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Deutschland spielt. Nur: Um welche Uhrzeit?

© IMAGO

Ärger beim Frauenfußball im Fernsehen: ARD und ZDF verteidigen frühe Anstoßzeiten

Wird der Frauenfußball genug wertgeschätzt? ARD & ZDF verteidigen frühe Anstoßzeiten bei Länderspielen. Darüberhinaus gibt es Enttäuschung in Sachsen-Anhalt.

Alle schwärmen von der Entwicklung des Frauenfußballs in den vergangenen Jahren. Echt Wertschätzung im medialen Sinne erfährt das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg aber offenbar nicht - zumindest, wenn es um die Präsentation bei ARD und ZDF und die Kritik daran geht.

Stichwort frühe Anstoßzeiten. Das WM-Qualifikationsspiel der deutschen Fußballerinnen in Braunschweig gegen die Türkei startet am Freitag bereits um 16 Uhr im ZDF. Wer sitzt da schon vor dem Fernseher?

Gegen diesen Vorwurf haben sich nun die Sportchefs von ARD und ZDF verteidigt. „Wir haben den Auftrag, die Vielfalt des Sports zu zeigen, nicht einzelne Sportarten zu fördern“, sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann.

Der Deutsche Fußball-Bund hat die Übertragungsrechte für Heim-Länderspiele bis 2023 an ARD und ZDF vergeben. Zuletzt hatte es von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und auch von Spielerinnen immer wieder Kritik an der zuschauerunfreundlichen frühen Anstoßzeit gegeben.

Nationalmannschaftsspiele gehören live übertragen - zu einer vernünftigen Uhrzeit

Zudem äußerte ausgerechnet Ex-Weltmeisterin Nia Künzer als ARD-Expertin zuletzt öffentliche Kritik: „Wir können nicht immer nur darüber reden, dass sich der Frauenfußball weiterentwickeln muss (...). Da gehören ganz viele Akteure dazu, und da muss ich auch mal die ARD nennen: Nationalmannschaftsspiele gehören live übertragen - zu einer vernünftigen Uhrzeit.“

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Die Sportredaktion habe keine freie Auswahl bei der Suche nach einem Sendeplatz, sagte dazu ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky der Deutschen Presse-Agentur. „Ansetzungen sind ein komplexes Thema, bei dem verschiedene Interessen berücksichtigt werden müssen. Wir kommen nicht zu jedem Zeitpunkt ins Programm.“

Ums Programm ging es auch bei der Tagung der ARD-Intendanten in dieser Woche, deren wichtigstes Ergebnis der Tagesspiegel vorab veröffentlichte: die Schaffung einer neue Gemeinschaftseinrichtung Kultur mit Sitz im thüringischen Weimar, womit der Forderung nach mehr öffentlich-rechtlicher Präsenz in neuen Bundesländern Rechnung getragen wird. 2022 wird ARD Kultur mit einem kulturellen Ideenwettbewerb zur Frage starten, was die Gesellschaft zusammenhält.

Neben der Einrichtung in Weimar wird in der Programmdirektion des Mitteldeutschen Rundfunks am Standort Halle in Sachsen-Anhalt die Verantwortung für die ARD Koordination Kultur liegen. Ganz nachvollziehbar ist das Ganze dort nicht. „Wir hatten mehr erhofft“, sagte Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt und Medienminister.

Kein gutes Vorzeichen für die Diskussionen um die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

„Wir nehmen mit starkem Bedauern und Enttäuschung zur Kenntnis, dass die Gemeinschaftseinrichtung ARD Kultur nicht ebenfalls nach Halle, sondern nach Weimar geht, trotz der bei der trimedial ausgerichteten Programmdirektion in Halle vorhandenen Angebote, Kompetenzen und Erfahrungen im Kulturbereich.“

Damit entstehe der Eindruck, die Standortentscheidung sei von der Entscheidung des Landes zur Erhöhung des Rundfunkbeitrages beeinflusst. Das sei kein gutes Vorzeichen für die anstehenden Diskussionen um die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Ein Zeichen will ARD-Programmdirektorin Christine Strobl mit einer Selbstverpflichtungserklärung des Senderverbunds setzen, derzufolge die ARD auch zu einem modernen, regional verankerten Inhalte-Netzwerk umgebaut werden soll, das für alle Bevölkerungsgruppen attraktiv ist. Weiterer Punkt hierin: eine engere Zusammenarbeit der einzelnen Anstalten und Programme. 

Einer regulären Verlängerung der 20-Uhr-„Tagesschau“, wie sie in jüngster Zeit gerade auch angesichts der Corona-Informationslage vielerorts gefordert wurde, steht Strobl mit dem Verweis auf die Angebote tagesschau24 und Phoenix indes ablehnend gegenüber.
Zu guter Letzt: Tom Buhrow setzt auf die Fortsetzung des Zukunftsdialogs mit den ARD-Zuschauern. Wie soll das Programm aussehen? Vielleicht erfährt der Verbund dort, was die Zuschauer und Zuschauerinnen von den frühen Anstoßzeiten bei Frauenfußball-Länderspielen im Fernsehen halten.(mit dpa)

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