsgenerierte Planeten, bauen Ressourcen ab und überstehen allerlei brenzlige Situationen.

Die Erforschung unbekannter Gefilde ist auch eines der Themen von „Curious Expedition 2“. Das Berliner Studio Maschinen-Mensch mischt in der Fortsetzung seines Überraschungshits von 2016 bewusst trashige Entdecker-Klischees mit Strategieherausforderungen und einer Atmosphäre, die an Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ erinnert. Im 19. Jahrhundert stellen die Spieler aus berühmten Mitgliedern eines „Explorers Club“ (Amelia Earhart, Charles Darwin etc.) ein Expeditionsteam zusammen, um mysteriöse Inseln im Atlantik zu erforschen, Schätze zu heben und Geheimnisse zu lüften. Die Macher des Spiels sind sich der Imperialismus-Problematik durchaus bewusst: Immer wieder scheint das doch sehr fragwürdige Selbstverständnis der Expeditionsteilnehmer durch. „Curious Expedition“ befindet sich noch in der Entwicklung, ist aber im „Early Access“ auf Steam verfügbar (Preis: 17 Euro). Ein Fest für Fans von Retro-Pixelästhetik ist „VirtuaVerse“ (15 Euro). Das Point-and-Click-Adventure stellt seine Nutzer vor Logikrätsel und Kombinationsaufgaben, das Science-Fiction-Setting erinnert an Klassiker des Cyberpunk wie „Neuromancer“ oder „Bladerunner“. Ebenfalls gerätselt werden darf in „LIT: Bend the Light“ (Preis: fünf Euro): In dem kompakten Erstlingswerk des Berliner Studios Copperglass muss ein Lichtstrahl durch dunkle Labyrinthe gelenkt werden, indem Spiegel und Glasstücke neu positioniert werden – spannend! Auf humblebundle.com ist noch bis Ende Juli das günstige Spiele-Rabattpaket „Summer Adventure Games“ zu haben: Je nach Preisstufe enthält das Paket so lohnende Titel wie „The Walking Dead“, „Batman – The Telltale Series“ und „Heaven’s Vault“.

Von Playstation bis Switch

Auch auf den Spielkonsolen Playstation 4, Xbox One und Nintendo Switch gibt es mittlerweile eine riesige Auswahl an Indie-Games. Eines der schönsten Indie-Spiele der letzten Monate ist „Ori and the Will of Wisps“ (Xbox One, PC; 30 Euro). Als Waldgeist Ori springen, klettern, gleiten und schwimmen die Spieler durch verwunschene Landschaften, bekämpfen riesige Gegner und helfen der kleinen Eule Ku, ihre Familie wiederzufinden. Ein ästhetischer Hochgenuss ist auch „In Other Waters“ (Switch, PC; 15 Euro). Als Künstliche Intelligenz unterstützen die Gamer darin einen Astronauten, der einen wasserbedeckten Alien-Planeten erkundet. Sehr sportlich geht es in „Lonely Mountains: Downhill“ zu. In der Mountainbike-Simulation lassen sich abwechslungsreiche Strecken ohne Zeitdruck nach Abkürzungen untersuchen, bevor der Wettlauf mit der Zeit beginnt. Das packende Rennspiel des Berliner Studios Megagon Industries ist inzwischen auf PS4, Xbox One, Switch und PC erhältlich (20 Euro).

Für Smartphones und Tablets

Gaming-Apps gibt es wie Sand am Meer, viele davon nerven mit Mikrotransaktionen und öden Spielmechaniken. „If Found …“ (iOS, PC; elf Euro) hebt sich durch seine außergewöhnliche Story und sensible, poetische Inszenierung von der Masse ab: Als Spieler begleiten wir die Mittzwanzigerin Kasio bei der Suche nach der eigenen Identität, indem Tagebucheinträge per Radiergummi gelöscht werden.

Das knallbunte „Vectronom“ (iOS, PC) setzt auf packende Rhythmen und Hinderniskurse. Die PC-Version kostet zehn Euro, die iOS-Version ist bis zum neunten Level gratis. „Little Orpheus“ ist ein wunderschönes Jump-and-Run- Game und Teil des Abo-Angebots Apple Arcade: Darin werden die Geheimnisse am Mittelpunkt der Erde erforscht. Außerdem empfehlenswert: Das Ameisen-Strategiespiel „Pocket Ants: Colony Simulator“ (Android) und „Transport It! – Idle Tycoon“, ein kurzweiliges Logistikspiel (iOS, Android). Beide Spiele finanzieren sich über In-App-Käufe. „KIDS“ ist weniger ein herkömmliches Spiel als vielmehr Versuchsanordnung und Denkanstoß: Per Fingerwisch lenkt man strömende, abstrakte Menschenmassen (Android, iOS, PC; drei Euro).

Spiele für die VR-Brille

VR-Brillen lassen ihre Nutzer tief ins Spielgeschehen eintauchen, sind aber – aufgrund der Hardware-Kosten – noch ein Nischenmarkt. Allerdings ist mit der „Oculus Quest“ mittlerweile eine VR-Brille auf dem Markt, die mit 450 Euro vergleichsweise günstig ist – und sich zudem komplett kabellos nutzen lässt. „Premium Bowling“ (20 Euro), das auf der Quest und anderen VR-Brillen läuft, macht mit seiner Hochglanz-Inszenierung richtig Spaß. Ebenfalls zu empfehlen ist „The Line“ (Quest; fünf Euro), eine anrührende Liebesgeschichte im Brasilien der 1940er Jahre. Auch der animierte VR-Film „Gloomy Eyes“ (Quest; acht Euro) ist eine Liebesgeschichte, die atmosphärisch an Tim-Burton-Filme erinnert.

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