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"Lindenstraße"-Folge 754, die fünftletzte: "Die Geister, die Helga riefen", am Sonntag um 18:50 Uhr, ARD. Helga (Marie-Luise Marjan) mit Hans Beimer (Joachim H. Luger, links), Benny Beimer (Christian Kahrmann, Mitte) und Erich Schiller (Bill Mockridge).

© WDR/Steven Mahner

Abschied von der „Lindenstraße“: Alles, was gut ist, hat auch ein Ende

Wieso Claudia Roth die deutsche Commedia dell'arte vermissen wird: Der Tagesspiegel-Countdown zum Ende der „Lindenstraße“.

Claudia Roth, Vizepräsidentin des Bundestages, erinnert sich. Am Sonntag läuft die fünftletzte Folge der „Lindenstraße (ARD, 18 Uhr 50), deren Countdown wir bis zum 29. März herunter zählen, bisher mit Michael Meisheit , Klaudia Wick , Joachim Kosack, Ahne und Thomas Hermanns).

Sie werden mir fehlen, diese 30 Minuten am Sonntagabend, ummantelt von „Sportschau“, „Bericht aus Berlin“ und „Weltspiegel“, als Warm-up zum „Tatort“. Sie wird mir fehlen, diese deutsche Commedia dell’arte mit ihren festen Rollen und Charakteren, die sich treu geblieben sind, auf die wir uns verlassen konnten – und die doch gebrochen haben mit den üblichen Vorurteilen, mit der Einfältigkeit klassischer Seifenopern, mit vermeintlichen Rollenbildern.

Mag die "Lindenstraße": Claudia Roth, MdB und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages.
Mag die "Lindenstraße": Claudia Roth, MdB und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages.

© Thilo Rückeis

Sie wird mir fehlen, diese „Lindenstraße“. „Lindenstraße“, das war Spiegeltheater und Seismograph unserer Gesellschaft, war wöchentliches Echo unserer Freuden und Sorgen, war Reflektion alltäglicher Herausforderungen und politischer Debatten. Jahrzehntelang hat die Serie flankiert und eingeordnet, hat gesellschaftliche Veränderung nicht nur abgebildet, sondern durch vorsichtig-sanfte Provokation unterstützt. Unvergessen: der erste Kuss zweier Männer im deutschen Vorabendprogramm, 27 Jahre vor der Ehe für alle.

Bundestagswahlen und Weltmeisterschaften, Drogensucht und Alkoholismus, struktureller Rassismus und sexueller Missbrauch, natürlich auch Liebe und Eifersucht, Tod und Verlust: Wirklich alles wurde beleuchtet.

Immer wieder hat die „Lindenstraße“ damit eingewirkt auf gesellschaftlichen Wandel, hat Augen geöffnet und Herzen erreicht, war treue Begleiterin deutscher Veränderung. Damit soll nun Schluss sein? Ausgerechnet in einer Zeit, da die Radikalität des Realen die Vorstellungskraft selbst eines deutschen „Dallas“ zu überflügeln droht? Der Gedanke ist gewöhnungsbedürftig. Letztlich aber hat Hans W. Geißendörfer natürlich Recht: „Alles, was gut ist, hat auch mal ein Ende.“ Dem ist nur eines hinzuzufügen: Danke, „Lindenstraße“.

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